Dirk Nowitzki: German Wunderkind

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Dirk Nowitzkiist die legendäre Nummer 41 der „Dallas Mavericks“ und einer der erfolgreichsten deutschen Sportler aller Zeiten. Das „German Wunderkind“ warf im Würzburger Gymnasium seine ersten Körbe und wechselte 1998 in die amerikanische Profiliga NBA. Seinem texanischen Verein hielt Nowitzki (36) stets die Treue und führte ihn 2011 zum Meistertitel.

Herr Nowitzki, waren Sie von dem Filmprojekt sofort überzeugt?

Nein. Als man mir das Projekt vorstellte, wollte ich es auf keinen Fall machen. Wir sind doch alle so ein bisschen von diesen Reality-Shows verdorben. Ich habe mir vorgestellt, dass die Kamera 24 h im Haus sein würde, das geht gar nicht. Aber das Filmteam hat das schon gut gemacht. Man hat mir meine Freiheiten gelassen und war respektvoll. Sie waren über zwei Jahre hinweg immer mal da und dann wieder weg, das war ein guter Mittelweg. Im Nachhinein bin ich froh darüber, es doch gemacht zu haben. Der Film ist ganz gut geworden, glaube ich.

Im Film erfährt man, dass Sie kein guter Bowling-Spieler sind, nicht kochen, nicht singen und kein Geld am Automaten abheben können. Was können Sie überhaupt?

Nicht viel. (lacht) Sportlich war ich schon immer recht begabt. Schon in der Schule war Sport das Einzige, was mir leicht gefallen ist. Alles andere war harte Arbeit.

Erinnern Sie sich noch an den Moment, in dem Sie wussten, dass Basketball Ihr Weg ist?

Nee, gar nicht. Ich habe am Anfang Tennis und Handball gespielt und ging davon aus, dass es auf eine dieser Sportarten hinausläuft. Meine Schwester und meine Mutter haben Basketball gespielt, deshalb dachte ich immer, dass Basketball ein Frauensport ist. Mit 12 oder 13 habe ich umgedacht. Ich war schon riesengroß für mein Alter. Mein Cousin hat mich zum ersten Mal zum Training geschleppt und es hat riesigen Spaß gemacht. Eine Zeit lang liefen die drei Sportarten noch parallel, mit 15 oder 16 habe ich mich nur noch auf Basketball konzentriert. Es war die richtige Entscheidung.

Wie schwer fällt es Ihnen, an einem Ball vorbeizugehen, ohne ihn in die Hand zu nehmen?

Sehr schwer. Aber das war auch schon als Kind so. Meine Eltern waren beide aktiv und ich bin quasi in der Halle groß geworden. Ich bin hinter Bällen hergelaufen, solange ich zurückdenken kann. Der Ball wird auch nach meiner Karriere eine große Rolle spielen. Ich glaube schon, dass ich diesem Sport erhalten bleibe. Ich möchte das, was ich in den letzten 20 Jahren gelernt habe, gern weitervermitteln. Wie und wo das sein wird, ist allerdings noch nicht ganz klar.

Sie gelten als eher zurückhaltend, fallen aufgrund ihrer Körpergröße aber zwangsläufig auf.Wünschen Sie sich manchmal eine Tarnkappe?

Ja, ab und zu wäre das schon mal schön. Nachdem wir 2011 die Meisterschaft geholt haben, bin ich mit meiner Freundin und heutigen Frau in den Urlaub gefahren. Ich lag halbnackt am Strand und war am Einduseln, als ich unsanft geweckt wurde. Das war schon unangenehm und ich habe gedacht, dass es echt nicht schlecht wäre, jetzt ein bisschen kleiner zu sein und eine Perücke zu tragen. Es ist ja auch schön, erkannt zu werden. Es zeigt, dass man für seine Leistungen respektiert wird. Aber manchmal wünscht man sich schon die Tarnkappe.

Gibt es Orte, an denen Sie sich frei bewegen können?

Die beste Erfahrung habe ich bisher in Australien gesammelt. Wir hatten damals in der ersten Runde verloren und ich war richtig schlecht drauf. Ich wollte so weit weg wie möglich und am besten nie mehr über Basketball nachdenken. Wir sind sechs Wochen lang durch Australien gereist und die Australier sind beim Thema Basketball wirklich schmerzfrei. Ich bin ganz normal durch Sydney gelaufen wie jeder andere auch. Das war eine echt schöne Zeit.

Werden Sie in den USA bleiben oder kommt für Sie und Ihre Frau auch eine Rückkehr nach Deutschland infrage?

Meine Frau fühlt sich an beiden Plätzen wohl, genau wie ich. Sie ist in Schweden aufgewachsen und lebt seit fast zehn Jahren in Amerika. Es kommt darauf an, wo ich nach dieser Karriere eine Nische für die restlichen Jahre meines Lebens finden werde. Da ist noch alles offen.

Sie haben in Dallas noch einmal einen 3-Jahres-Vertrag unterschrieben. Was motiviert Sie weiterhin?

Vorletztes Jahr ist nicht so gut gelaufen, auch wegen meiner Knie-OP. Es war schwer, mich zurückzuarbeiten. Für ein paar Monate lief es nicht so gut, bis ich wieder fit war. Das letzte Jahr hat dann wieder großen Spaß gemacht, ich habe einigermaßen effektiv gespielt und die Mannschaft war gut. Dieses Jahr hat mich wieder positiv gestimmt. Hätte man mich ein Jahr früher gefragt, hätte ich wahrscheinlich gesagt, dass es jetzt langsam dem Ende zugeht. Aber so, wie ich mich derzeit fühle, glaube ich schon, dass ich noch eine Weile auf hohem Niveau spielen kann.

Aber eigentlich haben Sie alles erreicht.

Ja, aber wenn Bayern Meister wird, hören ja auch nicht alle Spieler gleich auf. Dieses Gefühl wünscht man sich immer wieder: einmal noch die Meisterschaft holen! Diese Aufregung in der Stadt und in der Umgebung, das war schon ein unglaubliches Gefühl. Das will man noch mal jagen. Mal schauen, ob wir in den nächsten drei Jahren vorne mitspielen können.

Sie hatten schon an Rückkehr gedacht, nachdem Sie gerade erst in Dallas angekommen waren?

Ja, vor allem das erste Jahr war schwer. So viele Spiele war ich nicht gewohnt, außerdem war das Spiel schneller und aggressiver als in Deutschland. Da kamen mir schon Zweifel. Aber alle haben mir gut zugeredet und gesagt, dass dieses erste Jahr für jeden schwer war. Ich habe mich im Endeffekt durchgebissen und im zweiten Jahr war schon alles viel besser. Ich habe angefangen, mich auch außerhalb des Spielfeldes wohler zu fühlen, was wichtig ist. Wenn man sich außerhalb nicht wohl fühlt, ist es schwer, auf dem Feld Leistung zu bringen.

Der Film heißt „Der perfekte Wurf“. Gibt es diesen in der Realität?

Es gibt einen Wurf, der sich echt super anfühlt. Und dann geht das Ding doch nicht rein. Und dann gibt es wieder Würfe, von denen man denkt, dass sie total schief  rausgekommen sind und dann springt der Ball irgendwie auf den Ring oder ans Brett und geht trotzdem noch  rein. Am Anfang habe ich versucht, diesen perfekten Wurf zu finden, im Training mit Holger, bei tausenden und abertausenden Schüssen. Man konzentriert sich im Training stärker auf den perfekten Wurf. Im Spiel zählt nur das Resultat: Ist er drin oder ist er nicht drin? 

Regisseur Sebastian Dehnhardt hat verraten, dass Ihre ganze Garage voller Schuhe steht. Was hat es damit auf sich?

Vielleicht steckt da noch so ein bisschen der Komplex dahinter, dass ich damals immer nur mit einem Paar Schuhe herumgelaufen bin. Vielleicht brauche ich für meine Psyche deshalb heute ein paar mehr. Ich habe mehr als genug, bestimmt über hundert Paar.

Was ist für Sie Luxus?

Ich habe ein schönes Haus, aber ich brauche nicht unbedingt irgendwelche materiellen Dinge, um glücklich zu sein. Natürlich wohne ich gern schön und gehe ab und zu gut essen. Luxus ist für mich Freizeit, Freiheit. Die Zeit mit der Familie, Reisen im Sommer.

Welches Verhältnis haben Sie zum Geld?

Es ist schon schön, wenn man sich um Geld keine Sorgen mehr machen muss. Ich muss nach Beendigung meiner Karriere keinen Job annehmen, den ich nicht mag, nur um meine Familie ernähren zu können. Mehr hat mir Geld nie bedeutet. Ich habe immer versucht, so viel wie möglich auf die Seite zu legen, damit ich mit meiner Familie für den Rest meines Lebens gut leben kann. Das war‘s eigentlich.

"Nowitzki. Der perfekte Wurf", Bundesstart: 18. September

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