Im Gespräch mit Moritz Bleibtreu über seinen neuen Film

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In „Die dunkle Seite des Mondes“ spielt Moritz Bleibtreu einen Anwalt, dessen Leben nach Experimenten mit psychedelischen Pilzen dramatisch wird. Wir haben mit ihm gesprochen.

Herr Bleibtreu, fühlen Sie sich verkleidet, wenn Sie einen Maßanzug tragen?

Nee. Ich bin zwar kein klassischer Schlipsträger, aber verkleidet fühle ich mich damit nicht. Aber tatsächlich habe ich eine Figur wie diese auch aufgrund meines Alters noch nicht so oft gespielt. In „Schuld“ kam der erste Anwalt, nun noch einer. Ich wachse wohl jetzt in diese „wohlsituierteren, betagteren Charaktere“ hinein. Und dann glaubt man mir sogar einen Juristen.

Es ist nicht Ihr erster Film, in dem Drogen eine Rolle spielen. Sie selbst geben an, kaum Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt zu haben. Wer hat Sie vor Versuchungen bewahrt?

Nee, ich habe nur gesagt, dass ich noch nie auf einem vergleichbaren Trip war. Einmal in meinem Leben habe ich auch Pilze ausprobiert. Ich war noch sehr jung und es war ziemlich lustig. Aber es hatte überhaupt nichts mit so einer schwer psychotischen Wirkung wie im Film zu tun. So eine Erfahrung fehlt mir gänzlich, dazu habe ich keinerlei Bezug.

Ein Gehirn ist Chemie und Elektrizität. Existiert der freie Wille?

Ich persönlich denke schon, dass er das tut. Natürlich gekoppelt an viele Einflüsse und sicherlich unter der Voraussetzung, dass man in der Phase des Aufwachsens überhaupt Raum dafür geschaffen hat. Im Nachhinein, denke ich, ist wohl keine Möglichkeit mehr gegeben, noch einen freien Willen zu entwickeln.

Im Film spielt die Pharmaindustrie mit gezinkten Karten, Auch im wahren Leben hat die Gier über den Anstand gesiegt. Glauben Sie, dass man das rückgängig machen kann?

Nein, und das ist das Schlimme. Da geht es um Hemmschwellen – eine immens wichtige Sache. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch eine natürliche Hemmschwelle davor hat, einen anderen Menschen zu verletzen. Es sei denn, sie wurde ihm in der Jugend genommen. Der Verlust von Empathie ist das große Problem unserer Zeit. Man kann auf diese ganzen Situationen eigentlich nur mit übertrieben viel Liebe reagieren. Eine andere Möglichkeit sehe ich da nicht.

Spielt Pink Floyds Platte „The Dark Side of the Moon“, die dem Film den Namen gibt, in Ihrem Leben eine Rolle?

Nicht wirklich. Dafür bin ich fast zu jung. Als „The Wall“ richtig fett war, war ich schon mit dem 80er-Jahre Pop beschäftigt, also eher Duran Duran, Kim Wilde und so was.

Im Film fällt der schöne Satz: „Von Pink Floyd in den Maßanzug“. Entdecken Sie bei sich auch fortschreitende Spießigkeit?

Nö. Wenn man von Pink Floyd und Maßanzug spricht, geht es ja um Werte. Und da gehe ich eigentlich ziemlich geradeaus. Aber natürlich entdecke ich jeden Tag Veränderungen. Gerade heute habe ich mir drei graue Haare aus dem Bart gezupft. Aber meine Einstellung zu Werten hat sich in den letzten 15 Jahren nicht verändert.

Ihre Figur macht einen bemerkenswerten Umbruch durch. Lässt sich auch Ihre Karriere in Phasen und Umbrüche gliedern?

Nicht so richtig. Bis jetzt ist da ein roter Faden drin. Auch meine Einstellung zum Beruf hat sich nicht geändert, seit ich zwanzig bin. Ein paar Sachen haben sich vielleicht relativiert. Ich habe zum Beispiel 17 Jahre lang keine Fernsehfilme gemacht, dafür das Kino als Raum geliebt: Aber wenn die guten Geschichten nur noch selten den Weg ins Kino finden, dann muss ich natürlich dahin, wo die guten Geschichten gemacht werden. Die Zeiten haben sich verändert, nicht ich.

Filmstart: 14. Januar 2016

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