Im Visier: der erste Polizeiruf 110 mit Matthias Matschke

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Das Crossover „Wendemanöver“ war der letzte Einsatz für den knurrigen Kommissar Jochen Drexler (Sylvester Groth). Neuzugang Matthias Matschke soll diese Lücke mit dem sympathischen Paragrafenreiter, Kommissar Dirk Köhler schließen. Der Mord an einem kleinen Jungen führt den Neuzugang und Stammermittlerin Doreen Brasch zusammen – zumindest dienstlich und das auch nur mit Knurren. Denn nach dem Ex-Kollege Drexler den Dienst quittiert hat, akzeptiert die Löwin, den „Neuen“ im Rudel nur schwer. Doch auch, wenn dieser eine Alpha-Männchen-Attitüde anfänglich vermissen lässt, merken Kommissarin Brasch und die Zuschauer bald, dass es in Köhler brodelt. Im Zentrum der Ermittlungen steht die Pflegefamilie des Mordopfers, sowie dessen leibliche Mutter, Ex-Junkie und hysterisch.

Matthias Matschkes Dirk Köhler ist Sympathieträger

„Endstation“ beginnt mit schwerverdaulichen Bildern. Die Gewaltschraube ist für einen Sonntagskrimi stark angezogen, wird aber regelmäßig mit humoresken Einlagen durchbrochen. Figuren wie das verhaltensauffällige Pflegekind Sascha (Nino Böhlau) bekommen eine deutliche Charakterzeichnung spendiert, kratzen dadurch allerdings oft an der Grenze zur Überzeichnung. Vielleicht passt das aber auch in den Dunstkreis der extremen Charaktere von „Endstation“. Claudia Michelsen brilliert als Doreen Brasch, dass der geneigte Krimi-Fan sich für sie den Solofilm wünscht, den leider Gottes Til Schweiger mit „Tschiller: Off Duty“ bekam. Was Michelsen hier mit Blicken erzählt, könnte das Tatort-Pendant nicht mit Worten vermitteln. Matthias Matschkes Dirk Köhler ist ein Sympathieträger: Familienvater mit Knuddelattitüde. An ein paar, wenigen Stellen darf der Zuschauer kurz durch diese Fassade linsen und hofft darauf, dass sich dieser Riss in kommenden Produktionen weiter öffnet. Braschs melancholisches Privatleben liegt bereits ausgebreitet da; lässt Anteil nehmen und vor dem Fernseher mitschluchzen. Dirk Köhler gilt es nun zu dematschkieren.

Magdeburg doch kein Sündenpfuhl

Schlussendlich wirkt „Endstation“ zwar nicht, wie eine Rundumerneuerung, aber durch die neue Konstellation wesentlich frischer. Vielleicht liegt es auch daran, das Magdeburg plötzlich auch nicht mehr anmutet, wie ein übergroßer Sündenpfuhl. Es ist immer noch grau, aber hellgrau.

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