Kapitel 66: Kino!?

Hygienekonzept für diese Kolumne: Leise in die Maske schluchzen!

Kein Kino, kein Bildchen in der Kolumne. Protest. Nachgeschaut Nummer 66, die Zahl des Teufels! Naja, fast. Aber wenigstens 'ne Schnapszahl. Prost! Wir sind jetzt alle diplomierte Videoconferenciers, spielen Online-Brettspiele und haben fünf Streamingabos. Was war Kino noch gleich? Ach, was beschweren wir uns eigentlich? Wenigstens haben wir noch die Magdeburger Lichterwelt. Mehr Erleuchtung dürfen wir in diesem Jahr nicht mehr erwarten.

Vorgeschaut 2021 – Part I: Warner Bros., HBO Max und der Hybrid-Release

Wann „Wonder Woman 1984“ in Deutschland startet, weiß jetzt keine Sau mehr. Sorry for that. In den USA startet der zweite Kinofilm, um DCs Kampfamazone allerdings am 25. Dezember – parallel im Kino und Video-on-Demand auf Warners Streamingservice HBO Max. Ob der Film bei Wiederöffnung der hiesigen Kinos – ab 10. Januar? – überhaupt noch im Kino ausgewertet wird, ist fraglich.

Hätte mir vor zwei Jahren einer erzählt, „Blockbuster direkt im Stream und so“, mir wäre vor Gleichgültigkeit glatt meine Fernbedienung in den Whisky gefallen. Will sagen: es war noch kein Thema. Als Mitte 2020 Filme wie „Der Unsichtbare“ und „Trolls World Tour“ kurzfristig vom Kino ins Heimkino verlegt wurden, deutete sich ein Umdenken in der Branche an. In der zweiten Jahreshälfte schob Disney seinen Blockbuster „Mulan“ direkt in den eigenen Streamingsservice und verlangte dabei einen ordentlichen Aufschlag von knapp 22 Euro. Ein Testballon? Und plötzlich schweben Begriffe wie „Home Premiere“ oder „Premium-Video-on-Demand“ durch den Äther.

Nun hat Warner Bros. seinen Ein-Jahres-Blockbuster-Fahrplan für 2021 veröffentlicht. Der sieht vor, dass die siebzehn wichtigsten Filme des Studios jeweils parallel im Kino und im Stream auf HBO Max starten. Gilt aktuell nur für die USA. Netzweit erkennen selbsternannte Kinokenner darin bereits den Untergang der Kinokultur. Es wird gerne überlesen, dass der jeweilige Film nicht dauerhaft im Stream bleibt, sondern exklusiv für einen Monat. Anschließend erfolgt die Auswertung wieder ausschließlich im Kino, sofern möglich. Das ist letztendlich nicht die schönste Lösung für Kino-Enthusiasten, aber eine flexible und vor allem eine Antwort auf eine Kinobranche, die sich beim Zuschauer zwangsläufig erst wieder rehabilitieren muss.

Übrigens: Ab Mitte 2021 will HBO Max auch in Europa starten. Funny. Derzeit läuft ein Gros der HBO-Importware über Sky. Die hybride Auswertungsstrategie soll in unseren Gefilden übrigens nicht gefahren werden.

Vorgeschaut 2021 – Part II: Fanboy Dreams

Vermutlich muss ich mir für 2021 doch Disney+, Apple TV+, Sky Irgendwas, Netflix, Prime Video und HBO Max parallel buchen. Achso und natürlich MUBI und Sooner, wenn es mehr Indie und Arthouse sein darf. Dann kann ich mir den Kinobesuch nicht mehr leisten und brauch nicht heulen, wenn die Lichtspielhäuser pleite sind und sich klammheimlich als Aufzeichnungskulissen für Filmvlogger prostituieren müssen.

Hab gerade überlegt, auf welche großen Blockbuster ich mich eigentlich freue. Spontan sind mir drei Fanträumchen eingefallen:

Godzilla vs. Kong: In „Godzilla II: King of the Monsters“ gab es schon ein ordentliches Schlachtfest zwischen den Giganten. Godzilla gewann, na klar, und muss sich nun dem Riesenaffen King Kong stellen. Riesenmonsterkloppe incoming ...

Mortal Kombat: Das Videospielgekloppe ist Kult! Die bisherigen Versuche, den brutalen Science-Fantasy-Fight als Live-Action zu adaptieren, gingen überwiegend in die Hose. Als High-Budget-Film mit Blut, Action und James Wan („Aquaman“, „Insidious“) als Produzenten bekommen wir vielleicht endlich den Pomp, den wir von einem „Mortal Kombat“-Film erwarten!

Shang-Chi and the Legends of the Ten Rings: In „Iron Man 3“ entpuppte sich der „Mandarin“, eine der ikonischsten Schurken der Marvel-Comics, als Farce. In „Shang-Chi...“ soll nun der 'echte' Mandarin (Tony Leung) als Antagonist auftauchen. Protagonist Shang-Chi ist dessen Sohn und im Comic der „Master of Kung Fu“, der sich weigert in die kriminellen Fußstapfen seines Vaters zu treten.

Jugendvideopreis 2020: Mehr Inhalt, bitte bitte

Die bekannte „VideoExpo“ der OvGU soll stattfinden. Glaub ich nicht dran – drücke aber die Daumen. Die Kinos gehen den Bach runter, aber wir haben goldene Kängurus. Na wenigstens etwas, was glänzt. Obwohl – auch der Jugendvideopreis fand in diesem Jahr als rein digitale Veranstaltung statt. Dort durfte ich als Teil der Masterclass-Jury die nominierten Filme sichten. Die Filme, inklusive Filmgespräch, gibt es im untenstehenden Mitschnitt.

Diesmal gab es sogar ernstgemeinte Genrebeiträge aus dem Horror- und Grusel-Sektor. Cool. Auf technischer Ebene haben die meisten Beiträge einen guten Eindruck hinterlassen. Inhaltlich wäre es schon fetzig, wenn da öfter ein gutes Drehbuch mit brauchbaren Dialogen herauskommen würde. Vielleicht reichen so einem Indie-Kurzfilm dann auch eher sieben richtig gute, als zwölf passable Laufzeitminuten. Zu oft sind es Bildmontagen die an Trailer erinnern, aber eben noch nicht an fertige Filme. Obwohl auch da die Ausnahme die Regel bestätigt hat. Selbstredend gibt es auch die anderen Sektionen auf dem YouTube-Kanal des Offenen Kanals Magdeburg.

Statt des Mainstreams würde ich hier viel lieber wieder mehr von der lokalen Filmszene berichten. Bitte, melde Dich: rob@dates-online.de

Bonusmaterial // Hörspiel: „Mörder aus dem Totenreich“ (John Sinclair Classics – Folge 02)

Seit 2000 läuft die Hörspielreihe „John Sinclair – Edition 2000“ wie geschnitten Brot. Die Prequel-Reihe „John Sinclair Classics“ präsentiert die ersten Abenteuer des Geisterjägers. Als Vorlagen dienen die John-Sinclair-Geschichten, die innerhalb der Bastei-Heftromanserie „Gespenster-Krimi“ erschienen sind. Statt großer Dämonen gibt es oft Detektiv- und Crime-Storys mit Gruseltwist. Charmant und meinerseits aus sehr zu empfehlen. Die zweite Folge, „Mörder aus dem Totenreich“, kann auf YouTube nun gratis angehört werden. Die erste Folge „Der Anfang“ übrigens auch, just sayin'.

Story: Inspektor John Sinclair und sein Freund, der Reporter Bill Connolly untersuchen eine Reihe Amokläufe und geraten dadurch ins Visier des „Herrn der Toten“ - Untote inklusive.

Viel Spaß beim Hören.