Kapitel 68: Heim/Kino

Nachgeschaut #68, März 2021 – Was ist Kino? Keine Ahnung. Wir setzen uns ins Heimkino. Ich habe mir Wonder Woman 1984 angeschaut, aber auch ein paar gute Sachen und eine Möglichkeit, um lokale Kinos zu unterstützen. Auch diesmal gibt es ein Gratis-Hörspiel oben drauf.

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Hygienekonzept für diese Kolumne: Vorsicht vor Niesmuscheln!

Lockdown Light mit stufenweisen Öffnungen. Ich muss seit Monaten Netflix bingen, aber Hauptsache Opa Helmut kann sich wieder Strähnchen in die Glatze machen lassen. Was für 'ne Scheiße! Dann wird auch noch der Kinostart von „Mortal Kombat“ und „Godzilla vs. Kong“ auf übernächstes Irgendwas verlegt. Und wenn dann mal ein Blockbuster startet, ist es „Wonder Woman 1984“. Na vielen Dank auch.

Wonder Woman 1984: Amazon Prime und der Traumzauberstein

1984: Wonder Woman Diana Prince (Gal Gadot) trauert noch immer dem Piloten Steve Trevor (Chris Pine) nach, dessen Penis sie irgendwann im ersten Weltkrieg gesehen hat. Ihre neue Kollegin Barbara (Kristen Wiig) ist zwar intelligent, trägt aber eine Brille, weite Klamotten und kann auf High Heels schlecht laufen; ist also ein Hässlon aus dem Klischee-Bilderbuch Hollywoods. Dazu gesellt sich Max Lord (Pedro Pascal), ein Blender und Großindustrieller. Alle drei wünschen sich etwas von einem Traumstein, der von Dolos, dem griechischen Gott der Verarschung geschöpft wurde. Infolge wird Barbara zu einem übernatürlich starken anthropomorphen Gepardenweibchen. Das Bewusstsein von Steve Trevor fährt in einen unschuldigen Mann, weil Diana sich ihren Lover zurückgewünscht hat. Max Lord wird selbst zu einer Personifikation des Traumsteins und erfüllt Wünsche, aber nur, wenn diese ihm zum Vorteil gereichen.

Gute Darsteller: check.

Achtziger sind im Trend: check.

Superhelden: check.

So und was ist nun schief gelaufen, also außer Barbara in High Heels? Dazu eine ergänzende Frage: Warum, zum Donnerlittchen, muss es denn jedes Mal gleich um das Schicksal der ganzen Welt gehen? Dieses Affenpfoten-Szenario hätte doch wunderbar im kleinen Maßstab funktioniert. Davon abgesehen wirkt die Story so zurechtgebogen, dass gar keine Stimmung aufkommen kann. Max Lord kann die innigsten Wünsche erfüllen. Dann bedrängt er einen Angestellten, dass dieser doch auch wolle, „dass das Vorhaben gelingt“. Zack, Wunsch erfüllt. Hä? Was is'n das für 'ne Zaubersteinlogik? Funktioniert das Teil wie ein Sprachassistent? Apropos Logik: Nerd-Barbara ist unfuckable für alles was atmet und wird ständig übersehen. Das ändert sich umgehend, als sie einen engen Fummel anzieht und endlich auf 10-Zentimeter-Instrumenten über eine Party stelzt. Was will mir das Drehbuch damit sagen? War das als Satire gemeint oder ist Patty Jenkins da tatsächlich nichts Besseres eingefallen? Und was passiert eigentlich mit dem armen Typen, der vom Bewusstsein des Piloten beseelt wird? Ich mein, Wonder Woman vögelt mit ihm, denn SIE weiß ja, dass da ihr Freund drinsteckt. #Zwangsbeschlafung

Achtziger-Feeling kommt weder bei Musik noch sonst irgendwann auf. Kurzum: Neben ein, zwei funktionierenden Dialogen und Kristen Wiig, die gegen ein unangenehm behämmertes Drehbuch anspielen muss, hat man hier leider sämtliches Potential liegen lassen. Was Schade ist, denn mit dem Cast und den sonstigen Voraussetzungen, hätte das was werden können.

Wonder Woman 1984 ist derzeit als Premium-Video-on-Demand bei Sky erhältlich.

Kino on Demand: Lokale Kinos unterstützen – zumindest irgendwie

Wie soll man lokalen Kinos denn nun helfen? Gutscheine kaufen, aber nicht einlösen? Warme Decken und Kaffee vor die Projektoren stellen? Ich weiß es doch auch nicht. Eine Möglichkeit ist das Angebot von Kino on Demand. Hier findest Du auch Genre-Perlen wie „Pelikanblut“ oder „The Mortuary“.

Das Prinzip: Beginnend mit Deinem ersten Film, bekommst Du alle fünf Filme einen Fünf-Euro-Gutschein. Den Gutschein kannst Du bei Deinem nächsten Besuch im Kino einlösen. Das Kino wiederum, bekommt den Gutschein von Kino on Demand erstattet. Welches Kino Du unterstützen willst, legst Du vorher fest. Aktuell dabei sind das OLi-Kino, der Moritzhof und das CinemaxX. Ausleihgebühr beträgt 4,99 Euro pro Film, für 48 Stunden.

Zorn Media: Neue Filmproduktion in MD

Neulich stöbere ich so durch meinen Insta-Feed und bleibe über einer gesponserten Anzeige hängen: Zorn Media von Leon Zorn. Klingt zwar erst mal nach einem Service für Rachevideos an der Ex, ist aber eine neue Medienproduktion in Magdeburg und Heidelberg; mit den Schwerpunkten Videoproduktion, Logo-Design und Online-Journalismus. Okay, think big, guter Ansatz. Der Inhalt des Portfolios lässt sich aktuell noch gut an einer normal bestückten Hand abzählen, aber darunter befindet sich auch der Kurzfilm „Monochrome“. Ein junger Mann alltagt unmotiviert durch sein Leben, bis er einen anonymen Brief bekommt, der ihm ein zeitnahes Ableben androht. Die Idee ist passabel gespielt, die Dialoge sind etwas holprig. Kameratechnisch aber sieht das solide aus. Womöglich erinneren die Fahrten und die unnötig aufgeregte Musik etwas arg an Trailer und Werbefilmerei; das mag dem angestrebten Gewerk allerdings ja auch ganz gut stehen. Monochrome ist nachfolgend anzuschauen.

Black Spot: Keltische Funklöcher sind die schlimmsten

Gute Zeiten, für Freunde von Occult Mystery. In Kapitel 67 habe ich die dänische Miniserie „Equinox“ vorgestellt. Die französische Serie „Black Spot“ (OT: „Zone Blanche“) schlägt in eine ähnliche Kerbe: Im ländlich-französischen Villefranche herrscht Funkstille. Es ist ein 20.000 Hektar großes Mobilfunkloch; also im Prinzip eine gruselige Version der Uckermark. Staatsanwalt Franck Siriani (Laurent Cappelluto) stattet dem Ort einen Besuch ab. Zum einen ist die Mordrate hier deutlich über dem Landesdurchschnitt und zum anderen verfolgt er eine persönliche Agenda gegen den Bürgermeister. Gleichzeitig treten auch die Öko-Aktivisten „Kinder von Arduinna“ in Erscheinung. Düstere Kriminalfälle, keltische Mythen, tolle Schauspieler und das alles verpackt in aktuell zwei Staffeln zu je acht Episoden, derzeit abrufbar über Netflix.

Nachgehört: Irene Adler – Sonderermittlerin der Krone - Folge O gratis hören

Nicht nur auf der Leindwand werden Shared Universes, wie Disneys Marvel Cinematic Universe (MCU) oder Warners DC Extended Universe (DCEU) immer beliebter. Das Equivalent im Hörspielbereich kommt derzeit vom Hörspiel-Label Maritim. Im sogenannten Maritim-Kosmos existieren Serien wie „Die neuen Abenteuer des Phileas Fogg“, Sherlock Holmes & Co.“ und davon ausgehend zahlreiche Spin-off-Serien, in denen Dracula, Frankenstein oder Holmes' Nemesis Professor Moriarty erzählt werden. Eine dieser Serien ist „Irene Adler – Sonderermittlerin der Krone“.

„ Hinter den Kulissen“ ist eigentlich Folge 45 der Hauptserie „Sherlock Holmes & Co.“, dient als Folge 0 nun aber als Preludium zur eigenständigen Serie: Während einer Theateraufführung erschießt Darstellerin Irene Adler den Hauptdarsteller – versehentlich. Jemand hat die Platzpatronen gegen echte Munition ausgetauscht. Holmes und Watson ermitteln zusammen mit Adler.

Maritim stellt „Hinter den Kulissen“ kostenfrei zur Verfügung. Bitteschön!

Ihr Darknet ist kaputt? Wir haben die Lösung: rob@dates-online.de

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