Kapitel 69: Film/Theater

Nachgeschaut #69, April 2021 – Die Justice League erstrahlt in neuem Glanz, das Theater Magdeburg macht jetzt Kopfkino und ich lese euch was vor. Verrückte Welt. Let's have a look.

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Hygienekonzept für diese Kolumne: FFP1 plus FFP1 ist nicht gleich FFP2.

Es ist bereits Anfang April, als ich diese Online-Variante von meiner Print-Variante abstrahiere. Lieferdienste kennen mich mit Vornamen, seit Monaten darf ich nicht ins Kino, während „Godzilla vs. Kong“ bereits auf der ganzen Welt die Kassen hat klingeln lassen.

Mehr gibt es nicht zu sagen. Danke und bis zum nächsten Mal... WÜRDE ich jetzt schreiben, wenn ich genauso ein Schwarzseher wäre, wie die ganzen Realisten da draußen! Stattdessen achte ich lieber auf die kleinen Blüten, die sich durch die Risse im Beton der Kulturlandschaft kämpfen.

Zack Snyder's Justice League: Von dunklen Rittern und düsteren Laufzeiten

Superman ist nach seinem Kampf gegen das Monster Doomsday tot. Batman erfährt unterdes von einem geplanten Alien-Angriff auf die Erde. Der intergalaktische Kriegstreiber Steppenwolf erobert einen Planeten nach dem anderen und ersucht damit um Gnade durch den noch größeren Schurken Darkseid – irgendeine Familienfehde. Batman sucht auf der ganzen Welt nach Superhelden, um diesen Angriff abzuwehren. Glücklicherweise wohnen die meisten davon sowieso in seiner Nachbarschaft; so wie der blitzschnelle Flash, der Cyborg... Cyborg und Wonder Woman. Lediglich Aquaman hat seinen Hauptwohnsitz in Atlantis. Fast vier Stunden lang weinen, rennen und kloppen Superhelden und Schurken um die Wette.

„Zack Snyder's Justice League“ läuft auf Sky als PVOD (Premium-Video-on-Demand). Mit dem (fast) gleichnamigen Streifen von 2017 hat das vierstündige Heldenepos kaum mehr etwas gemein. Nachdem das Internet vier Jahre lang #ReleaseTheSnyderCut gebrüllt hat, hat Warner seinem Alumni Zack Synder erneut Geld in die Hand gedrückt, damit dieser seine ursprüngliche Vision doch noch umsetzen konnte. Die Story ist trotzdem banal: Alien-Schurke will Erde erobern; Batman sucht Helden; CGI-Endkampf. Aber diesmal wirkt das Gesamtpaket stimmig. Mit Erweiterung der Alptraumsequenz aus „Batman v Superman“, neuen Figuren wie dem Martian Manhunter und anderen Erweiterungen ist glasklar, dass Zack Snyder große Pläne für DCs Kino-Universum hatte. Wer also, nach dem vergeigten Wunder-Weibchen-Sequel, Lust auf einen brachialen, grimmigen und pathetischen Superheldenfilm hat, dem sei Zack Snyder's Justice League ans Herz gelegt.

Studiokino: Geldgeschenke und Grindhouse

Und während wir uns gerade auf Heimkinotipps beschränken; tradierte Kinos in Großstädten dicht machen müssen und Öffnungsstrategien nur so mittelgut funktionieren, freut sich das Studiokino: Per Crowdfunding kamen bisher roundabout 35.000 Euro zusammen, um sich zu erneuern. Zitat Website: „Die Liebe zum Kino ist die effektivste Verteidigung gegen drohende Probleme im Zeitalter des digitalen Irgendwo.“ Okay. Das ist ein bisschen so, als ob der Staat ein Schokoladenverbot verhängt und Du mit dem Geld diverser Weightwatchers-Mitglieder Deine Snickers-Fabrik renovierst; frei nach dem Motto: „Irgendwann dürft ihr ja wieder rein.“ Mutig. Blauäugig. Aber so so wichtig.

Wobei die Bedeutung des Programmkinos wieder wachsen könnte. Disney und Warner bringen immer mehr Blockbuster direkt oder zeitgleich als Streaming-Angebot. Sollte das so bleiben, müssen sich die Kinos die überhaupt wieder öffnen, fragen, womit sie ihre Säle bespielen wollen. Das erinnert an die Zeit der Bahnhofs- und Grindhousekinos, in denen B-,C- und Z-Genrefilme und Fake-Trailer liefen, um überhaupt das Programm füllen zu können. Wer weiß, vielleicht bekommen wir im Studiokino dann auch zünftige Genrekost und ein Seventies-Revival. I hope so.

Herr Jensen steigt aus: Kopfkino aus dem Theater

Herr Jensen verliert seinen Job als Briefträger. Wat nun anstellen, mit zu viel Zeit und Gedankenbrei? Dieser Frage geht das Hörstück „Herr Jensen steigt aus“ nach, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Jakob Hein.

Das Team des Theater Magdeburg legt sich während des Lockdowns nicht auf die faule Haut. Mit dem Podcast „Garderobengespräche“, der Aktion „Bei Anruf: Kunst!“ oder auch der Material-Verwertung „Lockdown Lectures“ sucht man nach Möglichkeiten für Kulturalternativen. „Herr Jensen steigt aus“ ist das erste (fiktionale) Hörstück aus dem Theater. Inszeniert hat Paula Engel, nach einem Manuskript von Caroline Rohmer.

Engel arbeitet eigentlich als Regieassistenz und gibt mit dem Hörstück ihr Regiedebüt. Um etwas mehr zu erfahren, hab ich die Regisseurin anvideofoniert und mit ihr über das Projekt geschnackt.

Die Idee für die Adaption kam ihr schon während des Studiums; Corona-Lockdown, die Arbeit am Theater und ein „Hey, ich hätte hier noch eine Idee“ brachten das Projekt Anfang Januar 2021 ins Rollen. Apropos „Rollen“. Ursprünglich war das Hörstück als Ein-Personen-Lesung geplant, erst später entschied man sich dazu dem Erzähler Philip Heimke andere Stimmen zur Seite zu stellen. Auf Soundeffekte verzichtet man trotzdem; „das haben wir mal probiert, aber das klang dann komisch.“ Keine Sounds, mehrere Sprecher – ein Hörspiel im eigentlichen Sinne ist es jedenfalls nicht und dem folgend auch keine inszenierte Lesung. Es ist buchstäblich ein Hörstück. Das Ensemble catcht aber – Philip Heimke, Ralph Opferkuch, Undine Schmiedl, Frederik F. Günther und Susi Wirth bleiben im Ohr.

Ganz boulevardesk frage ich noch, ob es Ängste gab, plötzlich nicht die rechte Hand der Regie zu sein, sondern eben Regie zu führen. Engel denkt kurz nach und kommt darauf zu sprechen, das sie unsicher war, man könnte sie vielleicht nicht ernst nehmen, schiebt aber sofort nach, dass gerade diese Angst absolut unbegründet war. Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Wenn es nach mir ginge, dürfte es ruhig einmal öfter eine Audioproduktion aus dem Theater geben. Aber wann geht es schon nach mir. Das Hörstück „Herr Jensen steigt aus“ kann man sich ab 2. April zwei Wochen lang kostenfrei anhören. Viel Spaß!

Nachgehört: Rob liest... Feed The Reaper - Prolog

Okay, im Heft ist dafür vielleicht weniger Platz, aber wenn ich schon mal Content produziere, der irgendwie in diese Schiene hier passt, darf ich es wenigstens in meinen kleinen Online-Spielplatz einbauen.

An dem Indie-Horrorfilm „Feed The Reapers“ wirke ich als Drehbuchautor und Regisseur mit. Parallel schreibe ich den Roman zum Film. Und weil ich mich neulich wie Bolle gefreut habe, als ich das erste Kapitel fertig getippt hatte, hab ich den Regisseur Gero gefragt, ob wir nicht den Prolog des Romans einlesen wollen. Kamera und Mikro an und eingelesen. Aus dem Roman nun also der Prolog, mit dem klangvollen und unnötigerweise englischen Zwischentitel „The Rope“.

Neuigkeiten über Film und Audioprojekte finden hier am ehesten Beachtung: rob@dates-online.de

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