Kapitel 70: Krisen/Zeiten

Nachgeschaut #70, Mai 2021 – Mit dem Heimkino das Indie-Kino unterstützen? Geht! Wir sagen wie. In diesem Atemzug schauen wir uns die aufkeimende PVOD-Kultur an. Und keine Sorge: Es gibt auch Filmtipps dazu.

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Hygienekonzept für diese Kolumne: Egal! Die Magdebürger haben das geschafft – nicht die Notbremse!

Spannend: Durch die zeitliche Kluft zwischen der Print- und der Online-Variante dieser Kolumne, können Inhalte massiv variieren. Zum Beispiel wusste ich in der Print-Variante noch nicht, wann „Godzilla vs. Kong“ hierzulande zu legal zu sehen sein wird. Jetzt weiß ich das zwar noch immer nicht, dafür aber, dass die verfilmte Klassenkloppe „Mortal Kombat“ seit 13. Mai auf Amazon Prime verfügbar ist. Auch: In der Print-Fassung galten noch Ausgangssperren, jetzt darf man hier und da wieder echtes Servicepersonal anfahren, wo denn der doppelte Whiskey-Vodka auf Holunderblüten-Eiswürfeln bleibt. Danke, Bundesnotbremse – ah, nee, warte, danke Magdeburg!

Premium-Video-On-Demand: Blockbuster auf dem Heimkinostrich

Während in Übersee die ersten Traditionskinoketten die Segel streichen, fragen wir uns hierzulande, wann denn endlich der Kassenhit „Godzilla vs. Kong“ im Streamingangebot auftaucht.

Wurde der Premium-Video-on-Demand-Release (PVOD) des Fantasy-Spektakels „Mulan“ seitens Disney Plus in 2020 noch offiziell als Ausnahme gehandelt, beäugten Journis weltweit längst das Mulan-Experiment: Bezahlt der Casual Kinogänger rund 22 Euro, um Big-Budget-Blockbuster im Heimkino anzuschauen? Wie so häufig, gibt es nach neun Monaten die schreckliche Gewissheit: Ja. Das Haus der Maus diesbezüglich radikal: „Du willst unsere teuer produzierten Filme sehen? Dann blute gefälligst dafür!“ - uh, warte mal, darf ich da überhaupt Tüddelchen benutzen? Egal. Auch der sehr sehr brauchbare Animationsfilm „Raya und der letzte Drache“ muss nun direkt auf dem Mäuseohren-Online-Strich anschaffen gehen. Aber längst nicht alleine, denn ab 9. Juli wird auch Marvels lange erwarteter „Black Widow“-Solofilm gegen Aufpreis zur Verfügung stehen.

Einen leicht anderen Kurs fährt Konkurrent Warner und spielt seine dicksten Blockbuster mittlerweile auf zwei Wegen aus; im Kino und zusätzlich einen Monat lang über seinen Streamingservice HBOMax – für Mitglieder ohne Mehrkosten. Das macht womöglich die Beteiligten des jeweiligen Films nicht happy – wer möchte schon verramscht werden? -, aber zumindest das Heimpublikum.

Ich mein, letztendlich sollen ja alle machen, was ihnen gefällt. Aber über Marktmacht darfste da nicht nachdenken. Disney vereint mittlerweile die erfolgreichsten Marken (z.B. Marvel, Star Wars) in seinem Kellerverlies und der gemeine Kinogänger kommt für gepflegte Popcorn-Unterhaltung kaum mehr daran vorbei. Und im Zuge dessen, erzieht uns Disney Plus direkt mal um. Haben uns Netflix & Co. jahrelang das Bingewatchen angewöhnt, alle Folgen sofort auf Abruf, kehrt Disney Plus zurück in die Zeiten analoger Televisionen und spielt die arschteuren Episoden wieder wöchentlich aus! Das Publikum möge sich an dieser Stelle einen vor Wut zitternden Mittelfinger vorstellen. Bin fast versucht mein Disney-Plus-Abo zu kündigen. Aber ab 9. Juni startet die neue MCU-Serie „Loki“ - und das ja niemand verpassen wollen.

MoVi: Der digitale Kinosaal des Moritzhofs

Während sich das Studiokino finanziell auf die nächste Kinoöffnung vorbereitet, hat der Moritzhof einen virtuellen Kinosaal eingerichtet. Das digitale Filmangebot „MoVi“ ist das erste seiner Art in Sachsen-Anhalt. Yeah. Zu sehen gibt es Filme aus den Dokumentar-, Spiel- und Kinderfilm. Das Basis-Abo kostet 2,50 € im Monat, das Förder-Abo 5,00 €. Der Vorteil: Nach einem Jahr endet das Abo automatisch. Und das ist ja der große Vorteil gegenüber Eltern sein, da kommste mit 5 Euro im Monat nicht hin und nach einem Jahr endet es in der Regel nicht automatisch – oder? ODER?

Unterschiede bei den Abos im Leistungsumfang gibt es nicht. Letztendlich kann jeder selbst entscheiden, in welchem Maße er die Kulturarbeit unterstützen kann und möchte. In den nächsten Wochen, soll das Filmangebot ausgebaut werden und um neue Kategorien erweitert werden; darunter Klassker, Femmes Totales oder Lokal. Zugang und mehr Infos gibts unter moritzhof-magdeburg.cinemalovers.de und hier auf der DATEs-Seite – siehe eigener Artikel dazu.

Synchronic: Zeitlos, das Los der Zeit

Zwei Rettungssanitäter in New Orleans werden auf ihrer Schicht mit einer neuen Designerdroge konfrontiert: Synchronic. Unter den Nebenwirkungen: Zeitreisen.

Eigentlich sollte man an dieser Stelle aufhören, über den Film zu reden und anfangen ihn zu schauen. Man könnte jetzt natürlich ausgiebig über die wunderbaren Schauspielleistungen von Anthony Mackie („The Falcon and the Winter Soldier“) schwärmen oder über die wohlplatzierten Effektspitzen. Meine leuchtenden Augen, würden am liebsten über darüber sinnieren, dass in den letzten Jahren niemand so unverkrampft seine Filme miteinander verknüpft hat, wie das Autoren- und Regie-Duo Justin Benson und Aaron Moorhead – aktuell die Top-Adresse für Weird Fiction und Cosmic Horror. Aber das würde von der wunderbaren Prämisse des Films ablenken:

Zwei Rettungssanitäter in New Orleans werden auf ihrer Schicht mit einer neuen Designerdroge konfrontiert: Synchronic. Unter den Nebenwirkungen: Zeitreisen.

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