K?P?T?L 7?: Kino/????

Nachgeschaut #72, Juli 2021 – Das Kino ist wieder offen. Und zur Feier des Tages, gibt es Filmbesprechungen zu Black Widow, Blood Red Sky, Nobody und Little Things. Film ab!

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Hygienekonzept für diese Kolumne: Nobody cares anymore!!!

11. Juli. Die Kinos sind offen, ich tippe die Online-Variante dieser Kolumne und vielleicht fragt sich der eine oder die andere, warum zum Eff die Juli-Kolumne erst Mitte Juli erscheint. Frage ich mich auch, aber überwiegend, weil ich mir aktuelle Filme angeschaut habe, um die den Platz sinnvoll zu füllen. Sorry und gern geschehen. Neben aktuellen Filmtipps gibt es noch andere Programmtipps. Nice!

Nobody (Kino): Aktueller Action-Jahrgang, mit feinem John-Wick-Bukett

John Wick ist scheinbar ein normaler... Moment... Hutch Mansell (Bob Odenkirk) ist scheinbar ein normaler Amerikaner, inklusive kaputter Ehe, nervigen Verwandten und verzogenen Teenagerblagen. Brutale Umstände locken ihn aus der Reserve und holen seine dunkle Vergangenheit an die Oberfläche, während derer er im Auftrag der Regierung Menschen getötet hat – sehr effizient. Urplötzlich befindet er sich im Kleinkrieg gegen die russische Mafia.

Vom Marketing bis zum Look erinnert „Nobody“ durch die Bank weg an die „John Wick“-Reihe. Stört niemanden der auf Actionfilme steht. John-Wick-Autor Derek Kolstad verpasst aber leider auch die Chance, abzubilden, wie sich ein echter Nobody, ein Jedermann, in so einem Action-Getümmel verhalten müsste. Stattdessen verlässt man sich auf die bewährte Formel „Nice Guy mit dunkler Vergangenheit“. Ordentliche Handgemenge plus Gastauftritte von RZA und Christopher 'Doc Brown' Lloyd machen „Nobody“ trotzdem zu einem feinen Action-Snack für Zwischendurch.

Black Widow (Kino, Disney+): Rauflustiger Superhelden-Pomp, mit Spionage-Thrill

Natasha Romanoff / Black Widow (Scarlett Johansson) ist auf der Flucht. Nachdem sich die Avengers während der Ereignisse in „Captain America: Civil War“ zerstritten, wurden Captain America & Co. zu Staatsfeinden erklärt. Doch auch im Exil ist Natasha nicht sicher. Eine Nachricht und einen Angriff durch das lebende Mimikri Taskmaster später, steckt sie in einer neuen Mission und wird auf diese Weise mit ihrer Kindheit und der damit verbundenen Vergangenheit als russische Agentin konfrontiert. Zusammen mit Yelena Belova (Florence Pugh) – ihre ehemalige 'Schwester' während einer Infiltrierung und selbst eine Black Widow – versucht sie den Red Room zu zerstören. In dieser geheimen Einrichtung werden junge Mädchen zu den titelgebenden Black Widows ausgebildet; Elite-Geheimagentinnen ohne eigenen Willen.

Der verdiente Solofilm bietet zwar wenig Überraschungen, dafür aber eine grundsolide, temporeiche Spionage-Thriller-eske Story, die von einem Cast in Hochform getragen wird. Figuren wie Taskmaster oder auch das ulkige Captain-America-Pastichè Red Guardian (David Harbour) dürfen in Zukunft gerne noch einmal auftauchen, in welcher Form auch immer. Zusätzlich bietet „Black Widow“ eine mitreißende Opening-Credits-Montage, die einen Blick wert ist.

The Little Things (Kino): Frische Neo-Noir-Kost, mit Ensemble-Stärke

Der aufstrebende Ermittler Jimmy Baxter (Rami Malek) tut sich mit dem ausgebrannten Sheriff Joe Deacon (Denzel Washington) zusammen, um den Täter in einer aktuellen Reihe von Morden zu überführen. Hauptverdächtiger Albert Sparma (Jared Leto), ein aufdringlicher, arroganter und trotzdem pfiffiger Handwerker, der den beiden Ermittlern gehörig an den Nerven zehrt.

„ The Little Things“ atmet Noir-Luft und zwar tief und lang und schwer. Der Tag kann nie schnell genug vorüber sein, bevor der Film seine Hauptfiguren in langen, hübsch gefilmten Einstellungen, durch die Nacht schickt. Heimlicher Star ist zweifelsfrei Jared Leto als Albert Sparma, dem das Drehbuch schwarzhumorige Momente zugesteht; es ihm dabei trotzdem erlaubt, Bedrohung auszustrahlen und der es schafft, die tiefgründige Ernsthaftigkeit des Genres zu konterkarieren – chapeau! Dass der Film trotzdem nicht auf jeder Ebene befriedigt, liegt womöglich im Drehbuch, das Nebenfiguren einführt, sie aber stiefmütterlich behandelt. Trotzdem ein Tipp für Noir-Freunde.

Blood Red Sky (Netflix): Stakes on a Plane

Nadja (Peri Baumeister) fliegt mit ihrem Sohn nach New York, um dort eine neue Art Therapie gegen ihre Krankheit auszuprobieren. An Bord des Fluges befinden sich aber auch eine Gruppe Flugzeugentführer unter der Leitung von Berg (Dominic Purcell). Um das Leben ihres Sohnes zu schützen, muss Nadja ihren Instinkten nachgeben – dem Vampirismus, den sie versucht zu unterdrücken. Schon bald eskaliert die Lage.

Genre unter deutscher Produktion sind zwar noch immer eine Seltenheit, aber sie werden dank Netflix & Co. mehr. Welpenschutz dürfen sie in der Kritik deswegen aber nicht erwarten. „Blood Red Sky“ bietet gerade in seiner zweiten Hälfte blutige, handfeste Vampiraction, die unterhaltsam ist. Im Kern ist der Film ein B-Movie – dessen war sich Drehbuchautor Stefan Holtz entweder nicht bewusst oder Co-Autor und Regisseur Peter Thorwarth wollte dem Film ganz dringend einen bierernsten Anstrich geben. Die kurzen Versuche, Nadjas Struggle, Elternrolle und Vampirismus unter einen Hut zu bekommen, zu skizzieren, zahlen sich nicht aus. Eine Mini-Serie mit sechs Episoden, die den Flug als Rahmenhandlung nutzt, dabei aber episodisch Nadjas Vergangenheit ergründet, hätte der durchaus interessanten Figurenidee sicherlich besser Rechnung getragen. Als Gegenspieler wird Alexander Scheer alias Eightball behauptet, der entweder nicht wusste wie er diesen Psychopathen nun darstellen soll oder womöglich mit einer unausgegorenen Schauspielführung durch Regisseur Peter Thorwarth arbeiten musste. Kurz: Die Figur funktioniert so leider nicht. „Blood Red Sky“ fühlt sich an, als sei ein unverfilmtes Drehbuch der Kultserie „Geschichten aus der Gruft“ über Umwege in die Hände der Rat Pack Filmproduktion gelangt und man hätte dringend etwas Ernsthaftes draus machen wollen. Trotzdem lohnt sich ein Blick definitiv, wenn man auf saftige Vampir-Action, Flugzeugentführungen oder saftige Vampir-Action während Flugzeugentführungen steht.

Mensch & Maschine: Filmreihe im Moritzhof

Der Moritzhof zeigt im Rahmen der Reihe Filme & Gespräch: Mensch & Maschine vier Streifen, die sich auf die eine oder andere Art mit der Frage nach den Grenzen und Möglichkeiten der Mensch-Maschine-Interaktion. Zu sehen gibt es das Science Drama " Ich bin Dein Mensch" (2021), den Dok.Film "Robolove " (2019) und den Klassiker " Blade Runner" (1982). Nach dem Film gibt es jeweils ein Gespräch mit dem Projektteam des Studienganges Mensch-Technik-Interaktion der Hochschule Magdeburg-Stendal. Sehr gut, mir wurde gesagt, ich müsste eh an meiner Technik arbeiten.

Nebenan: Studiokino is back!

Das Studiokino öffnet auch wieder und hat ein prall bestücktes Programm! Unter anderem „Nebenan“, das Regiedebüt von Daniel Brühl, der natürlich auch gleich selbst spielt. Der erfolgreiche Schauspieler Daniel (Brühl) wird vor einem wichtigen Termin von einem Nachbarn abgefangen, der sich seltsam verhält.

Ich hab den Film noch nicht gesehen, aber den Trailer und der macht mich neugierig. Nachbarn, die direkt nebeneinander wohnen und sich einander seltsam verhalten? Egal, wie der Film am Ende ist, ich finde, dass man das am besten in der cineastischen Landschaft am Moritzplatz anschaut – also, ich werde das auf jeden Fall.

Lisbeth, mein Lisbeth: Der verfilmte Bunkerkoller

In der lokalen Szene ist es spannend. Ende Juni und im Juli finden die Dreharbeiten zum mittellangen Spielfilm "Lisbeth, mein Lisbeth" statt. Frederik F. Günther (Theater Magdeburg) inszeniert nach eigenem Buch und übernimmt die Hauptrolle. Im Kammerspiel müssen sich zwei Menschen mit einem (Über)Leben im Bunker arrangieren. Aus pragmatischen Gründen hab ich das Buch gesichtet und freue mich auf das Projekt. Unter anderem sind lichtempfindlich Filmproduktion und Das Filmkollektiv an der Umsetzung beteiligt.

Dein Filmprojekt verdient mehr Beachtung? Das werden wir sehen: rob@dates-online.de

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