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Nachgeschaut #73, August 2021 – Ist The Suicide Squad gut? Und wenn ja, wie viele? Was gibt es im Filmclub der Volkshochschule zu sehen? Fakten, Fakten, Fakten und immer an diejenigen denken, die den Spruch noch kennen!

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Hygienekonzept für diese Kolumne: Bitte waschen Sie sich die Füße, bevor Sie Sitznachbar:innen anniesen.

Die Kinobranche vermeldet „fulminante Zahlen“ nach der Wiederöffnung der Säle. Cool. Ich verirre mich auch wesentlich häufiger. Eine Prognose für die Zukunft des Kinobetriebs lässt sich trotzdem nur schwer treffen. Ein Groß der aktuellen Blockbuster / Big-Budget-Produktionen stammt noch aus der Zeit vor der Pandemie und finanzieren sich nur schwer selbst. Bestes Beispiel: „The Suicide Squad“. Bis jetzt hat er knapp 71 Millionen US-Dollar eingefahren, bei einem Budget von 175 Millionen. Whoopsie. Das liegt womöglich auch daran, dass DC-Konzernmutter Warner, den Film zeitgleich auf seinem Streamingservice HBOmax angeboten hat – ohne Extrakosten. Es ist unwahrscheinlich, dass Direct-to-Stream-Filme künftig nochmal so viel Geld zur Verfügung haben werden.

An dieser Stelle klopft sich natürlich Blumhouse auf die Schulter. Die Fortsetzung „The Forever Purge“ hat Stand jetzt ebenfalls 68 Millionen US-Dollar eingefahren, allerdings bei einem Produktionsbudget von 18 Millionen US-Dollar.

The Suicide Squad: Task Force Xtreme

Auf der Insel Corto Maltese steht ein altes Forschungslabor der Nazis, in dem grausame Experimente an Menschen durchgeführt werden. Um dieses Forschungszentrum auszuheben, besetzt Amanda Waller (Viola Davis), Leiterin der Geheimorganisation A.R.G.U.S., eine Task Force X, interner Spitzname Suicide Squad (Selbstmordkommando). Dazu rekrutiert sie zahlreiche Schurk: innen aus dem Hochsicherheitsgefängnis Belle Reve, im Tausch gegen Strafminderung. Mit an Bord sind unter anderem das Mackenmädchen Harley Quinn (Margot Robbie), Waffenexperte Bloodsport ( Idris Elba ), der fanatisch patriotische Peacemaker (John Cena) und die Herrin der Ratten Ratcatcher II ( Daniela Melchior ). Zusammen mit anderem Kanonenfutter, landen sie auf Corto Maltese und untersuchen das Project Starfish.

J a, James Gunn weiß einfach, wie man mit Misfit-Charakteren umgeht. Selbst bahnbrechend bekloppte Charaktervorlagen wie Polka-Dot Man wachsen einem dank Gunns Buch und Inszenierung ans Herz. Es gibt Blut en mass, bleihaltige Luft, Gags im Minutentakt – aber alles für sich gesehen konsistent; ein Spagat, den nicht viele Superheldencomic-Adaptionen erfolgreich schaffen. Wer also ein Action-Spektakel mit Top-Besetzung, Over-the-Top-Inszenierung sucht und eine ironische Verbeugung vor kultigen Men-of-Honor-Filmen, der darf beherzt zugreifen.

The Forever Purge: Panic at the Texican Border

2049 erlangen die Neuen Gründerväter Amerikas die Regierungsmacht über die USA zurück und rufen nach acht Jahren ohne Purge, das blutige Ritual erneut aus. In der Nacht vom 21. zum 22. März, ist für zwölf Stunden alles erlaubt – inklusive Mord. Diesmal ist alles anders. Militante und rassistische Purger machen auch danach einfach weiter. Auf einer texanischen Ranch versucht eine Familie nebst Angestellt:innen zu überleben und die mexikanische Grenze zu erreichen. Die Vereinigten Staaten drohen zu kollabieren.

Es ist total nachvollziehbar, dass Blumhouse die Reihe nicht sterben lässt. Sie ist profitabel. Und während Kollegen zumindest ein Upgrade zum vierten Film „The First Purge“ sehen und den Wandel, hin zum Action-Thriller, feststellen, geht mir der Film überwiegend auf die Nerven. Das liegt vor allem am Drehbuch, das nie weiß, ob es nun Cowboy-Parodie sein will, Politik-Ermahnung, Migrations-Drama – es will vielleicht alles davon sein, übernimmt sich aber an dem Anspruch. Action-Fans könnten trotzdem einen Blick riskieren. Es gibt ein bisschen Bumm, Peng Peng und Halloweenmasken am hellichten Tag. Cool.

Mosaik Reisebilder: Ich packe meinen Koffer...

Wenn Dich das Fernweh packt, empfehle ich – zumindest filmisch – den Gang zum Moritzhof. Dort läuft über den gesamten August die „Film & Gespräch“-Reihe "Mosaik Reisebilder" . Zu sehen gibt es zahlreiche Dok.Filme mit Fernweh-Feeling. Im Hofcafé wird passend dazu Reiseproviant angeboten. Hm, schaue gerade, was ich an Reiseproviant daheim habe. Leider nur hartes Brot. Geht das? Mit "Acasa, My Home " gibt es eine Filmpremiere zu sehen. Der Dokumentarfilm begleitet eine Großfamilie, die 20 Jahre lang harmonisch im Wald in Bukarest gelebt hat, bis sie in gezwungen waren, in die Großstadt zu flüchten. Der Film wurde international von der Kritik mit Lob zugeschissen – also ich werfe definitiv einen Blick drauf.

Alles ist eins. Ausser der 0: Die Geschichte des CCC

Anschließend lohnt sich ein Gang nach nebenan. Im Studiokino läuft "Alles ist Eins. Ausser der 0" und skizziert den Werdegang von Wau Holland und der digitalen Kompetenz, dem Chaos Computer Club (CCC). Ein kurzweiliger Mix aus Interviews und Montagen? Aber bitte! Was fürs Online-Speed-Dating reicht, taugt mir auch als Dok.Film!

VHS Filmclub: Der Ostblock im Herbst

Im Herbst 2021 startet auch die nächste Runde des Filmclubs der Volkshochschule. Diesmal stehen osteuropäische Produktionen im Fokus, die leider leider im Mainstreamkino wenig Platz bekommen und seit jeher klassisches Programmkino sind. Den Auftakt bildet die polnische Produktion „Corpus Christi“.

NA – nich wegrennen!

Man hat ja schnell den Faden Beigeschmack ‚Problemfilm‘ auf der Zunge, wenn man an osteuropäische Streifen denkt. Zu Unrecht natürlich! In Corpus Christi möchte eine 20-jähriger Ex-Knacki Priester werden, darf aber nicht und gibt sich in einem kleinen Dörfchen trotzdem als einer aus. Dramödie, würde man vielleicht sagen. Der Film war 2019 unter anderem für den Oscar nominiert, hat aber viele andere Preise gewonnen.

Nachfolgend die Daten für den Herbst:

30. August: Corpus Christi (Polen, 2019)

13. September: Sunset (Ungarn 2018)

25. Oktober: Der Dolmetscher (Slowakei 2018)

15. November: Kolya (Tschechoslowakei, 1996)

13. Dezember: Gott existiert, ihr Name ist Petunja (Mazedonien 2018)

Jedem Film geht eine Einführung voran und eine Diskussion im Nachrutsch. Weiterführendes gibts unter www.vhs.magdeburg.de

Hörspiel: Das Schwarze Auge – Folge 1

Mittlerweile haben sich Hörspieltipps für die leere Tasche als nette Fast-Tradition in der Online-Ausgabe etabliert, deshalb hier wieder ein Tipp. „Das Schwarze Auge“ basiert auf dem gleichnamigen Pen-and-Paper-Rollenspiel. In der ersten Episode „Im Kerker von Gareth“ lernen wir den Zwerg Gundar und diverse andere Held:innen kennen, die fortan gemeinsam Abenteuer in einer High-Fantasy-Welt erleben. Wer Bördeorcs doof findet, wird hieran sicherlich Gefallen finden. Folge 1 ist kostenfrei anhörbar. Much fun.

So, Butter bei die Brötchen: Anregungen, Wünsche, Meinungen? Oder gibt es etwas über Deine Filmprojekte zu berichten? Dann sofort eine Mail an rob@dates-online.de

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