Hai:Life

Nachgeschaut #74, September 2021 – Marvels Shang-Chi überzeugt, Sky Sharks ist auch ein Film und im MD Buckauer Kiez findet Kino statt. Let’s talk about Kino & Kultur.

by

Hygienekonzept für diese Kolumne: Computer sagt nein.

Hello, Buenos Dias und herzlich Willkommen zur brandneuen und taufrischen, runderneuerten… Nee, Spaß. Ich dachte nur, dass vorsichtig minimalistische Titelbilder womöglich fancy sind, in dieser wackligen Zeit, in der die Kinos im Prinzip nicht wissen, ob sie nicht nächste Woche schon wieder schließen.

Shang-Shi and The Legend of the Ten Rings: Marvel pres. Dragonball X Digimon

Shaun (Simu Liu) jobbt mit seiner besten Freundin Katy (Awkwafina) bei einem Parkservice. Ändert sich alles, als sie während einer Busfahrt angegriffen werden. Plötzlich packt Shaun fette Martial-Art-Skills aus, zerlegt den Bus und die Angreifer und darf Katy anschließend erklären dass er der unfassbar gut trainierte Sohn eines unsterblichen Terroristen ist – namentlich Wenwu (Tony Leung), Anführer der Zehn Ringe. Und eben dieser hat eine fantasylastigen Plan geschmiedet, bei der natürlich die Welt auf der Kippe steht – also zumindest eine Welt.

Was für ein Spektakel! Marvel liefert ein Highlight als echten Kinoauftakt seiner Phase IV. Obgleich manche Effekte während der wunderbaren Kloppereien ein wenig über Gebühr greenscreenig aussehen, wirkt gerade der dritte Akt wie eine Verbeugung vor den Wuxia-Filmen der Siebziger. Eben dieser wirkt auch wie eine Live-Action-Digimon-Adaption. Und generell, wird hier so viel Energie herumgeworfen und die Schwerkraft ignoriert, dass sich einem sofort Dragonball als Vergleich aufdrängelt. Dass in Shang-Chis Schlafzimmer ein Poster zu Kung Fu Hustle hängt, ist da wohl mehr als ein Kopfnicken. Ironischerweise ist der Titelheld selbst noch etwas dünn skizziert und wird in Zukunft hoffentlich mehr Platz bekommen, um ein Charakter zu werden.

Sky Sharks: Indie-Retro-Splatter made in Germany

Nazi-Zombies attackieren die Welt (und Flugzeuge) mit fliegenden, kybernetisch aufgemotzten und bis an die Zähne bewaffneten Haifischen! Das Projekt Himmelsfaust sollte Adi seinerzeit zum Sieg führen, kackte aber irgendwo in der Arktis ab. (Pure Fiktion; fliegende Nazi-Laser-Haie waren KEIN geheimes Regierungsprojekt des Dritten Reiches und es gibt auch keine Weltverschwörung oder Reptiloiden – ihr IRREN; Anm. d. Red.)

Wenn Du jetzt im Kino sitzt – naja, dann könntest Du Sky Sharks erwischt haben. Die deutsche Indie-Produktion, mit Marc Fehse am Steuerrad, rotierte satte sechs Jahre in einem Maelstrom aus Crowdfunding, zersplitterten Drehblöcken und zu langer Nachproduktion. Herausgekommen ist ein neonfarbener Retro-Fiebertraum mit dem Herz am rechten Fleck, aber strukturellen Problemen. In diesem Kontext fällt es schwer, dem Film etwas übel zu nehmen.

Man muss auch realistisch sein und attestieren, dass nicht jede Idee besser wird, wenn sie einen C-Promi an Bord hat. Und davon gibt es viele. Eine uneingeschränkte Empfehlung möchte ich also auf gar keinen Fall aussprechen, aber wer neugierig auf Indie-Pomp ist und Lust auf einen Hauch von bematschten Träumerei hat, macht sich einen Rotwein auf, geht in den Saal und beschwert sich später nicht bei mir.

P.S. Liebes Team, was zur Hölle ist eigentlich mit der deutschen Synchronfassung passiert? Die englische OV scheint das von mir Gesehene gleich um zwei Stirnrunzeln nach oben zu korrigieren.

Kiez Kino in Buckau: Open Yeah!

Wer Kino wieder als mediales Lagerfeuer versteht, interessiert sich womöglich für die Reihe KIEZ KINO , das im September abwechselnd im Volksbad Buckau und der Feuerwache Sudenburg stattfindet. Zu sehen gibt es u.a. den neusten Publikumsliebling „Der Rausch“, das Lars-Eidinger-Vehikel „Nahschuss“ und die Corona-Drama-Therapie-Dokumentation „Die Welt jenseits der Stille“ – ist alles recht lebens...nuja, bejahend wäre falsch. Wer nah am Wasser gebaut ist, nimmt besser ne Rolle Zewa mit.

In eigener Sache: Indiealismus – Eine SWM TalentVerstärker Geschichte

Ein cringe Märchenonkel und seine Produktionsfee erzählen die Geschichte von Indiealismus, einer teiltalentierten Nachwuchsband, bestehend aus dem Hitzkopf Jimy (Jean Jütten), dem begeisterungsfähigen Mäcces (Frederik F. Günther) und dem Allroundtalent ohne Basisdaten Prodigy (Alice Pöpping). Auf ihrer Reise trifft das Trio auf zahlreiche Menschen der Magdeburger Kulturszene, speziell jene, die in Verbindung zum SWM TalentVerstärker stehen – bis hin zu einem Zauberer-von-Oz-esken Finale.

Ich versuche ja die lokale Filmszene im Blick zu behalten. Und manchmal, so der liebe Raimi – Wer ist euer Indiefilm-Gott? - will, bin ich ja selbst Teil davon. Wenn jemand da draußen das Kleinod sichten will, um anschließend dem Kritiker ‚ne Kritik mitzugeben. Hier ist der Film:

Gratis-Hörspiel: Das Horrorschloss im Spessart

Die „Geisterjäger John Sinclair“-Reihe von Tonstudio Braun hat einen besonderen Platz bei vielen Hörspielfans. Ambitioniertes Sprechspiel auf der einen Seiten, mundgemachte Pfeilgeräusche und technischer limitiertes Sounddesign auf der anderen – das ist speziell, macht aber auch so so so viel Spaß. Die Verwertung liegt seit einiger Zeit bei Lübbe Audio. Und erfreulicherweise wird die Reihe nun Stück für Stück kostenfrei über YouTube ausgespielt – unabhängig davon, dass sie natürlich bei Streamingdiensten und im Handel eh schon verfügbar ist. In „Das Horror-Schloss im Spessart“, der ersten von insgesamt (mittlerweile) 108 Folgen, erkundet John Sinclair mysteriöse Vorfälle im Freudenhaus Château d'Amour. Dämonen, Hexen – all inclusive. Viel Spaß.

Natürlich gibt es noch viel mehr FILM in MD und Umgebung zu entdecken! Sachdienliche Hinweise zu Filmprojekten bitte unverzüglich melden an rob@dates-online.de

Back to topbutton