Über:Regie

Nachgeschaut #85, August 2022 – Mein kleines Spezial geht in die dritte Runde, inkl. Podcast. Zu Gast ist Susann Frömmer, Projektleitung und Regisseurin bei Moritzplatz. Für das Thema Filmförderung habe ich außerdem mit der MDM gesprochen. Und obendrauf gibts noch ein Hörspiel. Ja – ich bin auch ganz verzückt.

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Мир для України!

Während Muskel-“Majo“ seine Hühnchen-Reis-Ration am Neustädter See auspackt und sich ‘ne Runde Naturbräune bei 390°C gönnt, bin ich lieber nochmal im Offenen Kanal.

Für den dritten Teil, meines kleinen Specials über die Kreativen hinter dem medienpädagogischen Serienprojekt Magdeburg Moritzplatz, habe ich Susann Frömmer getroffen. Sie ist Projektleiterin, Regisseurin und Filmeditorin bei Moritzplatz. Kurzes Hallosagen im OK, dann verkrümeln wir uns in Susanns Produktionsbüro. Kurz noch das Wuffi tätscheln, Susis Hündin Pina hat nichts gegen Pressevertreter – Schwein gehabt, Audiorecorder hinfriemeln und go!

Susann Frömmer: Über Moritzplatz 2, Medienpädagogik und Förderung

RG

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Susann Frömmer atmet Medienpädagogik. Seit 2019 / Staffel 1 leitet sie das Serienprojekt Magdeburg Moritzplatz, führt die Regie, arbeitet mit den jungen Menschen an ihren Rollen und ist aktiv im Schnitt der Episoden involviert.

„Magdeburg Moritzplatz“ geht in die zweite Staffel; über eine dritte reden wir später. Mit jungen Menschen Fiction erarbeiten, die trotzdem irgendwie authentisch auf die Probleme im titelgebenden Kiez eingeht – das gab es hier noch nicht. Wo wurzelt die Idee?

[…] Das war halt damals so ‘ne Zeit […], da [wurde der] Moritzplatz als Brennpunkt in sämtlichen Medien genannt, weil da in dem Zeitraum […] viele syrische Geflüchtete zugezogen sind, aber vor allem auch ganz viele Roma-Familien. […], was die Anwohner da sehr irritiert hat, weil das ja irgendwie ja doch ein sehr kultureller großer Unterschied ist. […] Das war auf jeden Fall ‘ne krasse Zeit. Viele Konflikte. […] Daraus entstand dann auch irgendwie dieses Bedürfnis, unter Kulturschaffenden vor allem, dieses Potential halt irgendwie zu nutzen und daraus was zu machen […].“

Moritzplatz ist natürlich keine Adaption, aber es gibt aktuell zahlreiche Serien mit Coming-of-Age-Thematik, etwa Amazons Wir Kinder vom Bahnhof Zoo-Adaption. Oder die ZDF-Produktion Druck.

[…] Druck war für uns natürlich immer ein krasses Vorbild […] Weil die genau DAS machen. Gut machen. Echt gut machen, muss man sagen. […] Die erzählen halt verschiedene Geschichten, anhand von einer Clique. Jede Staffel hat dann […] eine Hauptfigur. […] Und was auch total spannend ist: Man ist erst mal bei der Hauptfigur der jeweiligen Staffel, dann switcht man in der nächsten Staffel zu einer anderen Person [aus der Clique] und auf einmal denkt man so, ach krass, die war die ganze Zeit da, aber ich kenn die überhaupt nicht […]. […] Charaktere die man am Anfang total unsympathisch fand, werden plötzlich total greifbar […].“

Was bedeutet „Moritzplatz“ in drei Worten?

Entfaltung. Freiheit. Und Spaß.“

Die Episoden meines kleinen Begleitpodcasts gibt es ab jetzt auch unkompliziert auf den gängigsten Podcatchern, auf Spotify, Amazon oder eben direkt auf anchor.fm/nachgeschaut – und nach wie vor auch auf YouTube, weil… YouTube. So und jetzt viel Spaß bei der aktuellen Episode.

Indie Insights: Finanzierung IVFilmförderung

Ich hab in den letzten Ausgaben verschiedene Ansätze vorgestellt, um Dein Film- oder Serienprojekt finanziert zu bekommen, darunter Crowdfunding, No-Budget / Low-Budget oder auch Kulturförderung. Es gibt aber auch die berühmt-berüchtigte Filmförderung. Davon hat jedes Bundesland mindestens eine; gerne gibt es aber auch mehr Fördertöpfe – aus denen Schweiger, Schweighöfer und Fuck Ju Göhte ihre Finanzdrainagen anlegen.

In Mitteldeutschland gibt es auch einen Fördertopf für Medien (Film, Serie, Games etc.), Mitteldeutsche Medienförderung (MDM). Und weil ich jetzt hier niemandem unbegründet seine Träume vom eigenen Film zerschießen wollte, hab ich mich einfach mal mit der MDM in Verbindung gesetzt. Um es etwas anschaulicher zu machen, hab ich im Schriftwechsel folgendes Szenario skizziert :

Person X hat ein Exposé, Treatment oder vielleicht sogar schon ein Drehbuch an der Hand. Der Stoff hat regionalen Bezug, erzählt Gegenwart, versteht sich als Genrefilm. No-Budget kommt nicht infrage, Crowdfunding ist zu unsicher, Kulturförderung sagt wegen des Genre-Aspekts ab. Jetzt der Gedanke: Es gibt doch die MDM! Was tut Person X, um den Stoff nicht vergammeln zu lassen?“

Am Telefon gab es vorweg den Hinweis darauf, dass es für die meisten Förderungen notwendig ist, eine Produktionsfirma an Bord zu haben. Drei Stunden später hatte ich aber eine zitierfähige Antwort im Postfach, die ich gerne (gebündelt) weitergebe, entsprechende Links inklusive:

Nachwuchs / Newcomer:

„ […] Die MDM fördert auch schon Nachwuchs-Filmemacher*innen. Dafür steht u.a. der Nachwuchstag KONTAKT zur Verfügung, bei dem Filmtalente aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Projektideen pitchen und Unterstützung für die Realisierung finden können. [… ]“

„Im Sommer 2019 haben die MDM und ZDF – Das kleine Fernsehspiel das Förderprogramm „Fifty-Fifty“ ins Leben gerufen. „Fifty-Fifty“ soll der Stärkung des Filmnachwuchses in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen dienen [… ] Unterstützt werden TV-Produktionen zeitgenössischer Stoffe und vielfältiger Genres: Spiel-, Dokumentar-, Animationsfilme sowie Hybridformen und Miniserien mit Gesamtlängen von 40 bis 120 Minuten. […]“

„Ausgewählte Kreative bekommen beim MDM Pilotprogramm [keine Onlinepräsenz gefunden; Red.] die Möglichkeit, originelle und mit überschaubarem Aufwand umsetzbare Microbudget-Filme zu realisieren. Intensiv betreut werden sie dabei von erfahrenen Tutor*innen. Daneben gewährt ihnen das Programm auch finanzielle Unterstützung: Die Fördersumme beträgt für jedes Projekt bis zu 250.000 Euro und wird nicht als Darlehen, sondern als Zuschuss vergeben. […] Nach jeder Stufe wird das jeweilige Projekt auf den Prüfstand gestellt, um im Erfolgsfall weiter umgesetzt zu werden.“

„Ganz wichtig ist auch unsere 2021 gestartete Gründerinitiative MEDIAstart. Ausgewählte Medienunternehmer*innen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen werden mit dem Programm jeweils ein Jahr lang beim Aufbau ihrer Firma unterstützt. [...] Bewerbungen für den dritten Jahrgang werden ab Mitte August bis zum 10. Oktober möglich sein.“

Stoffentwicklung / Drehbuch:

„ […] Gibt es bereits ein Treatment, kann über eine Drehbuchförderung (Stoffentwicklung) gesprochen werden . Ein reines Exposé reicht dafür nicht aus.“

„Ein Darlehen zur Stoffentwicklung wird zur Entwicklung eines Drehbuches bzw. eines Serienkonzeptes gewährt. Sofern der Antrag vom Produzenten gestellt wird, sollen die kalkulierten Kosten die Summe von 30.000,00 € nicht überschreiten. Sofern der Antrag vom Autor bzw. Regisseur gestellt wird, sollen die kalkulierten Kosten die Summe von 25.000,00 € nicht überschreiten. Förderfähig sind:

Autorenhonorar(e)

Honorar für die dramaturgische Begleitung (mindestens 2.500,00 €)

ggf. Produzentenhonorar (bis zu 5000,00 €)“

Projektentwicklung:

„Dem Antrag auf Projektentwicklung sind eine maximal einseitige Inhaltsangabe und ein ausgearbeitetes Drehbuch (inklusive einem Verzeichnis der handelnden Personen), bei Dokumentarfilmen eine umfassende Projektbeschreibung sowie ein filmisches Umsetzungskonzept beizufügen. Zwingend erforderlich ist die Zusage eines Regisseurs. Eine detaillierte Kalkulation und Finanzierungsplanung der Projektentwicklung sowie ein erstes Verwertungskonzept sind ebenfalls beizufügen. Eine Projektentwicklung kann mit max. 100.000,00 € gefördert werden. Förderfähig sind[… ]“:  

Kosten für den Erwerb von Stoffrechten

eine Weiterentwicklung / Überarbeitung des Drehbuches

die Erstellung eines Storyboards

dramaturgische Beratung

Recherche

Locationsuche

Casting

weitere Maßnahmen“

Produktionsförderung:

„ […] Die Anforderungen für eine Produktionsförderung sind höher, hier braucht es ein ausgearbeitetes, drehfertiges Drehbuch, es wäre auch nach Sender, Verleih, Auswertung, anderen Förderern, Stab und Besetzung, Drehorten, Postproduktion etc. zu fragen. Allen Anträgen voran steht immer ein Beratungsgespräch mit unseren Kolleg*innen aus dem Förderbereich.“

Sonstiges:

Merkblatt für Förderanträge

Production Guide der MDM Film Commission – Branchenverzeichnis für in Mitteldeutschland ansässige Freischaffende und Dienstleister (Registrierung kostenfrei)

Tja, niemand wirft Geld hinterher, aber auch für Kurzfilm und Experimentelles ist Platz. Kompromissbereitschaft ist hier trotzdem das A und O – vor dem „Aww“ und „Ouh“. Viel Erfolg.

Hörspiel: Hexenküsse

Diesmal gibt es wieder ein Hörspiel, auf die Lauscher. Jawoll, ich fröhne wieder meinem Guilty Pleasure: John Sinclair. Lübbe hat auf seinem YouTube-Kanal erneut ein Hörspiel der Reihe for free zur Verfügung gestellt. Hexenküsse ist die Adaption des gleichnamigen Paperbacks aus dem Jahr 1984. Die Story: In Dover gehen Hexen um, schneiden Männern die Herzen raus. Ihr Ziel: Die Erweckung der Ur-Mutter Lilith. Ein schöner Mix aus Detektiv- und Okkultismus-Flair.

Ahoi.

Mehr über Finanzierung? Mehr Podcast? Du hast auch was zu erzählen? Meine Augen und Ohren sind offen unter rob@dates-online.de

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