Spuk:Geschichten

Nachgeschaut #87, Halloween 2022 – Wir verschreiben uns diesmal der blutigen Jahreszeit. Regenschirme auf: Es regnet Horrofilmtipps! Und ein Hörspiel – of course. Oder sollte ich sagen: OF CURSE!? (Wegen „Fluch“… ach, egal.)

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Мир для України!

Es ist Oktober und ich hab Bock auf Halloween-Krams. So richtig schöne Spukgeschichten und Horrorperlen – also abseits der N ews und Nebenkostenabrechnungen. Let’s go!

„ Aber warum kommt denn die Ausgabe so spät, lieber Rob?“

Danke, imaginäre Crowd, die mich kurz vor dem inneren Ausbrennen meiner Seele zum Weiterschreiben motiviert. Ich wollte für die diesjährige Halloween-Ausgabe dringend das Finale der aktuellen Halloween-Sequel-Trilogie gesichtet haben. Und da die Pressevorführungen NATÜRLICH zwei Tage vor Filmstart waren, gab es eine gewisse Latenz – u know? So, nun aber...

Halloween Ends: The Never/Ending Story of Michael Myers

2022: Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) schreibt ihre Memoiren. Sie hat die Michael-Myers-Maskenmann-Massaker anno 1978 und 2018 überlebt. Jetzt will sie ihren Frieden damit machen. Anders als der Rest der Kleinstadt Haddonfield, dessen Bewohner seit dem in Schockstarre leben; gestiegene Suizidrate inklusive. Lauries Enkelin Allyson (Andi Matchiak) trifft unvermittelt – aber nicht zufällig – auf Corey (Rohan Campbell). Der wird nach einem tragischen Unglück als Freak abgestempelt und trifft damit bei Allyson einen Punkt. Love story in progress. Und obwohl Michael Myers zunächst selbst nicht in Erscheinung tritt, geht das Morden wieder los. Ist das Böse am Ende eine Krankheit, die Menschen befällt?

Auf den einschlägigen Review-Portalen schneidet Halloween Ends erbärmlich ab. Die Suche nach Gründen, sie ist mühsam. Michael Myers und Laurie Strode spielen schlichtweg nicht mehr die Hauptrollen – zumindest oberflächlich betrachtet. Stattdessen geht es um Nachahmungstäter, ungesunde Beziehungsdynamiken und irgendwas mit Kirschblüten. Der Film hangelt sich inhaltlich an John Carpenters Christine (1983) entlang. Fast Beat für Beat. Das ist natürlich etwas anderes, als die Gewaltorgie des Vorgängers Halloween Kills (2021), greift allerdings den Gedanken aus Halloween (2018) wieder auf, dass Michael in getriebenen Seelen eine ungesunde Obsession auslöst. Kürzen wir es doch ab: Halloween Ends durchkreuzt die Erwartungshaltung des Publikums und fängt sich deshalb negative Kritiken ein. Ich feiere es und empfehle den Film beidhändig – mit Daumen hoch und Mittelfinger.

K urzer Reminder, für den Filmmarathon : Halloween – Die Nacht des Grauens (1978), Halloween (2018), Halloween Kills (2021), Halloween Ends (2022).

Smile – Siehst Du es auch?: Grinse-Grusel mit Jumpscare-Fuck-up

Dr. Rose Cotter (Sosie Bacon) muss erleben, wie sich eine Patientin vor ihren Augen brutalst umbringt – aber immerhin mit einem Lächeln im Gesicht. Ab diesem Moment überfallen Rose zunehmend stärkere Schreckensvisionen, die ihr Privatleben kompletten sprengen. Sie versucht zur Wurzel des Übels zu gelangen – begleitet von einer Blutspur.

Habe den Film jetzt zweimal gesehen. Einmal alleine. Einmal in Begleitung. Finde die Story cool, nicht originell – The Ring meets It Follows – aber komplett in Ordnung. Die Verarbeitung von Traumata als Leitmotiv funktioniert als Treiber gut. Hin- und hergerissen bin ich vor allem, weil die Jumpscares so vorhersehbar und unnötig sind. Das nervt mich, weil es keine Kunst ist, die Lautstärke auf einhundertfickdich zu drehen und jemand blöd durch die Gegend schreien zu lassen. Wenn wir schon beim Auditiven sind: Der Score von Christobal Tapia de Veer trägt maßgeblich zur Atmosphäre bei und hat catchige Tracks. Man könnte meinen John Carpenter hätte mit seinem Synthesizer durchs Studio von Boards of Canada gefegt. Wer also dringend mal wieder vor Schreck seine Pfeffi ins Popcorn plumpsen lassen will, sei herzlich zu Smile eingeladen.

Mona Lisa and the Blood Moon: A Girl Walks Home Alone that Night

So ein richtigen Genre-Appetithappen gibt es allerdings auch mal wieder im Moritzhof. In den Kinos spielt Genrekino ja eher keine große Rolle, aber jetzt läuft mit Mona Lisa and the Blood Moon der neue Streich von Ana Lily Amirpour. Und die hat mit „A Girl Walks Home Alone at Night“ schon Elevated Genre par excellence geliefert. „Mona Lisa…“ erwacht nach einer Dekade aus einer Trance. Sofort beginnt eine abenteuerliche Nacht. Mona Lisa kann anderen Menschen via Telekinese ihren Willen aufzwingen. Die einen fürchten sich vor ihr, die anderen wollen sie ausnutzen.

Incantation: Found-Footage-Schocker mit Okkult-Bonus

Und wenn der Gang vor die Tür zu viel verlangt ist, dann hab ich noch einen finsteren Okkult-Schocker in der Pfote: Incantation auf Netflix. Die taiwanische Found-Footage-Perle skizziert die Erlebnisse der Mutter Ruo-nan, die dokumentiert, wie sie und ihre Tochter langsam vom Strudel eines Fluches hinabgerissen werden. Licht aus, Kerze an und dann herzlichen Glückwunsch – die Nacht wird hart.

Hörspiel: Mole Sons

Uh, es geht wieder los! Das Hörspielprojekt ist nach wie vor eine meiner liebsten Anlaufstellen für Indie-Hörspiele. Die Qualität nimmt stetig zu und die Geschichten rangieren von liebevoll bescheuert über herzerwärmend naiv bis professionell durchtrieben. Eine meiner liebsten Reihe ist Mole, ein Creature Feature als Period Piece. Im Mittelpunkt steht der Kampf gegen die titelgebenden subterranen Monster. Jetzt ist eine Fortsetzung zu den ersten beiden Teilen erschienen. Mole Sons: Die Sekte setzt rund 80 Jahre nach den Ereignissen an. Nachdem die erste Invasion besiegt schien, deutet sich eine Rückkehr an. I like. Ein absoluter Tipp für Hörspielfans, die mal abseits der Majors reinlauschen wollen.

Ahoi.

Du hast selbst Filmprojekte am Start? Vielleicht finden wir Platz dafür - hier, im Magazin oder im Podcast: rob@dates-online.de

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