Stille:Nacht

Nachgeschaut #89, Dezember 2022 – An Weihnachten ändert sich nicht viel. Dieser Kolumne inklusive. Filmtipps für alle, die ihr Fest gerne mit Genrekost zelebrieren.

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Мир для України!

Es liegt in der Luft: We call it „Weihnachtsmarkt“. Das zarte Gefühl knuddelig-rabiater Ellenbogenhiebe beim Anstehen; das betörend-traumatisierende Odeur von Grünkohlerbrochenem und der charmant überwältigende Pleiteschreck, wenn die Runde pisswarmer Glühwein mit Doppel-Schuss und Pfand den letzten Fuffi aus dem Portmonee gezaubert hat. Umso schöner, wenn man die Schmarotzer endlich an der Bahnhaltestelle verabschiedet –

„Nein Monika, Du machst jetzt weiter Mädelsabend mit Deinen Weibern. Gib den Schlüssel her, verdammt nochmal! - Nein, Du, DU bist unmöglich. Du wirst langsam immer mehr wie meine Mutter. HAU AB!“

– und sich mit Zimtstange im Tetrapack-Glühwein ein paar schöne Filme reintrichtert.

Mehreren unabhängigen Google-Suchen nach, ist der Ur-Weihnachtsstreifen ein Stummfilm mit dem Titel Santa Claus; veröffentlicht 1898 und gedreht von George Albert Smith. 1:43 Minuten kurz, aber spannend wie ein Schwangerschaftstest. Kinder gehen zu Bett, Santa kommt durch ein hübsch gezeichneten Karmin, bammelt den schlafenden Gören irgendwas ans Fußende und haut wieder ab. Bin sicher, dass Blumhouse schon die Remake-Rechte klärt.

Violent Night: Ein Weihnachts-Smacktakel

Und wer nicht auf das unterstellte Horror-Remake des ersten Weihnachtsfilms warten will, kann (vermutlich) bei Violent Night zugreifen. Hab ihn noch nicht gesehen, aber es gibt Vorschusslorbeeren, denen ich nicht widerstehen kann: Regisseur Tommy Wirkola (Dead Snow) inszeniert; David Harbour (Stranger Things) prügelt sich als Antihelden-Weihnachtsmann durch eine Horde mafiöser Einbrecher.

PS: Wenn es noch stumpfer sein soll, wäre Santa’s Slay – Blutige Weihnachten noch ein Geheimtipp: 80 Minuten Curling-Gags, SantaXSatan-Wortwitze und Wrestler Bill Goldberg als mordender Weihnachtsmann.

Magdeburg Moritzplatz – Staffel 2: Erfrischend deprimierend

Jüngst feierte auch die zweite Staffel der lokal-produzierten und fair behandelten Serienproduktion Magdeburg Moritzplatz Premiere. Die fünf Folgen lassen sich entspannt auf YouTube bingen. Eine dezidierte Rezension kommt noch. Deswegen hier einfach nur der Trailer:

Aber Rob, gibt es denn nicht noch mehr geilen Anti-Christmas-Scheiß, weil ich edgy bin und Die Feuerzangenbowle nicht anschauen kann, ohne meiner Oma eine Zwei-Stunden-Präsi über Glorifizierung des Nationalsozialismus zu halten?“ Aber natürlich, Elias-Joel. Wegen Dir gibts jetzt drei handverlesene Lieblingsstreifen ins Gesicht:

Stille Nacht – Horror Nacht (1984): Ein Verrückter im Santa-Outfit zerlegt die Eltern des achtjährigen Billy. Zehn Jahre später hat Billy komplett Synapsen-Disco und geht selbst auf Weihnachtsjagd.

Anna und die Apokalypse (2017): Das einzige Musical, das ich mir freiwillig gebe. Tolle Songs, Zombies und mein persönlicher Schauspiel-Geheimtipp: Sarah Swire.

Krampus (2015): Family sucks! Findet auch Max und wirft seinen Wunschzettel an Santa in Wut aus dem Fenster. Das beschwört den Anti-Santa hinauf: den Krampus. Österreicher werden ihn kennen. Für mich seit Release DER Weihnachtsfilm. Mit explodierenden Lebkuchenmännchen, Hörnern, Schnee usw.

Hörspiel: Arkham Origins

Ein Freund hat mich auf ein spannendes Hörspiel-Projekt aufmerksam gemacht – und es ist nicht Hoerspiel-Projekt.de! Erinnerst Du Dich noch an die wunderbar ambitionierten Original-Filmton-plus-Erzähler-Hörspiele zu Krieg der Sterne & Co.? Auf dem Youtube-Kanal Videospiele für die Ohren wird das ebenfalls getan – vermutlich ohne Lizenz, aber don’t call it Schnitzel. Der Mensch dahinter nutzt also die deutschen Soundspuren der entsprechenden Videospiele, baut einen Erzählertext dazu und tadaa – Lizenz-Fuck-up, äh… VideoHörSpiel. Passend zur Jahreszeit gibt es die erste Folge zu Batman: Arkham Origins: Ein noch junger Batman kümmert sich an Heiligabend, um Villains wie Joker, Firefly oder Black Mask. In den Hauptrollen glänzen Stimmen wie David Nathan (deutsche Stimme Christian Bale) oder Tobias Kluckert (dt. Sti. Tom Hardy).

Frohes Fest - oder eben nicht.

Lokale Filmkultur for the win: rob@dates-online.de

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