Præludium

Nachgeschaut #90, Januar 2023 – Ein Blick in die Glaskugel. Welch mephistophelischen Budenzauber hält die Unterhaltungsbranche bereit? Mir reichts schon wieder! Frohes Neues.

by

(c) RG

Мир для України!

Sicherlich hocken irgendwelche Connaisseure gerade im Multiplex, schauen „Avatar: Way of the Water“ und schrubben sich den Brodem der Bewunderung von der 3D-Brille. Bravo. Drei weitere Fortsetzungen sind angekündigt.

Branchen-Veteranen wie James Cameron rempeln freundschaftlich gegen Franchise-Boliden wie Marvel oder DC. In einem Interview etwa merkt der »Terminator«-Regisseur an, dass die Gesichtsanimation des Marvel-Schurken Thanos nicht mit den Animationen seiner Na’vi in den »Avatar«-Filmen mithalten könne. Mag stimmen, ist am Ende aber vollkommen egal, weil ihr euch beide Filme sowieso auf dem neuen Simsang-Tablet anschaut, das Mutti zu Weihnachten stolz im Teleshop ertelefoniert hat und das euch nun den Halbstunden-Bierschiss auf Klo veredelt, nachdem Papas Neujahrs-Kartoffelsalat kickt. Und wenn Du da nun hockst, den Blick auf die letzte Rolle Klopapier gerichtet, während Dir die Äderchen im Auge platzen, denkst Du sicherlich: Wird das dieses Jahr noch besser? Nun – schauen wir nach.*

#Streaming: Mit Paramount+ betritt der nächste Content-Gladiator Streaming-Deutschland. Highlights: Star Trek und Paw Patrol. Da diese Lizenzgewalt kein Konkurrent langfristig überlebt, fusionieren die größten Streaming-Anbieter Ende des Jahres in einer Kurzschlussreaktion zu »Disnetflix Prime«. Für 627 € im Jahr (oder 62,70 € / Monat) bekommen User drei neuen Star-Wars-Serien pro Monat, dazu sieben koreanische Kurzfilme und zahlreiche fast ungekürzte James-Bond-Rip-offs aus den Siebzigern in O-Ton mit namibischen Untertiteln. Bockig werfen nun auch ARD, ZDF und die Dritten ihren Content in einen Topf und übertragen die Leitung des Projekts hoffnungsvoll an den RBB. Ende des Folgejahres sind die Projektmittel verschwunden. Skandal.

#Filmpreise: Der wichtigste internationale Filmpreis wird auch 2023 ausgerichtet: das Internationale Kurzfilmfestival in Dresden. Wir freuen uns. Daneben werden die üblichen Kleinstpreise vergeben, darunter die Goldene Palme, der Goldene Löwe und der Golden Palace. (Eines davon ist tatsächlich ein chinesisches Restaurant in Stahnsdorf – raten Sie!) Die Oscars werden in diesem Jahr von Late-Night-Host Jimmy Kimmel moderiert, aus Sicherheitsgründen mit Helm.

#Lokales: Nach dem riesigen Erfolg der Serie »Magdeburg Moritzplatz«, wird der MDR hellhörig und flüstert das Konzept der ARD. Die segnet ein Reboot für die Hauptsendezeit ab und verspricht »die Kulisse Magdeburg endlich für ein breites Publikum attraktiv« zu machen. Die Hauptrolle des Cliquen-Teens Kim spielt Claudia Michelsen. Omar, ein Junge mit Fluchterfahrung, wird (natürlich) von Elyas M’Barek gespielt. Fürs Drehbuch wird zielgruppenaffin Till Schweiger engagiert, der freudig kommentiert »mmnmnmmgeldnnnnnnkindermnnhmantahhhm«. Angesprochen auf den Erfolg

#Kolumne: Autorenimitat RG bemüht sich auch ‘23 die lokale Bewegtbildszene im Blick zu behalten, sperrt sich aber auch nicht gegen Audio-Kunst. Geschriebenes bleibt das Mittel der Wahl, ergänzend raunt RG ab und an Dinge ins Ohr der Lauschwilligen, via Nachgeschaut-Podcast. Bezüglich des Nachrichtenwertes der hier gelesenen Kolumne, flüstert der verwirrte Autor im Selbstgespräch: »Es würde ja hart helfen, wenn IHR mich informiert, wenn ihr Projekte am Start habt!« Menschen aus aller Welt (hinter Marienborn) schreiben diesbezüglich umgehend an rob@dates-online.de  

Ahoi.

*Vorsicht: Diese Kolumne könnte Spuren von Übertreibung enthalten

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