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Nachgeschaut #92, März 2023 – Nein, ich mache hier nichts zu den Oscars. Diesmal geht es um Analog Horror, beklemmende Weird Fiction im Retro-Look. Das fetzt. Hallo!

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Мир для України!

The Backrooms Horror Film Based On Viral Shorts By 17-Year-Old Kane Parsons In Works At A24, Atomic Monster, Chernin & 21 Laps“ (Deadline.com; 06.02.23)

Das Netz ist ein unendlicher Raum, in dem sich jeder sein eigenes Zimmer bauen kann. In dieser totalen Digitalisierung entdeckt die Netzgemeinde Analog Horror als Subgenre für sich. Schrammlige Tonbandmitschnitte, Heimvideoästhetik, verrauschte Bilder in 4:3, gerne auch das Look & Feel exaltierter und pseudo-euphorischer Schulungsvideos, lokale Werbung im Diashow-Style mit quäkigem E-Orgel-Gedudel und natürlich fehlerhaftes Bildmaterial. Manchmal auch nur mit Windows Paint gemalte Porträts vermeintlich deformierter Körper – analoge Aufnahmetechnik ist King und der mediale Zeitgeist der 70er bis 90er ist die passende Queen. Unperfektion; Film und Ton (vermeintlich) ohne aufwendiges Polish. Ich will das Subgenre nicht gleich in die Schublade der Gegenkultur stecken, aber Analog Horror findet auf der Kinoleinwand und im Kommerz im Prinzip nicht statt (Ausnahme ↔ Regel, of course) YouTube-Serien wie der oben angesprochene „The Backrooms“ veröffentlichen Episoden zwischen einer Minute und ‘ner Viertelstunde Laufzeit; sind mal Handheld-Found-Footage-Kurzfilme, mal Projektpräsentationen und mal Autopsiebericht. Wir bekommen lediglich Eckpunkte des Storygeflechts, dass wir uns teilweise selbst stricken müssen. Die Suche nach deutschen oder deutschsprachigen Analog-Horror-Formaten bleibt indes erfolglos – zumindest bei mir.

Man kann womöglich eine Art Entstehungsgeschichte zum Analog Horror erahnen, eine Wurzel im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Blair Witch Project (1999) läutete seinerzeit die Renaissance des Found-Footage-Genres ein; mag aber mit Analog-Optik und der zu Scheitern verurteilten Jagd nach Legenden vielleicht aber auch ein Einfluss auf den kontemporären Analog Horror gewesen sein. Ein anderer ist ein Netztrend, Creepypastas, jene Form digitaler communitygetriebener Lagerfeuergeschichten, denen wir Figuren wie Slenderman verdanken und die mit den Erzählungen über unheilvolle Gameboy-Spiele und verfluchte TV-Sender von Anfang an einen Retrokult pflegen. In der Gegenwart lässt sich das Nischenkonzept zu Geld machen. Reihen wie The Backrooms oder The Mandela Catalogue bieten Merchandise an und/oder inkludieren Fans über Crowdfunding. Die Storys dahinter sind aber auch ganz konkret für kommerzielle Film- und Serienproduktionsbuden interessant.

The Backrooms: Creepypasta → Webseries → Kinofilm

Wie die Handlung des kommenden The Backrooms-Film en detail aussieht, kann ich ja jetzt auch nur riechen. Im Original-Kurzfilm des (Stand März ‘23) 17-jährigen Youtube-Creators Kane Parsons (alias Kane Pixels) fällt ein jugendlicher Protagonist mit seiner Videokamera buchstäblich durch die Realität und landet in einem endlosen Labyrinth eintönig-gelber Korridore, bewohnt von grotesken Kreaturen. Die gleichnamige Webserie erweitert in Montagen, Kurzfilmen und Lehrvideos die Fiction um die „Hinterzimmer“. Im kommenden Kinofilm führt Parsons selbst Regie. Ursprung ist ein Thread im infamen Forum 4chan. Nachfolgend findest Du die Playlist mit dem ganzen Material.

Skinamarink: Analog Horror ist kein Kinderspiel

Zwei Kinder wachen auf und schleichen durchs Haus. Der alleinerziehende Vater fehlt. Dinge stehen verkehrt herum – und nicht mehr am Boden – und auch Türen und Fenster scheinen sich hin und wieder zu verabschieden. In Übersee ist Skinamarink schon jetzt ein Erfolg, der bei 15.000 Dollar Budget (Stand März ‘23) knapp eine Million eingespielt hat. Nachfolgend findest Du den Trailer und danach direkt den originalen halbstündigen Film Heck, den Regisseur und Autor Kyle Edward Ball als Proof of Concept für Skinamarink einsetzen konnte.

Heck (2020)

Liste: Noch mehr Analog Horror

Wenn Du jetzt neugierig auf das Thema bist, googelst Du Dich vermutlich sowieso bis zum Erbrechen durch unzählige Listen. Deshalb im Folgenden drei Analog-Horror-Reihen die ich persönlich ziemlich abfeiere :  

Gemini Home Entertainment

The Mandela Catalogue

The Hartwin Archives

Gibt es Analog Horror aus Magdeburg? Hinweise und Tipps an rob@dates-online.de 

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