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Nachgeschaut #93, April 2023 – Heute im Programm: Wohin mit dem eigenen Indiefilm? Mit Schaubeispiel. Und: Dein Kurzfilm wird gesucht!

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Мир для України!

Mitte März feierte ein mittellanger Indie-Horrorfilm Premiere, an dem ich fünf Jahre als Autor und Produzent mitgearbeitet habe: Feed The Reapers. Ist kein Flex, aber auch kein Flachs.

Ein Pärchen, Kim (Susen Ermich, Masks) und Denny, sucht den gewissen Kick. Zum geplanten Liebesspiel geht es in die zerfallenen Räume einer seit Jahrzehnten leerstehenden Lungenklinik. Dort merken sie schnell, dass sie nicht alleine sind. Parallel dazu bereitet ein sinistrer Doktor ein Experiment vor. Ja, unsere kleine Horrorperle „Feed The Reapers“ frönt dem Old School Horror. Es gibt Blut, Schleim und Sensen. Heimkinoauswertung, Roman und Soundtrack stehen in den Startlöchern – Kinotour durch Germany startet diesen Monat. Genug Werbung; jetzt ran an die Materie.

Feed The Reapers: Film fertig – und jetzt?

FTR hat eine bequeme Laufzeit von 45 Minuten. Don’t do that! Den zahlreichen erfolgreichen Einreichungen bei Festivals, stehen auch Festivals gegenüber, bei denen wir schlichtweg an den Laufzeitvorgaben scheitern. „Kurzfilm: bis 30 Min; Feature: ab 60 Min“. Na schönen ersten Advent auch. Wir können uns ja noch 15 Minuten aus den Rippen ziehen… machen wir aber natürlich nicht. Dahinter steht oft ganz pragmatisch das Gurkenproblem. Da Stand die Regulierung zur Maximalkrümmung der Salatgurke ja auch jahrelange in der Kritik. Der Hintergrund: Gerade Gurken lassen sich kostensparender weil effizienter lagern. Kurze Filme lassen sich besser bündeln, lange Filme besser als Stand-Alone-Highlight auswerten. Wir reichen derzeit über Filmfreeway ein, backchecken aber trotzdem jedes Festival vorher, damit die Einreichegebühr nicht im schwarzen Loch verendet.

Der Film ist fertig und irgendwann kommt aus dem Umfeld die Frage: „Und, läuft der dann auch richtig im Kino oder nur so jetzt für euch?“ Da steckt unbewusst natürlich oft die Frage nach einem Verleih dahinter, wie man es eben aus dem Mainstream kennt. Je nach Resilienz bitte nicht reflexartig brüllen, dass das Gegenüber ja auch einfach weiter seine Michael-Bay-Scheiße gucken könne. Das reibt intersozial unnötig auf. Für FTR stehen wir gerade mit deutschsprachigen Indie-Labels in Kontakt. International – bitte sorgt wenigstens für englische Untertitel – gibt es Möglichkeiten wie Indierights. Bis dahin heißt es auch bei uns: Do it yourself. Wir tingeln ab Ende April durch die Programmkino der Republik und haben uns bei den meisten Kinos auf ‘ne Fifty-Fifty-Verteilung bei den Erlösen geeinigt. Bei der ausverkauften Premiere haben die Erlöse gereicht, um das Merchandise (Shirts, Mugs, etc.) vorproduzieren zu lassen, das wir dann vor und nach der Vorstellung anbieten. Ganz klar: Das muss man auch wollen! Da lassen sich auch wunderbar Synergien bilden. Wir versuchen vor dem Hauptfilm jeweils einen anderen Newcomer-Kurzfilm zu zeigen. Win-Win.

Spannend war aber auch die Dynamik im Netzwerk. Hier entstand mal ein Kontakt zu einem Heimvideolabel, da schnupperte ein Horrorfilmmagazin rein und andere Filmschaffende sagten „Hallo“ oder „Wo ist hier die Toilette?“. Ehrliche Freude und Interesse, das war ein Highlight – und wichtig. Viel zu oft erlebe ich Filmschaffende, die Indie- und Amateurfilme hatewatchen, um sich dann übers Licht zu beäumeln und sich einen drauf runterholen, wie geil sie es selbst gemacht hätte. Schwierig. Netzwerk bedeutet nicht, ich zeig Dir was und flexe mit meiner geilen Linse, sondern auch offen zu sein, konstruktiv und neugierig. Nach jahrelangem Predigen freue ich mich, dass dieser Gedanke sich in der Magdebubble zunehmend manifestiert. Das NMC-Netzwerk formt Ideen aus und viele filmische Eigenbrödler öffnen sich langsam. Feiert der Magdeburger Film etwa seinen ersten Frühling?

Kurzfilm-Kino auf dem Glacis Open Air 2023: Dein Film wird gesucht!

Ich freue mich besonders , dass das Glacis Open Air zum ersten Mal ein Kurzfilm-Showcase anbietet. Dabei soll die Auswahl möglichst vielfältig sein, unterhaltsam und eine gesunde Mischung aus vergangenen Highlight-Filmen und frischen Beiträgen sein. Weiß ich alles, weil ich den Bumms mit kuratiere. Wir freuen uns über alles, von Drama über Kinderunterhaltung bis Thriller und Musikvideo. Wir versuchen das Ganze in entsprechende Blöcke zu sortieren. An dieser Stelle also nochmal und ganz ausdrücklich: Wenn Du oder ihr einen Kurzfilm in der Vorbereitung habt, gerade fertig oder plant einen zu drehen, schreibt dringend eine Mail an

rob@dates-online.de 

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