Monsterjäger

„The Witcher“ ist zurück! Die erste Staffel der US-polnischen Fantasy-Serie nach Romanen von Andrzej Sapkowski euphorisiert seit 2019 eine große Fanbasis. Nun ist der einsilbige und schlagkräftige Monsterjäger Geralt von Riva wieder im Geschäft. In die Titelrolle schlüpfte einmal mehr Henry Cavill (38). Wir sprachen mit dem Star aus „Man of Steel“ und der Erfolgsserie „Die Tudors“.

by

Jay Maidment

Mr. Cavill, ist es aufregend, die neuen Drehbücher zu bekommen, weil man nicht weiß, ob sie so gut sind wie die der ersten Staffel?

Ja. Man weiß nie, was auf einen zukommt. Ich bekam das Drehbuch erst ein paar Monate vor Drehbeginn und hatte keine Möglichkeit, in irgendeiner Weise auf die Handlung Einfluss zu nehmen. Lauren (Anm.: Lauren Schmidt Hissrich, die Urheberin, Produzentin und Autorin) hat eine besondere Vision für diese Serie. Es ist ihre ganz eigene Version der Geschichte. Ich setze mich dafür ein, dass sich meine Figur Geralt, die ich aus den Büchern von Andrzej Sapkowski sehr liebe, in der Serie so stark niederschlägt, wie Laurens Vision und ihre Version der Geschichte es erlauben.

Die Hauptfiguren Geralt und Prinzessin Ciri fanden am Ende der Staffel 1 zusammen. Können Sie eine kleine Anekdote vom Set teilen, die Ihr Verhältnis zu Ciri-Darstellerin Freya Allan beim Dreh der 2. Staffel beschreibt?

Freya und ich haben viele Tage damit verbracht, draußen in Nässe und Kälte zu sitzen. Es ging nur darum, diese Tage zu überstehen und zu versuchen, den Szenen so viel Leben wie möglich einzuhauchen. Freya ist wirklich gut darin, immer genau die richtigen Fragen zu stellen. Sie will das Warum hinter jeden Szene verstehen. Freya ist immer auf der Suche nach ihrer Wahrheit, wie sie es als Schauspielerin ausdrückt. Es ist wunderbar, in ihrer Nähe zu sein. Manchmal habe ich ein paar weiterführende Informationen über das Buch und darüber, was man im Drehbuch gerade erreichen will. Das kann helfen.

Wie die Geschichten von Andrzej Sapkowski greift auch die Serie ernsthafte Themen wie Rassismus und Vertreibung auf. Sehen Sie darin eine Stärke der Show?

Ich denke, dass der Aspekt definitiv im Vordergrund steht, ja. Wir wollen nicht zu viel verraten. Ich glaube, es wurde in der ersten Staffel mit der Beziehung zwischen Elfen und Menschen angesprochen. In Sapkowskis Buch ist alles natürlich noch ein bisschen komplexer. Es geht nicht nur um Elfen und Menschen, sondern auch um Gnome und Zwerge.

Glauben Sie, dass Sie mit einem durchschnittlichen mittelalterlichen Schwertkämpfer mithalten könnten?

(lacht) Nein! Was ich zeigen kann, ist großartig für Filme geeignet. Diese Techniken sind definitiv eher ins Reich der Fantasie einzuordnen. Wenn man sich Schwertkämpfe im mittelalterlichen Stil anschaut, dann sieht das ganz anders aus. Diese Technik lässt sich vielleicht nicht so gut übersetzen, sie wirkt nicht so dynamisch, auch wenn sie viel effizienter ist.

Gab es Kratzer und blaue Flecken?

Ich glaube, man kommt immer mit Kratzern und blauen Flecken aus einer Show. Bei jeder Art von Stuntsequenz gibt es definitiv Schrammen. Aber die schlimmste Verletzung, die ich mir zugezogen habe, hatte eigentlich nichts mit dem Schwertkampf zu tun. Ich habe mir eine Sehne am Bein teilweise gerissen, als ich durch den Wald gerannt bin.

Müssen Sie im Alltag auf Vieles verzichten, um in Form zu bleiben?

Ja, ich muss eine strenge Diät einhalten und kontrollieren, was ich konsumiere. Das ist so eine Sache. Vor allem, wenn man wie eine bestimmte Figur aussehen will. Wenn ich in einer Szene ohne Hemd auftrete, muss mein Äußeres der Serienfigur natürlich möglichst genau entsprechen. Das erfordert eine Menge Disziplin.

Sind Sie ein streng rationaler Mensch oder ist in Ihrem Denken Platz für das Unerklärbare – nicht unbedingt für Hexer oder Elfen, aber für Dinge, die den menschlichen Verstand übersteigen?

Eigentlich bin ich ziemlich rational. Aber in meinem Kopf ist auch Platz für Unerklärbares, absolut. Zumindest glaube ich das gerne. Ich denke, dass es so vieles gibt, was wir noch nicht verstehen. Das ist doch etwas Wunderbares. Auch in romantischer Hinsicht habe ich die Hoffnung, dass es Dinge gibt, die über das hinausgehen, was wir heutzutage als Wissenschaft bezeichnen.

Fantasy-Fans sind eine sehr spezielle Gattung. Bekommen Sie auch Fanpost von Zuschauern, die die Sache ein wenig zu ernst nehmen?

Mich erreicht so manche Zuschrift. Die Leute sind immer positiv gestimmt. Ich finde es gut, wenn sie sich ernsthaft mit Fantasy auseinandersetzen. Ich mag es besonders, online zu gehen und die Beiträge zu lesen, in denen sie Gedanken und Meinungen teilen. Für mich ist das sehr wichtig, denn auch ich liebe Fantasy. Und ich möchte, dass die Dinge, die ich liebe, so überzeugend wie möglich dargestellt werden.

„The Witcher“ hat auch eine sehr humorvolle Seite. Wie wichtig ist ihnen dieser Aspekt der Serie?

Beim Witcher ist es sehr wichtig, dreidimensionale Charaktere zu erschaffen. Geralt ist komplex, er ist nuanciert, viel mehr als nur die Summe seiner Teile. Der Charakter, den wir in den Büchern entdecken, ist außerordentlich gut geschrieben. Dazu gehört der Humor. Deshalb ist es für mich wichtig, all diese Facetten von Geralts Persönlichkeit einzubeziehen. Dafür setze ich mich ein.

In den Geschichten geht es auch darum, als Monster betrachtet zu werden, nur weil man anders ist. Gab es in Ihrem Leben eine Phase, in der Sie sich als Außenseiter gefühlt haben?

Das Gefühl habe ich oft, ja. Als ich jünger war, fühlte ich mich wie ein Außenseiter, besonders in der Schule. Ich war nicht sehr beliebt, habe es nicht geschafft, Freunde zu finden und gehörte einfach nicht zu den coolen Kids. Und dann bin ich zur Schauspielerei gestoßen. Ich schätze, ich habe mich in meinem Leben nie sehr angepasst. Wenn man dann stärker in der Öffentlichkeit steht, fühlt man sich auch ein bisschen wie ein Außenseiter. Jeder behandelt dich anders, das wird ein Teil deines Lebens.

Warum waschen sich Witcher nie?

(lacht) Ich glaube, Witcher waschen sich schon. In der Serie gibt es diesen Running Gag, von dem ich gar nicht weiß, woher er stammt. Ich würde sagen, dass es für einen Witcher wahrscheinlich klug wäre, sich zu waschen. Ich glaube, früher, als die Menschen noch nicht die Möglichkeiten hatten, war Körperpflege eine seltenere Erfahrung. Aber ich denke, dass ein Witcher auf seine Hygiene achtet, vor allem, wenn es um Wunden geht. Sie waschen sich also. Ich glaube, es ist nur ein augenzwinkernder Witz, dass Männer stinken und nicht gerne duschen.

Staffel 3 ist bereits geordert. Müssen Sie aufgrund Ihrer Verpflichtung interessante Angebote ablehnen?

Ich hatte das Glück, aus Rollen, die mir in den letzten Jahren angeboten wurden, auswählen zu können. In diesem Stadium geht es nur noch um die Terminplanung. Ich musste nichts ablehnen, weil es nichts gab, bei dem mir gesagt wurde: „Gut, wir ziehen das in dem konkreten Zeitraum durch und du musst bereit sein. Wenn du es nicht schaffst, kannst du es nicht machen." Alles blieb für mich verfügbar. Wenn ich etwas heute nicht schaffe, dann verschiebt man es eben. Dafür schätze ich mich wirklich sehr glücklich.

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