Von Timbuktu bis Toulouse

© Weltkino

© Moritzhof

© Tiberius Film

„Ziemlich beste Freunde“ oder „Monsieur Claude“ stehen beispielhaft für das gegenwärtige französische Erfolgskino. Die stets leicht und unterhaltsam erzählten Geschichten, eine Art „Wohlfühlkino“, garantieren volle Kinosäle, zeigen jedoch nur einen extrem kleinen Ausschnitt aus der insgesamt sehr vielschichtigen französischen Filmszene der Gegenwart. Das Filmförderprogramm „IFcinema“ des Institut français ermöglicht es, dass Filme, die es weder im Verleih noch auf DVD in Deutschland gibt, auf Festivals gezeigt werden können. So ist ein Großteil der 27 Filme der „Französischen Filmwochen Sachsen-Anhalt“, darunter Spielfilme, Kinderfilme und Dokumentarstreifen, in Deutschland bislang noch nicht gelaufen. Besonders geprägt sind die Filmemacher des Nachbarlandes von der Einwandererthematik. So wird es Filme zu sehen geben wie den mit 7 Cesars geehrten Streifen „Timbuktu“ über religiösen Fundamentalismus oder „Grisgris“, der Oscar-Beitrag des Tschad 2014.

„Bonne anniversaire“ stellt die Jubilare unter Filmemachern und Schauspielern in den Mittelpunkt einer Retrospektive, darunter Alain Delon, der heuer 80 Jahre alt wird. Im Moritzhof wird sein Film „Der eiskalte Engel“ aus dem Jahr 1967, der ihn in der Folge auf eher düstere Rollen festlegte, zu sehen sein. Für Cineasten zusätzlich ein Bonbon, da es diesen Film nur auf 35mm-Rolle gibt. Christoph Hackel vom mitveranstaltenden ARTist e.V. wird dafür extra den Projektor zum Einsatz bringen. In Magdeburg konzentriert sich das Festival, das parallel in Halle und Dessau läuft, auf Moritzhof, CinemaxX und – erstmals dabei – das Schauspielhaus.

Erstmals reist mit dem Regisseur Jean-Gabriel Périot ein Filmemacher an, mit dem die Zuschauer im Schauspielhaus ins Gespräch kommen können. Sein Dokumentarfilm „Eine deutsche Jugend“ lief auf der diesjährigen Berlinale. Sein kommentarlos aneinander geschnittenes, ausschließlich deutsches historisches Filmmaterial, vor allem mit Dokumenten von und mit Ulrike Meinhof, wirft quasi als Lehrstück für Radikalisierung einen Blick von außen auf Deutschland in der RAF-Ära. „Dieser Schritt von der theoretischen Überlegung hin zur praktischen Umsetzung, also den gezielten Anschlägen wird hier sehr deutlich und ist beängstigend aktuell, auch wenn sich die Vorzeichen geändert haben“, sagt Christoph Hackel.

Französische Filmwochen Sachsen-Anhalt, 8. bis 15. April; vollständiger Spielplan: www.französische-filmwochen.de

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