Gregor Meyle: "Was jetzt passiert, ist für mich die Ernte nach der langen Arbeit."

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© Aeskimo

Gregor Meyle, gelernter Tontechniker aus Baden-Württemberg, wusste schon mit 12, dass er es als Musiker schaffen würde, wenn er nur hart für seinen Traum arbeitet. 2007 erreichte er bei Raabs Casting-Show den zweiten Platz. Er fiel schon damals auf, doch leider nur wenigen. Meyle machte weiter und erhielt dank Soul-Gott Xavier Naidoo 2014 die Chance seines Lebens - er war Teil der TV-Show "Sing meinen Song - das Tauschkonzert" mit deutschen Topstars. "Gregor Meyle ist für mich einer der größten Entdeckungen der letzten 10 Jahre.", so Naidoo 2014. Seine Sendung erhielt den Deutschen Fernsehpreis und wurde zu Meyles Karriere-Höhepunkt. Jetzt bekommt er sogar ein eigenes TV-Format "Meylensteine" und eine große Tour, die den sympathischen Songschreiber auch nach Magdeburg führt. Wir sprachen mit Meyle während seiner Tour.


Wie läuft deine bisher größte Tour? Die Konzerte sind Wahnsinn, die Leute sind gut drauf. Es ist trotz der großen Hallen noch so intim wie in kleinen Clubs. Die Leute gehen mit einem Grinsen im Gesicht nach Hause.

Blicken wir zurück. Bei Raab hast du 2007 mit eigenen Songs wie "Niemand" begeistert und doch hat Stefanie Heinzmann am Ende gewonnen. Wie denkst du heute darüber? Ich bin damals wie heute sehr froh, dass ich nicht gewonnen hab. Weil sich wahnsinnig viel ab diesem Zeitpunkt für sie verändert hat und ich konnte alles langsamer angehen. Ich glaube, wenn ich damals gewonnen hätte, wäre ich in so eine Mühle extremer Fremdbestimmung reingekommen, die mir einfach nicht gut getan hätte. Ich bin jemand, der eine eigene Meinung hat, der Songs schreibt und Alben produziert. Ich bin auch froh, dass wir vor fünf Jahren ein eigenes Label gegründet haben. Es ist angenehm, dass ich musikalisch machen kann, worauf ich Bock hab.

Hast du noch Kontakt zu Raab? Nein. Er war bei den allerersten Konzerten mit dabei, aber privat haben wir nie wirklich miteinander zu tun gehabt. Er hat als er über meinen Bruder, der bei TV Total arbeitet, erfuhr, dass „Sing meinen Song“ so gut lief, Glückwünsche ausgerichtet. Es ist auch eine schöne Sache für ihn zu sehen, dass mehrere Künstler aus seinen Shows immernoch unterwegs sind. Die Castingshow hat eine ganz andere Glaubwürdigkeit als „DSDS“.

Trotzdem hat man damals nach der Show auch dein Album herausgebracht. Ich hab ja schon 6-7 Songs in der Show gespielt. Das wurde schnell herausgebracht und war sogar in den Top10. Dann war es aber so, dass wir sechs Jahre normale Clubtouren gespielt haben, mal vor 20 oder 100 Leuten. Ich habe trotzdem jeden Tag genossen, an dem ich Musik machen konnte.

Konntest du davon leben? Ja und dieser Prozess war für mich wichtig. Ich habe 20 Jahre in die Musik investiert und was jetzt passiert, ist für mich die Ernte von der langen Arbeit. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mich Xavier angerufen hat. Das war der totale Wahnsinn als er mich fragte, ob ich nach Südafrika mitkommen möchte!

Wie hast du die Sendung erlebt? Das witzige ist: Beim allerersten Konzert, wo ich mit 18 Jahren als Tontechniker gearbeitet hab, ist Jan Deelay aufgetreten und Sasha hat im Background gesungen. Viele Jahre später war er Jurymitglied bei Raabs Castingshow "SSDSDSSWEMUGABRTLAD". Noch ein paar Jahre später sitzt er mit mir in der Sendung in Südafrika und letztens schrieb er eine SMS, ob ich sein neues Album bei mir auf facebook promoten könnte. Beeindruckend und krass während der Show war, dass ich mit den absoluten Stars aus Deutschland zusammensaß und die alle meine Songs gesungen haben! Das war das absolute Highlight meiner Karriere.

Dein Album "New York - Stintino" hast du in New York produziert. Wie schwer ist es für einen unbekannten, deutschen Künstler in den Avatar Studios aufnehmen zu dürfen? Man muss einfach Geld mitbringen. Eine Woche vorher hatte Paul MCCartney dort aufgenommen - einfach Wahnsinn! Es sind für jeden Musiker heilige Räume, von Stars Wars-Filmmusik, Born in the USA oder Tears in Heaven – dort ist Musikgeschichte geschrieben wurden. Der Toningenieur, der uns aufgenommen hat, hat eine Woche später einen Oscar gekriegt. Und N.Y. ist die musikalischste Stadt der Welt, weil jeder sich in die Musik rettet. Es gibt 400 Liveclubs und Leute wie Gregory Porter haben dort gespielt. Und in der New Yorker U-Bahn spielen Typen mit Gitarre, wo du gleich nach Hause gehen kannst. Dort hätte ich als Musiker überhaupt keine Chance.

© Embassy of Music

Nun hast du die Sendung "Meylensteine" bekommen, bei der du die Biografien von Michael Patrick Kelly, Karat, Stefanie Heinzmann, Söhne Mannheims, Laith Al Den, Matthias Reim und Sarah Connor darstellst. Wir erzählen die Geschichte des jeweiligen Künstlers und spielen fünf Songs zusammen. Bei Sarah Connor, die ihr neues Album gerade herausbringt, spielen wir 2 oder 3 Songs zusammen, weil die Songs noch nicht draußen sind. Bei Stefanie Heinzmann haben wir andere Versionen gemacht. Das Album zur Show wird am 12. Juni veröffentlicht. Es gibt Songs wie „Angel“ von der Kelly Family oder „Verdammt ich lieb dich“, die nichts mehr mit dem Original zu tun haben. Matthias Reim hatte Tränen in den Augen.

Welche Künstler sollten auch eine Plattform bekommen? Tom Lüneburger, der mich schon supportet hat, Jonathan Kluth aus Mannheim, Wallis Bird aus Irland. Man sieht in der heutigen Zeit, dass Leute wie Ed Sheeran, Ben Howard oder Damian Rice alles Leute sind, die auf der Straße gespielt haben. Das sag ich auch jedem jungen Künstler, du musst spielen, spielen, spielen. Es hat mich umgehauen, dass Paddy Kelly als Kind 8 Stunden auf der Straße Songs gespielt hat. Und dadurch wusste er ganz schnell, welche Songs ankommen. Damit will ich sagen: Der eigentliche Weg ist das Ziel, die Schule, durch die man gehen muss.

Gregor Meyle, Sendung „Meylensteine“ seit 19. Mai auf VOX, Konzert, FestungMark, 14. Juni, 19 Uhr

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