Die Leiden des jungen Schauspielers

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Licht aus, Spot an. Hundert gespannte Augen schauen auf die kahle Bühne. Jeden Moment würden die Schauspieler die Bühne bevölkern - den Zuschauern Geschichten erzählen. Dass die Spieler bereits am Rande der Bühne stehen und auf ihren Einsatz warten, können sie nicht sehen. Auch können sie nicht nachempfinden, was in diesem Moment vollkommener Konzentration vorgeht. Kann man sich tatsächlich so sehr in einer Rolle verlieren, dass man einen Mord begeht? Karsten Steinmetz ist kein Schauspieler, kein Regisseur - er ist Mitbegründer des Café Centrals, Kulturschaffender und belebt nicht zuletzt mit Kunst & Kultur tot geglaubte Gebäude, wie das Altstadtkrankenhaus oder eine alte Lagerhalle im Wissenschaftshafen. Nun hat er seinen ersten Roman "Doppelspiel zu dritt" veröffentlicht. Der spielt im Schauspielmilieu.

Starke Bilder treffen auf übertriebenen Detailreichtum

Nero hat Probleme. Seine Ehe kriselt und dann ist er auch noch unfruchtbar, keine guten Voraussetzungen für eine unbeschwerte Zukunft. Er ist Schauspieler und flüchtet sich in Affären mit anderen Frauen abseits der Augen seiner Frau. Er hat die Regeln für dieses Spiel aufgestellt, seine Frau steigt ein. Der Leser begleitet diesen offenbar unberechenbaren Ich-Erzähler bei seinen Entgleisungen. Neros Leben ist bei Steinmetz trotzdem nicht schwarz-weiß. Mit feinem Gespür für kraftvolle Bilder schildert er, wie Nero im sterilen Warteraum eines Krankenhauses sitzt. Lässt ihn in Schachtelsätzen über die Vergangenheit philosophieren. Auch sonst lässt sich der Autor zu ausschweifenden Beschreibungen hinreißen, denen man als Leser nicht immer folgen kann oder vielleicht will?

Rätselhafter Ich-Erzähler

Lange hat sich Steinmetz für die Ausformulierung seiner Ideen genommen, recherchiert - das Ergebnis: das exemplarische Bild eines Schauspielers mit seinen Hoch- und Tiefphasen.  Man folgt einem Ich-Erzähler - Nero ist das nicht immer. Bereits zu Beginn des Romans gibt Steinmetz damit Rätsel auf. Noch befindet sich der Ich-Erzähler im Krankenhaus, im nächsten Kapitel in einem Badezimmer vier Jahre zuvor. Ein weiteres Kapitel aus Neros Vergangenheit - allerdings aus der Perspektive seiner Ehefrau. Die will offenbar eine weibliche Skulptur in einer Badewanne symbolisch ertränken.Neros Frau leidet an seinem perfiden Spiel, bei dem er sich seiner Sexualität hingebt. Sie schweigt, lässt es über sich ergehen.

Zurück in die Vergangenheit

Neros Leben schlüsselt sich in Kapiteln auf und immer geht es nur um seine Sexualität. Sei es der Moment als er und sein bester Freund sich unsterblich in eine Frau verlieben und dadurch ihr Schauspielstudium gefährden oder die schnelle Nummer mit der Regisseurin. Dadurch entsteht kein klares Bild des Protagonisten Nero. Man kennt seine Probleme, kann allerdings trotzdem nicht hinter die Fassade blicken.

Mit seinem Roman "Doppelspiel zu dritt" ist es Karsten Steinmetz gelungen einen interessanten Blick auf die Theaterwelt einzunehmen. Allerdings reduziert er die Figur des Nero zu sehr auf seine Sexualität. Die gegebenen Vergangenheitsschnipsel helfen dabei leider nicht sein Verhalten immer für den Leser verständlich aufzuschlüssen. Die anderen Figuren sind meist nur schmückendes Beiwerk von Nero.

© MDV

Doppelspiel zu dritt

Rating: 3 of 5

Karsten Steinmetz

Mitteldeutscher Verlag

2. Dezember 2014

978-3954624676

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