Eric Stehfest: "Erwachsensein nach nur einer Line."

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© Susanne Schleyer

"Es ist vorbei. Du hast dich mit einer Substanz angelegt, die als erstes die Täuschung hervorruft, nie wieder ohne sie leben zu können. Du hast ihr Kosenamen gegeben, sie für deine Schwester gehalten, die niemals exixtierte. [...] Sie hat nicht nur dich ruiniert, sondern Millionen andere vor dir." - Aus dem Abschiedsbrief, den Eric Stehfest an sich selbst schrieb. Zu dem Zeitpunkt war er durch die Einnahme der Droge Crystal Meth ganze 9 Tage wach. Nach zehn Jahren schaffte der Berliner Schauspieler über eine einjährige Entziehungskur den Absprung und hat es sich nun zur Aufgabe gemacht über die Geschichte dieser Droge aufzuklären. "Die Zeit, in der wir leben, braucht viel mehr mutige Stimmen, die unabhängig sind von populären Entscheidungen", erklärt er im Gespräch mit seinem Buchverlag. Der 30-jährige, den meisten durch seine Rolle als Chris Lehmann in der Serie "GZSZ" oder seine Teilnahme an der Tanzshow "Let's Dance" bekannt, hat zusammen mit Autor Michael J. Stephan ein Buch über seine Erlebnisse mit der in seinen Worten "Leistungsdroge oder einfach Kriegswaffe" verfasst. "9 Tage wach" erzählt die Geschichte von Stehfests Suche nach einem beschleunigten Übergang vom Kind zum Großsein. Ihn treibt eine Sehnsucht danach, endlich kein »Dorfkind« mehr zu sein, sondern in der Stadt neue Erfahrungen zu machen. Er versucht, sich selbst und seinen Platz in der Welt zu finden. Die oft als Modedroge verharmloste Crystal Meth scheint für den damals 14-Jährigen die richtige Wahl zu sein. "Am Ende ist der Einstieg ganz einfach [...] Erwachsensein nach nur einer Line – das steht auf der Verpackung. Eine sehr mächtige Illusion", so Stehfest über den Erstkontakt vor einem Club. 16 Jahre später begibt er sich mit seinen Zuschauern auf einen ganz legalen Sprachtrip. Er erweckt Worte zum Leben, schonungslos ehrlich, mal laut und mal leise liest er selbst aus seinem Buch und bringt die Situationen und Geschichten aus seinem Leben eindrücklich auf die Bühne. Dazu werden Filmausschnitte seiner selbst produzierten "Sucht"-Filmreihe gezeigt, untermalt von musikalischen Performances von Edith Stehfest.

Der Ex-Junkie ist mittlerweile auch Vater und möchte vor allem Jugendliche für die Gefahren von Meth sensibilisieren. "Meine Aufgabe ist es, ganz einfach zuzuhören, immerhin ist meine Geschichte nur eine von vielen. Ich habe ehrliches Interesse an anderen Biografien. [...] Ich will etwas ins Rollen bringen, sobald der Erste anfängt, zu reden, ist viel erreicht. Darüber, was hinter der Droge steht, nicht auf ihr."

Zur Veranstaltung am 15. September in der Factory

© Andreas Lander

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