Ich spüre Wut, ich verfluche Putin!

Im Zweiten Weltkrieg überlebte Anastasia Gulej die Konzentrationslager Bergen-Belsen und Auschwitz. Mehr als 80 Jahre später muss sie erneut den Überfall eines Aggressors, Bombenangriffe, Leid ertragen. Und musste erneut flüchten ...

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© Verlag Janos Stekovics

Den Krieg und das Leid kennt Anastasia Gulej. Sie hat ihn erlebt, wie sie die Konzentrationslager überlebt hat. Mehr noch ... Im Angesicht eines neuen gräulichen Krieges hat die 96-jährige nun ihr Leben aufgeschrieben. In Interviews und Texten erzählt sie von ihrer Kindheit, den Schrecknissen einer Hungersnot, als sie als Siebenjährige ausgemergelte Menschen im Massengrab sieht. Jahre später bangt sie mit ihrer Familie, dass der „Schwarze Rabe“, ein Fahrzeug des sowjetischen Innenministeriums, nicht vorm Haus hält und den Vater für immer abholt. Sie erlebte den Einfall der deutschen Truppen in die Sowjetunion, wurde 1943 zur Zwangsarbeit verschleppt, landet schließlich im berüchtigten Lager

Auschwitz-Birkenau, wo sie erfährt, was in den Krematorien Grausames vor sich geht. Letzte Station ihres Leidens ist das überfüllte Lager Bergen-Belsen, aus dem sie halb verhungert befreit wird ...

2022 tritt wieder Krieg in ihr Leben. „Ich wollte es nicht wahrhaben, dass es wieder Krieg geben kann. Ich weiß, dass Russen und Ukrainer den Zweiten Weltkrieg gemeinsam gewonnen haben, dass sie gemeinsam um die Opfer getrauert haben. Und auf einmal sind wir weniger wert als die Russen? Ich spüre Wut, ich verfluche Putin, der solches Leid über uns gebracht hat.“: Seit hrer Flucht aus Kyjiw hält sie sich in Sachsen-Anhalt auf.  

Frau Gulej, wie erlebten Sie die ersten Tage des russischen Angriffs auf Ihr Heimatland?

Es gab Beschuss auf Kyjiw. Unsere Regierung rief alle auf, sich in Schutzräumen oder in der Metro in Sicherheit zu bringen. Wir lebten direkt am Flughafen Schuljany, schon 1941 ein bevorzugtes Ziel deutscher Flugzeuge, die dort Bomben abwarfen. Sollte es wieder so sein? Als sich die Angriffe häuften, richteten meine Tochter Walentyna und Mitbewohnerin Viktoria im Keller ein Notlager ein. Wir hatten zum Glück Strom und Licht. Aber es war sehr kalt, die Temperaturen standen stets unter Null. Der Keller war nur über eine Holzleiter zu erreichen.

Wann dachten Sie an Flucht?

Als wir die erste Rakete am Himmel fliegen sahen! Anfang März sind wir im Auto westwärts geflüchtet. Es ging alles langsam, viele Straßen waren gesperrt oder zerstört. Ich hätte nie geglaubt, dass ich in meinem Alter diese Strapazen noch einmal auf mich nehmen könnte. Aber in diesem Krieg sterben, das wollte ich nicht. Wofür hatte ich denn Stalin und Hitler überlebt? Sicher nicht, um vor diesem Putin zu kapitulieren. Den werde ich auch überstehen.

Was möchten Sie noch sagen?

Ich bin den Menschen hier unendlich dankbar für die Hilfe, die Spenden, die Bereitschaft, ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen. Die Solidarität tut gut. Aber sobald es geht, werde ich in meine Heimat zurückkehren.

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