Botschafter der Toleranz

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Was bedeutet eigentlich Deutschland? Bilder vom Mauerfall flimmern vor unseren Augen und vereinen die Nation. Touristen hingegen sehen wahrscheinlich eher Schloss Neuschwanstein, das Brandenburger Tor und womöglich das Oktoberfest in Kombination mit deutschem Bier.Dass Deutschland aber eben nicht nur eng mit einer geordneten, sauberen Vorstadtmelancholie verbunden ist, zeigt Manuel Möglich mit seinem Buch zur Sendung „Wild Germany“, aus dem er aktuell liest.

Er eröffnet die Perspektive auf das Deutschland, welches viele nicht sehen möchten. Ein Deutschland, welches im Verborgenen liegt, leicht anrüchig, geheimnisvoll und teils schockierend. Dabei kommt er ohne Pädagogik aus und verurteilt nicht oder lenkt in eine Richtung, wie es im Umgang mit Randgruppen immer wieder prozessiert wird, nein – viel mehr wirbt er für Toleranz und zeigt die andere Seite der Medaille. Am eindrucksvollsten gelingt ihm das in dem Kapitel. Pädophilie, in dem der Kampf gegen die Neigung aus der Täterperspektive intensiv beleuchtet wird. Eindrucksvoll merkt man, wie dem Autor dieses Thema unter die Haut geht, der ebenso wie wir eben noch nicht alles gesehen hat, abgesehen vom Berliner Fernsehturm und dem Kölner Dom. Die Vielfältigkeit der gezeigten Themen reicht von Ultras, Alltagsdrogen, illegalen Einwanderern über Dogging bis hin zum Bodymodifiaktion, dabei werden dem Betrachter ganz andere Perspektiven über unser eigenes Land erschlossen und regen zusätzlich zum Umdenken auch über die eigene Toleranz an.

Manuel Möglich „Deutschland überall & Geschichten aus ‚Wild Germany‘“, 9. Oktober, 20 Uhr, Moritzhof

© Rowohlt Berlin

Deutschland überall: Eine Suche auf fünf Kontinenten

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Manuel Möglich

27. Februar 2015

978-3871342004

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