Raue Seelen

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180° Meer - der Titel lässt an azurblaues Wasser denken, an Hawaii-Strände und das Abschalten vom Alltag. Kurz denkt man auch an die Traumschiff-Idylle mit dem Kapitän aller Kapitäne - Sascha Hehn. Doch genau diese Assoziationen hatte Autorin Sarah Kuttner beim Verwenden dieses Bildes nicht!

Ist Blut tatsächlich dicker als Wasser?

Es geht um das raue, ungestüme Meer im Herbst/Winter. So rau, verkopft und kompliziert wie ihre Protagonistin Jule. Sie braucht eine Auszeit von sich und ihrem Leben. Ein Leben, was aufgrund ihrer depressiven Mutter und dem kaum existenten Verhältnis zum Vater für sie eine Herausforderung ist. Und auch ihrem Freund Tim kann sie sich nicht komplett öffnen. Kurzum zieht sie zu ihrem Bruder nach London und erfährt von der Krebserkrankung ihres Vaters. Sie geht auf Konfrontationskurs mit sich selbst und fragt sich "Ist Blut immer dicker als Wasser?"

Wut als wiederkehrendes Motiv

Die Berlinerin Sarah Kuttner, für ihre direkten Moderationen bekannt und beliebt, schrieb nach eigener Aussage einen Befindlichkeitsroman, empfand das Gefühl der Wut, als Form der Hilflosigkeit spannend. Dabei will sie nichs beschönigen, immer realitätsnah bleiben. So ist ihr Sprachstil auch gleichzeitig ihr Schreibstil, wie man es von den beiden Vorgängerromanen "Wachstumsschmerz" und "Mängelexemplar" gewohnt ist.

180° Meer liest sich gut, nur etwas mehr Witz und ein Happy-End hätte man sich schon gewünscht, da die vielen düsteren Momente etwas 'runterziehen. Wehmut kommt nach der letzten Seite trotzdem auf und man ist schon auf das Thema ihres vierten Romans und die bevorstehende Lese-Tour gespannt.

Sarah Kuttner-Tour, 25. Oktober, Moritzhof

© S. Fischer Verlag

180° Meer

Sarah Kuttner

S. Fischer Verlag

Gegenwartsliteratur

31. Dezember 2015

978-3100024947

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