Unfreiwillige Entwurzelung

Saša Stanišić schreibt in seinem Roman „Herkunft“ über den Verlust der Heimat, Erinnerungen und die Ankunft in einem fremden Land.

by

© Katja Sämann

© Penguin Randomhouse

„Wo kommst du her?“ – eine Frage, die Menschen mit Migrationshintergrund wohl des öfteren hören. Doch wie fühlt es sich an, wenn man nur auf seine Heimat reduziert wird? Der im ehemaligen Jugoslawien geborene Saša Stanišić beantwortet diese Frage in seinem Roman „Herkunft“ und erzählt zugleich was Geburtsorte, Sprache und Familie für das Leben bedeuten. Als autobiografischer Streifzug durch seine Erinnerung erzählt Stanišić von seiner bosnischen Kindheit in Višegrad, von den letzten Fußballspielen in Frieden, bevor der Krieg die Familie zwingt, nach Deutschland zu fliehen und dem Sommer, in dem Merkel die Grenzen öffnen ließ. Er ist erst 14 Jahre alt, als er über Serbien, Ungarn und Kroation zusammen mit seiner Mutter in Heidelberg ankommt. Sein Heimatland gibt es nicht mehr. Die Orte seiner Kindheitserinnerungen sind von Schrecken und Gewalt geprägt. In Deutschland sind sie zwar in Sicherheit, doch auch fern jeder Idylle. Stanišić schreibt schonunglos von der Armut der Eltern, die einst in Jugoslawien gut ausgebildet waren und in Deutschland dankbar für die erbärmlichsten Jobs sind, aber auch von der permanenten Angst vor der Abschiebung. Doch er kann bleiben, sich eine neue Zukunft aufbauen und sogar studieren. Der Roman ist im ungewöhnlichen Erzählstil niedergeschrieben: erzählende Passagen mit kurzen, fast abgehackten Sätzen und Wiederholungen wirken fast essayistisch aber auch mal poetisch. Und während er von einem Thema rasant zum Nächsten springt, wandelt er immer zwischen Wahrheit und Fiktion.

Hier gibt es mehr Informationen zur Lesung von Saša Stanišić im Schauspielhaus

Back to topbutton