Vier Sekunden

Gert Loschütz rekonstruiert in seinem neuen Roman das schwere Zugunglück im Bahnhof Genthin vom 21. Dezember 1939 und verwebt darin die Lebenswege von Liebenden und Familien

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© Bogenberger

„Dann der harte metallische Schlag. Eisen auf Eisen, das Kreischen der sich ineinander bohrenden Wagen, das Knirschen der sich stauchenden Bleche, das Krachen und Splittern zerberstenden Holzes.“ Es ist eine Nacht des Schreckens, die Gert Loschütz beschreibt. Denn 1939 ereignete sich in der Kleinstadt Genthin das schwerste Zugunglück, das es jemals auf deutschem Boden gegeben hat. Drei Monate nach Beginn des Zweiten Weltkrieges prallen in der Dezember-Nacht zwei Züge aufeinander und zahlreiche Menschen sterben. Der selbst in Genthin geborene Autor verwebt in seinem Roman „Besichtigung eines Unglücks“ eine Geschichte von Liebe, Verrat und Familiengeheimnissen vor dem Hintergrund der historischen Katastrophe. In einem der Züge sitzt Carla Finck, die schwer verletzt überlebt. Sie ist mit dem Juden Richard verlobt. Doch nicht er ist es, der sie begleitet, sondern der Italiener Giuseppe Buonomo. Als dieser bei dem Unglück ums Leben kommt, gibt sich Carla als dessen Frau aus. Währenddessen erhält Lisa vom Kaufhaus Magnus den Auftrag, die Verletzte mit Kleidung zu versorgen. Doch diese hat etwas zu verbergen. Jahre später erfährt Lisas Sohn Thomas Vandersee von den mysteriösen Vorfällen und will Carlas Geheimnis herausfinden. Jede einzelne Minute bis zur Katastrophe wird von dem Ich-Erzähler Vandersee rekonstruiert, immer begleitet von der Frage „Was wäre wenn?“. Denn es sind nur vier kurze Sekunden, die den Aufprall hätten verhindern können. Der Autor legt wortwörtlich die Weichen für die Lebenswege seiner Figuren, dessen Schicksale auf tragische Weise miteinander verbunden sind.

Zum Buch: Gert Loschütz „Besichtigung eines Unglücks“

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