Computerliebe

Die französische Chansonnière Françoiz Breut lässt sich auf dem neuen Album „Flux Flou de la Foule“ von minimalen Synthesizern in konsequent überarbeiteter Klangsprache begleiten

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© Simone Vanrie

Über 20 Jahre kombinierte die Sängerin Françoiz Breut ihre schwermütigen Chansons mit Einflüssen alternativer Gitarrenmusik. Wie ausgewechselt wirkt da der neue Klang; wie ausgewechselt wirkt auch die Künstlerin selbst. Vorher noch Indie-Chanson, jetzt Chanson électronique, klar und schön. „Chanson électronique heißt hier, dass sich polyphone Klänge von analogen Synthesizern mit digitalen Tönen vermischen, die wiederum von einer Software generiert werden, die reale Instrumente imitiert. Bei den neuen Songs haben wir all das benutzt und mit Gitarre, Bass, Percussions und Güiro (Flaschenkürbis) gemischt.“, erklärt sie. Statt einer konventionellen Band arbeitet Françoiz Breut jetzt mit den jungen Musikern Marc Melià und Roméo Poirier an Computern und Synthesizern gemeinsam an einem kompositorischen Klangkonzept. Die Instrumentierung spielt da kaum eine Rolle, erst recht nicht eine Gitarre. Das Arrangement ordnet sich ihrer Stimme unter, im Ergebnis stimmig und harmonisch. Aus dem kreativen Prozess erwächst ein klarer und direkter Klang. Die genaue Zuordnung einzelner Instrumente hat keine Bedeutung mehr. Wer will schon die Formel dekonstruieren, welche die Stimme Françoiz Breuts leuchten lässt? Komplexe Rhythmen, raffinierte Sounds und schöne Melodien umrahmen vollendet und sorgenfrei zugleich, faszinierend und voller Leichtigkeit. Helle Töne werden von dunklen Trommelschlägen gebrochen; darüber schwebt die Stimme der Breut in einem surrealistisch anmutendem Klangbild. Der Gesang bahnt sich virtuell einen Weg durch abgelegene Stadtarchitektur mit kühlen Fensterfronten und Stahlkonstruktionen. Weiter geht es über menschenleere Rolltreppen, heißen Asphalt und durch Häuserschluchten. Für die Musikreise hat Françoiz Breut viel aufgegeben und Neues ausprobiert. Ein mutiger Schritt nach vorn in eine neue Welt.

Das Konzert im Moritzhof findet im Rahmen der Frankofolie auf der neu aufgebauten Open-Air-Bühne im Hof statt, und ist eines von dreien. Auch die beiden anderen (Il Civetto am 12. Juni und Antoine Villoutreix am 24. Juni) darf man sich vormerken.

Konzert Françoiz Breut, 16.6., 20 Uhr, Moritzhof

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