Den Schalk im Nacken

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© Konstanze Habermann

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Nach langer Solo-Kunstpause lässt der Schlagzeuger „der besten Band der Welt“ wieder sein Schlagzeug links liegen, greift zu Saiteninstrumenten, offenbart seine Liebe zu amerikanischer Roots-Musik und klingt dabei erstaunlich frisch und unbeschwert.

„Mit dem Alter fängt man an, sich für Countrymusik zu interessieren.“ Dieses weiland von den Aeronauten besungene Wesensmerkmal ist zwar das schlechteste nicht, im Falle des berühmten Stehschlagzeugers trifft das aber nur bedingt zu. Amerikanische Outlaw-Musik dürfte zwar in dessen heimischer Plattensammlung eine nicht unbedeutende Rolle spielen, aber mit seinem Alter, was auch immer man darunter verstehen mag, hat das wohl weniger zu tun. Sein just erscheinendes drittes Soloalbum namens „Bye“ als reines Countrywerk zu stigmatisieren, verbitten sich jedoch sowohl Künstler als auch gesunder Menschenverstand. Zwei Jahre hat er nebenbei an diesem Album gearbeitet. Und auch wenn Country von Hause aus schon mehr ist als nur Pedal Steel und Mandoline, das Genre im Felsenheimer’schen Kontext heißt Haltung und „Weite“ und selbige eben auch ausdrücklich im musikalischen Sinne. Americana, Hammond-Sounds, psychedelische Zitate, Rockabilly, Twang und Surfgitarre und selbstverständlich auch „Popmusik-in-gut“ prägen die musikalische Bildersprache des Albums.

Verantwortlich dafür ist im Wesentlichen die musikalische Dreifaltigkeit Bela B., Peta Devlin und Smokestack Lightnin‘. Während letztgenannte bereits seit Jahren ihrer Definition von Country frönen und sich dabei erfolgreich im Schatten des Geschützdonners deutscher Country- und Westernmusik bewegen, erweist sich Ex-Cow, Oma Hans und „Die Braut haut ins Auge“-Peta Devlin als „musikalische Ratgeberin in allen Lagen“ und als kongeniale Duett-Partnerin. Franz Dobler behauptete in seiner legendären „Junge Welt“-Country Kolumne „eine Band mit Peta Devlin als Sängerin im Mittelpunkt kann nur gewinnen.“ Schon jetzt werden für „Nicht Nice“ Nancy Sinatra/Lee Hazlewood-Vergleiche bemüht.

Smokestack Lightnin‘ haben in der Vergangenheit auch Musiker begleitet, die aus den USA kamen und ihre Band nicht mitbringen konnten. Dieses „Nashville-Prinzip“ nutzt Bela nun auch gerne, um mit Musikern zusammen zu arbeiten, die als Band grooven. Das alles darf man mal so stehen lassen und sich auf das anzukündigende Live-Konzert eben all dieser Protagonisten freuen. „Bye“ hat Humor, aber es überzeichnet nicht und ist auch nicht als Gag gedacht, es weigert sich, im Gleichschritt in den Schwachsinn zu torkeln. Es gibt keine Mein-Cowboy-Hut-ist-größer-als-deiner-Attitüde  und Klischees werden entweder gut ober aber gleich gar nicht verwendet.

Den Spaß, den Bela daran hat, bestimmte Dinge anders machen zu können als in seiner Hauptband, hört man sowohl ihm als auch dem Album an. Das dürfte auf der Bühne nicht anders sein. In diesem Sinne: aufsatteln und nicht unter die Hufe kommen, Bye now!

Bela B & Smokestack Lightnin’, 6. Mai, 20 Uhr, Altes Theater

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