Er groovt wie sau

Ist es nicht wunderbar, das Wort „durchgeknallt“ wieder positiv besetzen zu können? Dank Tomas Tulpe, der uns auf seinem neuem Album „Who killed Tomas Tulpe“, wie gewohnt einen Tulpenstrauß irrwitziger Songs präsentiert.

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© Sarema

Er ist der Mann, der über Senf, Pfandautomaten und den persönlichen Tagesablauf, zwischen Kaffee, Kippe und Kacken singt und einfach in keine Schublade passt. Alles richtig gemacht, Tomas! Als bester Sänger der Welt muss man natürlich auch einen Ruf verlieren oder verteidigen können. Wenn man tiefer in die Welt des T. Tulpe eindringt – möglichst, ohne selber bekloppt zu werden – wird man feststellen, dass „Helge Schneider auf Electro“ als musikalische Richtung noch am ehesten passen könnte. Sänge er auf Englisch, wäre es sogar teilweise als New Wave von 1981 zu erkennen. Dann würde aber die eigentliche Kunst untergehen: seine wundervollen Texte auf deutsch. Also doch ein bißchen NDW, irgendwie. Die Alben sind natürlich nur die halbe Wahrheit! Tomas Tulpe live ist die Offenbarung! Der „Iggy Pop vom Ostkreuz“ trägt kurze Hosen, Tennissocken und Sandaletten. Dazu eine Krawatte, um seriös zu wirken und liefert so eine unglaubliche Show!  

Die wahnsinnigen Auftritte des schreienden Entertainers und sein irrer Humor stellen ihn und sein Publikum immer wieder auf eine harte Probe. Mehr und mehr Begeisterte folgen ihm zu seinen Konzerten, dennoch lehnt Tulpe Musikpreise nach wie vor ab, außer sie sind für ihn selbst. Die beiden Alben „Hatschi!“ und „Wie wär’s mit Senf?“ erschienen übrigens bei Frank Zanders Label, bevor er zur Kreuzberger Plattenfirma Bakraufarfita Records wechselte, um 2017 mit „In der Kantine gab es Bohnen…” begann, Trashgeschichte zu schreiben. Mit „Der Mann im Pfandautomat” (2019) hat sich der „beste Sänger der Welt“ erneut ein Denkmal gesetzt. Noch vor Veröffentlichung stand fest, dass es sich nur um das beste Album aller Zeiten handeln kann, was bereits mit der Vorabsingle „Gebäck im Gepäck” bestätigt wurde.

Nun also das neue Album. Mit „Dieser Song hier“ (feat. T. Raumschmiere), hat Tomas wieder eine Art Über-Hit geschaffen. Das lässt sich eigentlich nur damit erklären, dass er groovt wie die Sau. Übrigens: T. Raumschmiere trat schon als Remixer für Depeche Mode in Erscheinung. Beim Tomas arbeiten halt nur die Profis! Textlich geht’s wie immer um ganz alltägliche Dinge: Pinkelpause auf der Autobahn, Kaffee, Kippe, Kacken und Kuchen, aber auch direkte persönliche Ziele, wie im Song „Zurück an der Spitze der Charts“.

Was ist jetzt anders, als bei den ersten Alben? Die Live-Auftritte sind exzessiver, die Groupies hemmungsloser: das mittlerweile fünfte Album ist eindeutig das beste und ehrlichste aller Zeiten. Tomas Tulpe, der Godfather der elektronischen Popmusik, outet sich als Biersexuell, er hat keine Haustiere und keinen Geschirrspüler. Too much Information!? Eines sollte man aber noch wissen, bevor man zum Fan wird. Backstage und privat, ist er genauso irre wie man ihn auf der Bühne erlebt. Eben ein authentischer Typ zum Liebhaben.

Wann kann man Thomas Tulpe sehen?

© E. Dudek

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