Fünf vor Flug

Das Quintett besteht aus vorzüglichen Musikern, denen die Töne weniger intellektuell, dafür mehr gefühlvoll von der Hand gehen. Hier lassen sich diverse Haltungen, Stile und Generationen aufeinander ein und schaffen zusammen Neues; visionär und vorbildlich ist sowas für ein integratives, kulturelles Leben in Deutschland. Auf dem wegweisenden Mœrs Festival zeigte die Formation erstmalig 2022, wo der Hammer hängt. Beim Saxofon-Doppel Hans Peter Hiby und John Dikeman ist schon jeder Einzelne für seine Kompromisslosigkeit bekannt. Gleichzeitig haben sie jeweils einen unverwechselbaren Stil entwickelt; ihr Spiel besticht durch Reife und Persönlichkeit. Das kann heiter werden. Indes steht auch hier die Improvisation zu Beginn im Vordergrund jeder Kommunikation. Beide werden nur möglich, wenn Kontrolle aufgegeben wird. Reza Askari am Kontrabass baut wie ein Brückenpionier wieder und wieder die Verbindung zu den verwirrenden Schlagzeugkaskaden von Shoji Hano und Willi Kellers auf. Wenn die Verbindung steht, spielen sie einen harmonischen Fluss voller Energie und akustischer, spontaner Begegnungen mit viel Wärme, wild und unerschrocken und dabei einfühlsam und sparsam zugleich. Die Formation verbindet Leichtigkeit mit lyrischer Tiefe, knüpft Bezüge zur Jazzhistorie und ist von zeitloser Eleganz. Kompromisse braucht es da nicht mehr. Pulsbetonte Rhythmik und extravagante Melodien wachsen zwischen weiträumigem und dichtem Material durch hervorragendes Zusammenspiel in einem wunderbar ausbalancierten Gleichgewicht von Dichte und Transparenz zum Jazz unserer Zeit.

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