Indienosaurier

Tocotronic sind zurück: Mit ihrem neuen Album treffen die Indierocker den Zahn der Zeit und hissen die weiße Flagge gegen Kriege im Kopf und auf der Straße.

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© Gloria Endres de Oliveira

„Nie wieder Krieg“: in leuchtend gelben Buchstaben ziert diese Ansage das Cover, von Tocotronics neuestem Werk. Anfang des Jahres erschien das 13. Album der Hamburger Indie-Rock-Stars. Die dazugehörige Tour führt sie auch ins AMO.

Auf der seit vier Jahren erwarteten Platte findet man neben gewohnt rockigen Klängen mit ergreifend, dominanten Gitarrenriffs auch Balladen voller Gefühl und Tiefgründigkeit. Sänger Dirk von Lowtzow schafft es, mit seiner weichen, vertraut klingenden Stimme, die Gedankenspiele der Band bis ins Herz zu tragen. In der Ballade „Ich tauche auf”, verschmilzt er mit der Sängerin Soap&Skin zu einem Duett, welches den Nerv der Melancholie trifft.

Auch wenn sich Tocotronic längst nicht mehr der Hamburger Schule zuordnet, ist doch eins geblieben: Sie legen Wert darauf, ihren Fans mit intellektuellen, gesellschaftskritischen Texten Denkanstöße zu geben. So reiht sich ihr 13. Album in die erfolgreiche Liste der Vorgänger ein und setzt eindeutige State­ments zu aktuellen Debatten unserer Gesellschaft. Hört man die knapp eine Stunde lange LP, taucht man in persönliche Geschichten ein. Sie widmen sich existenziellen Fragen zum Thema Einsamkeit oder Trauer, was dem Wort Krieg noch eine andere, unpolitische Note verleiht. Doch ganz ohne Protestsongs funktioniert Tocotronics Musik auch nicht. Der Song „Jugend ohne Gott gegen Faschismus“ erschien bereits zwei Tage vor Bundestagswahl 2021, als Unterstützung antifaschistischer Bewegungen und Parteien. „Ich finde es wichtig, ein Zeichen gegen den Einzug der AFD in den Bundestag zu setzen“, so der Bassist Jan Müller.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1993 setzen sie sich aktiv gegen den Nationalsozialismus und Faschismus ein, beispielsweise durch Auftritte in der Vergangenheit in der Hamburger Roten Flora, ein Ausgangspunkt sozialer, kultureller und politisch motivierter Aktivitäten der radikalen Linken. Allerdings „ist es nicht unsere Art, dezidiert politische Botschaften in Liedform zu verpacken“ meinte von Lowtzow 2005 in der taz. Diese Tradition, politische Botschaften, wenn, dann unterschwellig zu verpacken, behalten sie auch auf „Nie wieder Krieg“ bei.

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