Jeden Scheißtag

Sie machen Punkrock mit harter Moshkante und über die Jahre ist "Out for Change!" längst zur dienstältesten Hardcoreband Magdeburgs geworden. Auf ihrem zweiten Album „Swing“ erzählen sie, was sie gerade bewegt. Zeit für einen genaueren Blick.

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© Denise Besecke

Als ob sie schon im letzten Herbst gewusst hätten, was da gerade auf uns zurollt, brennt sich Mittis dunkle Stimme zwischen düstere Gitarrenriffs: „Soldaten im Gleichschritt – Gewehr bei Fuß – einer führt, alle folgen. Raketen und Panzer stehen bereit – Bomben fallen – gleich wird‘s knallen. Macht kaputt, was euch kaputt macht“. Klar doch, ne Hommage an Rio Reiser ist auch dabei, überhaupt erinnert „Jeden Scheiß Tag“ an diesen sehr direkten Anti-Kriegs-Punk der späten 80er Jahre. „Wir hatten schon lange Bock, mal einen Song auf deutsch zu machen“, sagt Bandleader Robbe Schmidt. Auch die anderen fünf Songs ihrer neuen EP „Swing“ sind voll aus dem Leben gegriffen: „End oft the rope“ greift die Flüchtlingswelle von 2015 auf, „Peace and quiet“ dagegen ist aus Sicht des rechten Wutbürger-Trolls geschrieben. Und während manche Prollo-Band des Genres lieber die verbale Abrissbirne schwingt, sind ihre Texte intelligent, positiv und echt. Da ist selbst Platz für Veganismus, während xenophobe Arschlöcher ihr Fett wegbekommen. Dass sie auch sehr lustig können, zeigen sie mit N.O.I.L.B.U.Y.S.Y.P. (No One Is Left Behind Unless You Shit Your Pants) – obwohl es nur um einen fiesen Noro-Virus ging. Verpackt ist das ganze Album in straighten Punkrock mit Metaleinschlägen und harter Moshkante. Die 18 Minuten der EP liegen nicht viel unter den üblichen 30 Minuten Stagetime auf Hardcore-Events. Aber wenn man sich auf den Sound richtig einlässt, ist man danach allemal durchgeschwitzt. 2008 gegründet, wurde Out for Change lange von Kevin Kroll geprägt. In jenen frühen Jahren, als sie alle um die 20 waren, machten sie 30 bis 35 Shows pro Jahr, waren dafür tausende Kilometer auf Autobahnen unterwegs. Ihr 2014 von zahllosen Livegigs befeuertes Debütalbum „Continue“ beschrieb damals treffend den Zustand der Band. Es dauerte bis letzten Herbst, ehe mit „Swing“ nun das zweite Album kam. „Dass wir in den vielen Jahren nur zwei Outputs hinbekommen haben, spricht nicht unbedingt für uns“, findet Robbe. So what! Tatsächlich ist Out for Change längst die dienstälteste Hardcore­kapelle der Stadt. Von der Urbesetzung sind nur noch zwei am Start, die heutigen fünf Jungs unterscheiden sich auch dadurch, dass vier Väter sind und alle ein ziemlich bürgerliches Leben führen. Ihr einziges Konzert im letzten Jahr war auf dem „Rage & Love“, eine Release-Party im Herbst gab es nicht. Auch für 2022 steht ein Livetermin für Magdeburg noch nicht fest, „aber im Ernst, wir planen noch ‘ne angemessene Record-Release-Party“, kündigt Robbe Schmidt an.

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