Neustart mit Telemann

Am Generalprobenabend der Opernproduktion „Pimpinone“ mussten 2020 die Jubiläumsfesttage abgesagt werden. Jetzt fallen die 25. Magdeburger Telemann-Festtage auch noch ins 60. Gründungsjahr und werden mit einem erweiterten Programm gebührend gefeiert.

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© Musikfestspiele Potsdam Sanssouci

© Viktoria Kühne

Bereits zu Telemanns Lebzeiten erklangen seine Kompositionen nachweislich in Frankreich, der Schweiz, Russland und sogar in Amerika, und zwar tatsächlich in der Nähe von Philadelphia, wo die am weitesten gereisten Gäste herkommen: das Barock-Ensemble „Tempesta di Mare“, eines der wenigen international erfolgreichen Alte-Musik-Ensembles der USA. Nach einer Tournee durch Mitteldeutschland gestalten die Amerikaner mit groß besetzten Instrumentalwerken Telemanns das Abschlusskonzert in Magdeburg. In ihrer Mitte der diesjährige Telemann-Preisträger Steven Zohn, der nicht nur ein anerkannter Musikwissenschaftler und Telemannexperte ist, sondern auch noch ein versierter Traversflötist.

Telemann gilt als Moderner unter den Alten. Davon und vom Reichtum der Musik des 18. Jahrhunderts lassen sich vier junge Musiker gemeinsam mit DJ Zacharias Zschenderlein in der „Insel der Jugend“ inspirieren und kombinieren Telemann mit elektronischen Beats. Rein musikalisch liegt die Verbindung für das Quartett auf der Hand: „Tanz und Rhythmus spielt auf jeden Fall eine sehr wichtige Rolle in der Barockmusik. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Musik auch über drei Jahrhunderte hinweg immer einen gewissen ,Groove‘ beibehalten hat.“

Genreübergreifend geht es auch beim Konzert des Barock­ensembles „Amarillis“ zu. Die Franzosen ließen sich von Telemanns „Musique de table“ inspirieren und bringen zusammen mit dem preisgekrönten Bühnen- und Lichtdesigner Éric Soyer ein außergewöhnliches szenischen Konzerterlebnis auf die Bühne im Alten Theater. Zu den ungewohnten, neuen Spielorten zählt zudem neben dem Katharinenturm und dem Saal der Movement Dance Academy (über McDonald‘s) auch der Moritzhof als Schauplatz der diesjährigen Musiktheaterproduktion. Wie zum Auftakt 1962 steht auch 2022 mit den heiteren Opernintermezzi „Pimpinone“ eines der bekanntesten und meistgespielten Werke des Komponisten auf dem Programm, begleitet von den Spezialisten der Akademie für Alte Musik Berlin.

Neu im Programm ist zudem das musikalische Hirtenspiel „Pastorelle en musique“, eine Koproduktion der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci mit Musica Bayreuth, den Innsbrucker Festwochen und den Telemann-Festtagen. Unter der musikalischen Leitung von Dorothee Oberlinger entfaltet sich das farbenfrohe barocke Spektakel rund um die Liebe in drei Vorstellungen im Alten Theater.

Doch auch die Anfangsideale des Festivals, nämlich die Möglichkeit, neu edierte Werke Telemanns zum Erklingen zu bringen, haben sich bis heute erhalten. So erklingen 2022 drei von Studierenden der Universität Halle neu edierte geistliche Kantaten Telemanns. Und es gibt, wie immer, klingende Namen der Alten Musik in Magdeburg zu erleben: Hille Perl, Klaus Mertens, die Kölner Akademie, Reinhard Goebel, Dmitry Sinkovsky, die Rheinische Kantorei und Das kleine Konzert mit Hermann Max und viele mehr. Das Eröffnungskonzert am 18. März wird Dorothee Oberlinger mit ihrem Ensemble 1700 gestalten.

Zum Programm der 25. Magdeburger Telemann-Festtage

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