„Ich brauch den Wurm in meinem Ohr“: Peppone veröffentlichen zweites Album

Wäre die Welt eine andere als die, die sie ist, müssten wir jetzt hier nicht immer noch den Geheimtippstatus dieser kleinen tollen Band bemühen. Peppone-Songs würden stattdessen von weitaus mehr Lippen vor sich hin gepfiffen. Aber auch 2016 noch buchen Normen, Denis und Jens ihre Auftritte selbst, nehmen ihre Songs selbst auf und veröffentlichen diese beim MiniLabel ihres Freundes Torsten. Und genau letzteres soll auch der Grund sein, das Trio aus Magdeburg und Potsdam heuer über den grünen Klee hinaus zu loben. „Ohne Grund“ heißt das neue Peppone-Werk und erscheint als wunderschön gestaltete LP oder digital bei Bandcamp. Darauf geboten werden dem geneigten Hörer mittels Bass, Beatbox und zwei Gitarren, wunderbar melodischer Punkrock mit einem gehörigen Schuss Wedding Present-Schrammel-CrashPop von der tollen Sorte. Es ist ein Heidenspaß, wie dabei die Gitarrenwellen an die Küsten des Gehörs branden. Die Gischt spritzt ins Gesicht und erfrischt. Augen und Ohren jedenfalls sind schon bald nach den ersten Takten weit geöffnet. Die Jungs erfinden das Genre sicher nicht neu. Wollen sie nicht und müssen sie auch nicht. Ihre eigene Übersetzung haben sie längst gefunden. Und Peppone ist das sowieso egal. Sie klingen geradezu egalesk. Lautstärkeregler nach rechts, voller Intensität, immer unter der Ermüdungsgrenze mit dem „schade-schon-vorbei“-Appeal. Es dominieren schwindelnde Akkordfolgen, süchtig machende Melancholie und feine undogmatische Texte, die sich nicht in selbiger suhlen oder in Larmoyanz versinken. Das ist definitiv Leistung über dem Klassendurchschnitt. Und mindestens „Das Urteil“ wäre in eingangs erwähnter Welt ein Gassenhauer und Evergreen.

Peppone „Ohne Grund“ von Die Bördebehörde, bei peppone.bandcamp.com, Rocknight für den guten Zweck, 2. Dezember, HOT