Planet Birnenbrand

Deutsche Welle in Farbe & bunt: Die Band Federhall entwickelt auf ihren Kon- zerten eine musikalische Identität zwischen Herrengedeck und Synthesizer.

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© Marco Sensche

Da stehen „Federhall“ und nehmen nochmal einen kräftigen Zug von der Zigarette. Auf ihrem Debütalbum „Der Moderne Mann" changieren sie mühelos zwischen 80er-Synthesizern und kratzigen Surfgitarren, zwischen Las-Vegas-Spielkasino und DDR-Eckkneipe. Fünf motivierte, junge Herren namens Hannes Stocker (Gesang), Robin Schmidt (Gitarre, Synthesizer), Sebastian Timpe (Gitarre), Leroy Denke (Bass) und Mark Trebeljahr (Schlagzeug, Perkussion) fanden durch Glückes Geschick im Grau ehemaliger Großbetriebe zueinander. Papis Geschichten über die wilden Jahre von damals hinterließen eindeutig ihre Spuren. Der Name ihrer Debüt-Platte lässt als Produkt der gemeinsamen Schaffenskraft und Liebe zur Musik bewusst Raum für Interpretation und lädt zu Spekulationen ein. Braucht die moderne Männlichkeit neue Leitmotive und möchte man überhaupt noch von Männlichkeit sprechen? Ist am Stammtisch Platz für Selbstzweifel und Identitätskrisen? Das Album gibt den Takt für Auseinandersetzungen mit der Gegenwart in Lust und Leid vor. Statt Repetition und Nostalgie schafft die Kombination bester Transistorenklänge lange Halbwertszeiten im Ohr, lässt den neu gedachten Sound aus zappelnden Beats und kratzigen Gitarren nachhallen. Es entsteht ein Sound, welcher sich nicht sofort einfangen lässt. Der warme Klang von Tonbändern, gepaart mit den modernen Möglichkeiten digitaler Workstations, erwies sich als fruchtbare Lösung, um die geladene Welle elektronischer Instrumente vergangener Jahrzehnte zu vereinen. Stücke wie „Transistorjugend" oder „Straßenbahngewitter" brechen den bekannten kühlen Sound der deutschen 80er-Jahre mit Gitarrenklängen à la Garagenrock. Wäre es schöner gewesen, sich bereits im Jahr 1986 kennenzulernen? Ist es in Ordnung in den Kneipen der Bundesrepublik Zuflucht vor den harten Alltagssorgen inmitten einer Pandemie zu suchen? Diese Fragen sollen nicht beantwortet aber gestellt werden. „Schalkespardose" schafft Abwechslung zu treibenden Tempi und stellt den Sound einer alten Koffer-Orgel melancholisch in den Vordergrund, während Themen rund um Liebe und Finanzen verarbeitet werden. In sphärischer Manier des Krautrocks will „Planet Birnenbrand" den Hörer mit Hilfe von motorischen Drums und düsteren Klängen in sich verlieren lassen. Anleihen aus dem Techno schweben vorbei. Ohne den roten Faden zu verlieren, suchen die Stücke verspielt nach Abwechslung in typischer New-Wave-Attitüde. Zu ernst möchten sich die Texte aber nicht nehmen. Das leichte Augenzwinkern und eine Prise Ironie helfen, das Album nicht zu schwer wiegen zu lassen.

Hier gehts zur Homepage von Federhall, Releasekonzert am 03. Juni, 20 Uhr im Studentenclub Kiste

Studentenclub Kiste e.V.

Leipziger Straße 44, 39120 Magdeburg View Map

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