Tanz in den Sommer

Die Magdeburger Fête de la Musique feiert runden Geburtstag. Zum 20. Mal verwandelt sich die Stadt an diesem Mittsommertag in einen Ort voller musikalischer Tanzflächen. Vom Schulchor, über Rockbands, bis hin zu Singer-Songwritern ist alles dabei.

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Wenzel Oschington

Die Franzosen sind berühmt für ihre Fähigkeit, das Leben mit Leichtigkeit in allen Zügen auszukosten. Die Fête, 1982 in Frankreich als „internationaler Tag selbstgemachter Musik” ins Leben gerufen, verkörpert genau diese Lebensfreude. Rasch verbreitete sie sich in der ganzen Welt, genauer gesagt in 150 Ländern. 2003 veranstaltete die deutsch-französische Kita „Au claire de la lune” die erste Fête de la Musique in Magdeburg. Mit dabei war auch eine bilinguale Grundschule, welche mit ihrem Kinderchor auftrat: „Beide Institutionen waren damals frisch gegründet, gemeinsam hatten wir überlegt, wie man etwas französische Kultur nach Magdeburg holen kann,” erinnert sich Rektorin Anke Strelow. „Wir haben deutsche und französische Lieder übersetzt. Das war so süß, als die Kinder dann anfingen zu singen”, schwelgt sie.

Ab 2008 übernahmen Richard Hanke-Rauschenbach und Sonja Renner die Regie, weiterhin mit Unterstützung des „Au Claire de la lune“: „Ohne Sonja Renner wäre ich ziemlich aufgeschmissen gewesen, da sie die ganzen Kontakte zu den Musikern hatte,” erzählt Rauschenbach. Unter Leitung der beiden wurde die Fête erstmals in die Innenstadt verlagert und zählte bald zehn Bühnen. Ab 2012 kümmerten sich dann Sonja Renner und Matthias Buchholz um die Organisation.

Seit 2009 wird die Fête vom Institut Francais unterstützt. So entstand auch eine Brücke zu französischen Musikern. Auch 2022 werden zwei französische Bands auf der Bühne an der Milchkuranstalt zu hören sein. Während „Ravages” elektronische Popmusik mit Wellen von Synthesizern und bittersüßen Melodien machen, bieten „Grande” ein Repertoire zwischen Folk, schlichten Balladen und Rock, mit poetischen Texten. Die Fête de la Musique in Magdeburg verkörpert deutsch-französische Freundschaft und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt. „Es ist schön, dass diese Freundschaft zu Frankreich so oft in Sachsen-Anhalt gepflegt wird,” freute sich Kulturminister Rainer Robra bei der Pressekonferenz für 2022. Eine weitere Hommage an diese kulturelle Verbindung ist die Frankofolie!-Bühne am Moritzplatz, denn die Fête ist traditionell Auftakt für die Französischen Tage in Sachsen-Anhalt.

Das Programm für 2022 zeigt auch: Immer mehr Profimusiker partizipieren an der Fête. Eben jenes Konzept, dass vom Straßenmusiker bis zum Profi, vom Kinderchor bis zur Metalband, alle willkommen sind, macht sie so erfolgreich. Die Fête hat sich fest in das Stadtgeschehen integriert und ist ein prägender Teil der heimischen Musikszene, da sie für manche auch ein veritables Sprungbrett sein kann.


„Eine geniale Idee der Franzosen“

Richard Hanke-Rauschenbach, 2008-2012 Organisator der Fête de la musique, über Kultur, Fleißarbeit und große Torten

Warum konnte sich das Konzept der Fête von den kleinsten Dörfern Frankreichs in die größten Metropolen der Welt verbreiten?

Weil es einfach eine geniale Idee ist und ich mich frage, warum die niemand vorher hatte. Scheinbar braucht es erst die Franzosen, etwas Schönes mit Kultur zu erfinden. Die Fête ist eine Win-Win-Situation: die Passanten hören überall in ihrer Stadt Musik und die lokalen Musiker bekommen eine Bühne.

In Ihrer Zeit ist die Fête richtig groß geworden, schwappte in die Innenstadt hinein. 

Ehrlich gesagt war das nicht meine Idee. Bis 2009 waren wir ja nur am Le Frog. Dann kamen die IG Innenstadt und die Leute vom Moritzhof auf mich zu. Sie schlugen vor, das Ganze größer zu machen.

War es schwierig, die Fête zu etablieren?

Es war natürlich viel Fleißarbeit: Verträge schließen, Sponsoren finden und so weiter. Ansonsten hatten wir viel Unterstützung: der ehemalige Kulturbürgermeister, Rüdiger Koch, übernahm die Schirmherrschaft, das hat sehr geholfen.

Seit 2009 ist das Institut Francais dabei. Diese deutsch-französische Freundschaft, wurde sie aus ihrer Sicht auch in der Bevölkerung gestärkt?

Auf jeden Fall. Fête de la musique – man merkt sofort, das ist französisch. Außerdem haben wir im Vorfeld immer auf die französischen Bezüge hingewiesen, sodass man sich als Zuschauer denkt: „Hey, was für eine coole Sache, die die Franzosen erfunden haben.” Durch das Institut kamen auch französische Künstler, was das ganze noch bestärkt hat.

Was war in Ihrer Zeit als Organisator Ihr Highlight?

Definitiv der 10. Geburtag 2012. Wir hatten zu dem Zeitpunkt 10 Bühnen und 8000 Zuschauer. Das Le Frog hat sogar eine riesige Torte gesponsert. Das war meine letzte schöne Erinnerung und ich hoffe, dass auch der 20. Geburtstag so toll wird.

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