Die Hände zum Himmel

Nach monatelangem Stillstand steht Magdeburgs Clubszene vor dem Zusammenbruch. Die eigentlich für den 1. November avisierte erste vorsichtige Öffnung der Clubs ist wieder vom Tisch. In der anschwellenden Corona-Krise bleiben die Türen geschlossen.

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© Sebastian Vandrey

Seit einem dreiviertel Jahr sind die Türen der Magdeburger Diskotheken und Clubs geschlossen. Lange hatten die Disco- und Clubbesitzer die Füße still gehalten, aber über die Monate sind sie an den Grenzen der wirtschaftlichen Existenz angekommen. Längst haben sich die Magdeburger Clubbetreiber zusammengeschlossen, angefangen bei der Insel der Jugend, über die Buttergasse, den Geheim- oder den prinzzclub bis zur Baracke. Sie folgten damit dem Beispiel anderer Branchen, um so Gespräche mit den Behörden bündeln zu können, mit einer Stimme zu sprechen. Ende des Sommers gab es ein konstruktives Treffen mit dem Wirtschaftsminister. Es ging um die Optionen der schrittweisen Wiederöffnung der Clubs und ähnlicher Einrichtungen für Jugendtanzveranstaltungen. Ein damals ausgearbeiteter Plan sah die vorsichtige Öffnung der Clubs zu Anfang November vor. Interessant dabei: Es gab zwei Varianten. Eine, die „Magdeburger Variante“, setzte auf Temperatur-Kontrolle aller Besucher an der Tür mit elektronischen Kontaktlos-Thermometern. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt wollte man so durch frühzeitige Erkennung und Isolation von Fiebernden sogar einen Beitrag zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie leisten. Denn laut WHO-Report 2/2020, so die Argumentation, ist Fieber die mit Abstand häufigste Erstdiagnose bei COVID-19-Infektionen. Im Ministerium entschied man sich für den „Hallenser“ Ansatz mit starker zahlenmäßiger Beschränkung von Besucherzahlen. „Unwirtschaftlich“ und deshalb unsinnig, argumentierten die Clubbetreiber. Und prinzzclub-Inhaber Guido Schwirzke kündigte an, unter diesen Bedingungen nicht zu eröffnen. Ein Nebeneffekt der Clubschließungen lässt sich längst beobachten: privat organisierte Partys mit teils hohen Teilnehmerzahlen nehmen zu. Dass es hier kaum bis keine Vorsichtsmaßnahmen gibt, geschweige denn Teilnehmerdokumentationen, davon ist auszugehen. Tatsächlich waren die Musikclubs im März die Ersten, die schließen mussten. Und angesichts der aktuellen Entwicklung der Infektionszahlen ist eine Wiedereröffnung in weite Ferne gerückt.  Nur eins scheint klar: Die Clubs werden wohl die letzten sein, die wieder öffnen dürfen. Wie zu besten Zeiten gehen in diesen Tagen auf den Dancefloors deshalb die Hände wieder zum Himmel. Hilflos. Irgendwer muss etwas tun.

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