Politrap-Trio Antilopen Gang

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© Thomas Schermer

Mit „stolzen Hörnern und stolzen Hufen“ präsentierte die Antilopen Gang das am 12. November erschienene Mixtape, das sie den Fans als Free Download zur Verfügung stellten. Damit beweisen sie nach „Aversion“ nicht nur erneut, dass Wortwitz und politische Statements miteinander harmonieren, sondern auch, dass sie sich endgültig als Trio gefunden haben. Das beweist auch der Sieg beim diesjährigen New Music Award, bei dem sich die Band u.a. gegen Namika durchsetze.

Rapper Koljah sprach mit uns über die Anfänge, den Suizid des vierten Antilopen-Gang-Mitglieds NMSZ und das ungewöhnliche Artwork des Album-Covers.


Du hast 2005 die Anti Alles Aktion mitgegründet. Waren das deine ersten Berührungen mit HipHop? Ich habe als Kind schon viel Musik und auch schon HipHop gehört. Anfang 2001, da war ich 15 habe ich das erste Mal eigene Sachen aufgenommen. Texte habe ich schon vorher geschrieben, aber da ging es dann los. Zwei Jahre später lernte ich die anderen beiden kennen, mit denen ich heute die Antilopen Gang bilde.

Wo seid ihr euch begegnet? Wir haben uns bei einem Gründungstreffen von einem HipHop-Netzwerk, das Leute aus ganz Deutschland verbunden hat, kennengelernt. Wir brauchten gar nicht lange, um zu erkennen, dass wir menschlich und musikalisch gut harmonieren. Daraus ist 2005 die Anti Alles Aktion entstanden, bei der noch viel mehr Leute mitgemacht haben. Zu den aktivsten Zeiten waren wir acht Leute.

Wie kam es zur Gründung der Antilopen Gang? Innerhalb der Anti-Alles-Aktion hat sich im Laufe der Jahre herauskristallisiert, dass wir Vier genau auf einer Wellenlänge liegen. Nach diesem Prozess, der ein paar Jahre gedauert hat, wussten wir endgültig, dass wir in dieser Konstellation zusammen gehören und haben 2009 als Projekt die Antilopen Gang gegründet.

Du hast es gerade angesprochen, ursprünglich wart ihr zu viert. Habt ihr nach dem Suizid von Jakob im März 2013 direkt mit der Produktion des Albums angefangen? Wir haben uns im Dezember 2013 dazu entschlossen mit der Platte anzufangen. Nach einer Schock­starre spielten wir ab Mai/Juni wieder die ersten Konzerte und fingen Ende des Jahres mit der Produktion an. Bis April 2014 war die kreative Hochphase, wir haben Texte geschrieben, Skizzen entwickelt und dann entschieden, welche Songs es aufs Album schaffen. An vielen Textstellen auf dem Album erinnern wir an Jakob. Die Vorlage von „Enkeltrick“ haben wir beispielsweise auf seinem Rechner gefunden und dann umgesetzt.

Welche Tracks liegen dir besonders am Herzen? „Beate Zschäpe hört U2“ ist ein herausragender Titel. Ich erinnere mich, dass ich auf Danger Dans erste Strophe den Refrain mit den verschiedenen Namen geschrieben habe. Daraus sind dann die anderen Strophen entstanden und das Lied hat eine Wendung genommen. Für mich der wichtigste Song der Platte.

Was war der Initialfunke für das ungewöhnliche Artwork des „Aversion-Covers“? Für das Cover arbeiten wir mit der Künstlerin Yvonne Domava zusammen. Inspiriert haben uns dabei die Paradiesdarstellungen der Zeugen Jehovas. Da gibt es ganz verrückte Bilder, auf denen eine paradiesische Idylle dargestellt wird, die immer etwas psycho wirkt, weil es so super kitschig ist. Für das Cover wollten wir das aufgreifen. Der Titel „Aversion“ stand recht früh fest und uns hat dieser Kontrast gut gefallen. Wenn man die CD aufklappt, kippt diese heile Welt mit einem brennenden Haus, Müll und einer toten Antilope. Yvonne hat das Bild als großes Ölgemälde gemalt, was jetzt übrigens in meiner Wohnung hängt.

In „Outlaws“ heißt es „Deutschrap muss sterben, damit wir leben können“ – wo seht ihr euch in der deutschen Rap-Szene? Wir haben lauter Freunde in der HipHop-Szene, aber natürlich gibt es immer Leute, die unsere Musik scheiße finden. Das hat damit zu tun, dass wir einiges anders machen, als viele Rapper und wenn es dann mal politischer wird, kann nicht jeder etwas damit anfangen. Ich kann unsere Außenwirkung aber nicht wirklich einschätzen, da ist vieles möglich.

zur Veranstaltung: Antilopen Gang

© Andreas Lander

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