Simple Man: Andreas Kümmert

Im Popgeschäft gibt es bestimmte Regeln, nach denen die Popstars performen bzw. „funktionieren“ müssen. Sonst bleibt der Erfolg aus. Einer, der diese Regeln außer Kraft gesetzt hat, indem er den Sieg des Eurosvision Songcontest-Vorausscheids weiterreichte, ist Andreas Kümmert. Und was im Mai groß wirkte und der Sendung die nötige Aufmerksamkeit brachte, hat eigentlich einen ernsthaften Hintergrund. Kümmert litt nämlich, wie er kürzlich bekannt gab, unter Panikattacken und „hatte Angst davor, jemand sein zu müssen, der er nicht ist.“ So fuhr Ann Sophie nach Wien und sang für Deutschland und war schnell wieder vergessen. Doch Andreas Kümmert, dieser zottelige, ungestylte Sänger mit Gitarre blieb bis heute in den Köpfen. Er beherrscht die Kunst, dass die Leute seine Musik aufsaugen und mitnehmen. Kümmert braucht keine große Show und doch braucht er die Bühne, um sein Innerstes zu teilen. Der Typ mit Brille und Bart aus der tiefsten unterfränkischen Provinz hat nach seiner eindrucksvollen Teilnahme bei „The Voice of Germany 2013“ und Hits wie „Rocket Man“ und „Simple Man“ mit „Here I am“ ein Album geschaffen, dass die Ära seiner großen Vorbilder wie Bob Dylan, Frank Zappa, Jim Morrison oder Ray Charles transportiert. Es enthält Blues-Balladen, erdigen Rock ‘n‘ Roll und spirituellen Soul. Songs wie die „Just like you“ oder „For so long“, produziert vom Australier Justin Stanley, der schon mit Clapton oder Beck zusammenarbeitete, seien genau auf seine Persönlichkeit abgestimmt, berichtet er. „Als ich ‚For so long‘ aufgenommen habe, ging’s mir nicht so gut. Justin sagte, ich soll einfach in die Kabine gehen und das rausschreiben. Das hat wunderbar funktioniert: Musik ist eine Therapie für mich, manchmal auch wie eine Droge.“ So freuen wir uns, dass Kümmert sich auf den kleinen Bühnen zu Hause fühlt, weil er das macht, was er liebt und sich dabei nicht verstellen muss.

Andreas Kümmert, www.andreas-kuemmert.de