Soundtrack eines ganzes Landes

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© Matthias Bothor

„Ich will die Leute aus ihrem Alltag holen und hoffe, dass sie sich selbst begegnen. Dass sie sich reinversetzen können, das ist für mich auch der wichtigste Aspekt der Popmusik, mir geht es um Nachvollziehbarkeit.“ Dafür hätte sich der gebürtige Augsburger Andreas Bourani kein besseres Jahr aussuchen können als 2014. Sein Song „Auf uns“, eigentlich als Hymne auf die Freundschaft geschrieben, wurde zur Hymne des Jahres, in die sich jeder reinleben konnte. „Ein Hoch auf uns, auf dieses Leben, auf den Moment, der immer bleibt.“ Besser hätte die Fußball-WM nicht untermalt werden können. Nicht nur die Nationalmannschaft oder die Kanzlerin, das ganze Land fand sich in seinen Zeilen zu Hause.

Bourani selbst, der seit 2003 Musik macht und 2011 mit seinem ersten Album „Staub & Fantasie“ seinen Durchbruch feierte, war bei der Vorführung des Kinofilms „Die Mannschaft“ selbst überrascht, „wie diese Nummer wirklich zur WM gepasst hat.“

Mittlerweile erreichte die Single Doppel Platin-Status, Bourani sang den Song vor über einer Million Besuchern auf der Berliner Fanmeile und wurde von GQ zum „Musiker des Jahres“ gekürt. Seine aktuelle Tour ist nahezu ausverkauft. Fakt ist: Andreas Bourani, geboren 1983 als Andreas Stiegelmair, musste diesen Sommer, den Sommer seines Lebens, erstmal selbst verarbeiten. Für ihn hat sich ein Traum erfüllt.

© Mathias Bothor

Doch von Rückzug war keine Rede. Seine zweite Single „Auf anderen Wegen“ vom Album „Hey“ zeigt ihn von einer introvertierten, nachdenklichen Seite. Und auch die anderen Stücke drehen sich um die verschiedenen Phasen einer Beziehung, vom beschwingten Glückstaumel der ersten Verliebtheit („Ultraleicht“), über erste Zweifel und die Abhängigkeit vom anderen „Delirium“ sowie von der unausweichlichen Trennung „Auf anderen Wegen“ und deren Folgen („Hey“). Beim Albumfinale macht Bourani Mut für den Neuanfang „Was tut dir gut“/“Sein“. Die Songs lassen schweben, die Zeit stillstehen, motivieren, werfen Fragen auf. Man begegnet sich selbst. Selten hat ein Popkünstler das in der Form geschafft. Chapeau!

Das Album ist ein kleiner Schatz und verschafft einen Eindruck, wie sich das Konzert im Januar anfühlen wird. Bourani bringt es selbst auf den Punkt „Ich fand immer die Konzerte am besten, bei denen man die Momente hat, an denen man am liebsten tanzen möchte vor Freude und im nächsten Moment nur noch weinen möchte. Die Emotionen, die man selbst durchlebt und die einem das Leben ja auch bietet. Das ist auch mein Ziel als Künstler: so viele Facetten des Lebens wie möglich einzufangen.“ 

Andreas Bourani, 31. Januar, 20 Uhr, Factory

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