Straight outta Neu-Olvenstedt

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© Jim Gramming

Als der Film „Beat Street“ 1985 in die Kinos kommt und mit ihm der Hip-Hop in einer ersten Welle über den Atlantik schwappt, ist Marcus Borchert vier Jahre alt und bekommt davon selbstverständlich nichts mit. Kindheit und Jugend durchlebt er zwischen den Platten von Neu-Olvenstedt und machte hier dann trotzdem seine ersten Erfahrungen mit Graffiti. Er beginnt sich für Hip-Hop zu interessieren, die Gegenkultur für den damals tendenziell rechts gepolten Stadtteil. Er schreibt seine ersten Texte, steht mit Freunden auf den kleinen Bühnen Sachsen-Anhalts, bis es den jungen Erwachsenen 2004 in die linksalternative Leipziger Südstadt zieht. Dort findet er Gleichgesinnte für kreative Kollektive. Fünf Jahre später erscheint unter seinem Künstlernamen Pierre Sonality das erste Soloalbum: „Kein Hip-Hop Fame“.

Stilistisch bewegt er sich dabei im Spektrum klassischer New Yorker Hip-Hop‐Ästhetik: Liebevolle Jazz‐Samples auf schlicht gehaltenen Drums. Darauf sucht Pierre Sonality die lyrische Auseinandersetzung mit dem Hip-Hop. Eine Besinnung auf klassische Werte des expressiven Wettkampfcharakters der Hip-Hop-Kultur der frühen 90er Jahre. Eine Ästhetik, die in anschließenden Projekten wie der LP „State of Flavour“ zusammen mit dem Rapper „The Finn“ und dem Album seines Leipziger Künstlerkollektives der „Die Funkverteidiger“ eine logische Vertiefung erhalten sollte.

© Jim Gramming

Mittlerweile wohnt Marcus Borchert in Hamburg. Die jetzt erschienene Magdeburg Trilogie ist sein zweites Soloprojekt. Der Bezug zu Magdeburg dient dabei als intelligente Metapher seiner (künstlerischen) Biographie. Der Albumkreis ist eine Hommage an die Herkunft des Wahl-Hamburgers. Die musikalische Hinleitung zum Album „Magdeburg“ durch zwei vorangehende EPs ist dabei ein Teil der Geschichten, die uns Pierre Sonality erzählen möchte. Die erste EP namens „Fundament“ knüpft an dogmatische Hip-Hop-Philosophien an, während sich die zweite EP mit dem sympathischen Namen „Olvenstedt“ die Souveränität der eigenen künstlerischen Identität und Phantasie zutraut. Verbunden werden diese beiden Stilpassagen durch das finale Album „Magdeburg“. Eine Rekapitulation des Gewesenen mit tiefem Respekt vor der eigenen Herkunft – musikalisch als auch menschlich. Nicht aus bloßer Nostalgie, sondern vor dem Hintergrund seiner Bedeutung für das Bestehende. Auf diesem Wege füllt Pierre Sonality den Namen Magdeburg auch für Nicht-Einheimische mit Inhalt. (mü)

Pierre Sonalitys Magdeburg-Trilogie auf www.hhv.de, www.facebook.com/PierreSonality, Record Release-Party, 13. Dezember im Jugendclub Hallenhausen

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