"Träume sind nur irdisch, wenn du sie verwirklichst"

Toni Mudrack ist

der Mann mit der Fliege, unter dem gleichen Label wie Rap-Kollege Cro unter Vertrag und spätestens seit dem Bundesvision Songcontest auch den Magdeburger Musikfans ein Begriff. Dort erreichte er überraschend den 3. Platz und, auch wenn er seinen Plan B - ein Lehramtsstudium an der OvGU auf Eis legen musste, sind wir doch ein bisschen stolz. Der smarte 23-Jährige hat zurecht schon Lorbeeren wie "der deutsche Drake oder nicht nur ein guter Rapper, sondern auch ein übertalentierter Sänger" eingeheimst. Teesys Debüt "Glücksrezepte" zeigt einen Künstler, der neben zarter Zweisamkeit, auch über Selbstverwirklichung und Sinn-Suche singt und dabei mit seiner "Generation Maybe" ins Gericht geht. Das Glück war auch auf seiner Seite, als er zuletzt Cro supporten durfte. Nun folgt im Januar seine erste eigene Tour.

Wo bist du gerade und was machst du? In Magdeburg leider nicht, weil wir gerne vor Ort mit dir gesprochen hätten.

In bin in Kiel, weil meine Freundin hier wohnt. Die Situation ist gerade total chaotisch und eigentlich wollte ich im Herbst anfangen zu studieren. Aber die Ereignisse haben sich überschlagen mit dem BuViSoCo und es war keine Zeit zum Studieren. Aber ich hab meinen festen Wohnsitz in Magdeburg.

Wir sind gerade fertig mit der Cro-Tour. Da waren wir von Zürich bis Wien, München, Frankfurt unterwegs und ich durfte im ersten Drittel der Show auftreten. Die Leute haben das echt gut aufgenommen, ich bin sehr dankbar, dass ich da mitdurfte.

Bist du hier nur zum Lehramtsstudium eingeschrieben oder hast du die Uni tatsächlich schon besucht?

Klar, aber ich habe mich inzwischen exmatrikulieren lassen.

Was gefällt dir besonders an Magdeburg, was hast du schon alles gesehen?

Ich gehe gerne ins Shisha Café "Habibi" am Hasselbachplatz. Da gibt es den besten marokkanischen Minze-Tee. Ich jogge oft an der Elbe, im Klosterbergegarten oder im Stadtpark.

Du bist ja auch für unser Bundesland angetreten. Hast du mit einer vorderen Platzierung beim BuViSoCo gerechnet?

Komischerweise hab ich vorher - größenwahnsinnig - getippt, wir werden dritter und hab 20 EUR damit gewonnen. Aber so richtig glauben konnte ich das auch nicht. Das war Wahnsinn!

War das dein bisheriges Karriere-Highlight oder welches war es?

Das war ein riesiges Erlebnis, noch getoppt hat das jetzt das Abschlusskonzert in Stuttgart mit der Cro-Bande in der Schleyer-Halle vor 14.000 Fans. Als ich auf der Bühne war, hat jemand seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht und es war total bewegend. Es war total viel Liebe im Raum.

Du magst kein Schubladen-Denken (Vergleiche mit Drake, Frank Ocean, Timberlake). Wie würdest du deine Musik und das, was dich ausmacht, mit eigenen Worten beschreiben?

Sehr emotional, authentisch, melodiös und variabel, aus meinem Leben und meiner Erfahrung heraus zu schreiben. Musikalisch würde ich mich zwischen HipHop, R 'n' B und Soul einordnen.

Erkläre bitte woher der Name "Teesy" kommt.

Damals war ich 50 Cent-Fan und in seinem Kinofilm "Get rich oder die tryin'" hieß er Young Caesar. Mein Kumpel hat sich so genannt und aus ihm wurde Ceesy. Als wir immer mehr zusammen als Duo gerappt/produziert haben, formten wir das Duo "Ceesy & Teesy".

Wie bist du überhaupt zur Musik gekommen?

Ich hab schon seit der Grundschule viel Musik gehört und mitgesungen. Anfangs eher Boybands wie Westlife, Backstreet Boys, Justin Timberlake. In der Oberschule kam dann der Hip-Hop und auch R 'n' B von Usher, Alicia Keys, aber auch Jazz in Form von Frank Sinatra dazu.

Wie entstehen deine Songs?

Meistens sind es Geschichten aus dem Leben, aus meinem eigenen Umfeld. Ich bin auch ein übelster Film- und Kinofreak. Gerade bin ich ein bisschen gesellschaftlich, in der "Generation Maybe"-Richtung unterwegs, weil mich das interessiert, was gerade so vor sich geht.

Auszug "Generation Maybe":

"Einer macht es vor, alle müssen nach. Der Staat lacht sich eins, das war alles nicht geplant.  Keiner denkt mehr nach, weil der Scheiß schon stimmt. Hast du iPhone 4 brauchst du iPhone 5  .. wir zieh'n nix durch, nein, wir hör'n auf. Wir hab'n kein' Schnupfen, wir hab'n Burnouts Hab'n mit 14 Sex (Fuerteee!), pubertieren noch mit 20 Scheißen auf Idole, studieren jedes Jahr was and'res"

Dazu hast du den Song "Generation Maybe" geschrieben. Was stört dich am meisten an deiner eigenen Generation?

Mich stört, das wir oft nicht mehr für Sachen einstehen wollen. Wir wählen lieber den einfachen Weg und sagen, die Sache hat sowieso keinen Sinn, anstelle uns durchzubeißen und was Größeres daraus zu ziehen.

Gibt es überhaupt einen Weg daraus und wenn ja, wie sähe der aus?

Man muss nicht immer gleich den Kopf in den Sand stecken. Heutzutage wird im Bereich Beziehung gleich Schluss gemacht und sich was Neues gesucht. Heutiges Single-Leben ist nicht mehr so wie früher. Heute hast du jeden Tag deine sozialen Kontakte und kannst dich eigentlich nicht einsam fühlen, deshalb ist das Single-Leben so angenehm. Aber für eine Beziehung sollte man kämpfen und auch schwere Zeiten durchstehen.

Du bist vergeben, glaubst also noch an die eine, wahre Liebe in guten und in schlechten Zeiten? Wenn uns doch suggeriert wird, dass wir was Besseres finden könnten.

Ja, auf jeden Fall und wir sind schon seit drei Jahren zusammen.

Wenn wir für nichts mehr dauerhaft brennen, wie lange meinst du, wird deine Karriere dauern?

Also dafür brenne ich echt. Musik ist mein Ventil. Darüber generiere ich meine Zufriedenheit. Und solange das so ist, mach ich auch immer Musik. Klar gibt es auch Tiefs, wo man denkt, es fällt einem nix mehr ein und ist unkreativ, aber das geht vorbei.

Wieviel Toni Mudrack steckt in den Teesy-Songs?

80 % auf jeden Fall. Sonst wäre es auch nicht authentisch. Über manche Themen kann ich auch nicht schreiben. Sagen wir mal "Proll-Rap", wo man sich selber vor anderen profiliert. Find ich geil, höre ich auch gerne, aber es fällt mir selber schwer. Ich bin halt kein krasser Typ!

Braucht deutscher Rap einen Imagewechsel, wird sich zuviel profiliert?

Nein, im Moment find ich es ganz cool und es ist ja auch die Kultur, sich mit anderen zu messen. Ich mag diesen Battle-Aspekt total, es gehört auch dazu.

Mit jemanden wie Justin Timberlake verglichen zu werden, ist sicher nicht von Nachteil. Wie wichtig ist dir das Styling generell? Auch ein Erfolgsfaktor, wenn wir mal aufs Thema "Glücksrezept" in Sachen Karriere kommen?

Privat laufe ich auch oft schludrig rum. Man baut sich ja ein bestimmtes Bild nach außen auf und da ist es wichtig, adrett und gut gekleidet auszusehen. Mit der Fliege und dem Hemd ist das ein schönes Wiedererkennungsmerkmal. Ich hatte das anfangs solo im Video zu "Mein Job" ausprobiert und jetzt sind wir alle im Gentleman-Modus.

Wenn die Generation mehr für den Moment lebt und keine Pläne macht, hat sie dann nicht mehr vom Leben?

Im Prinzip schon, aber es ist ja nicht so, dass die Leute im Moment leben. Man versucht immer den Moment festzuhalten, immer auf den Konzerten Fotos zu machen. Das verstehe ich oft nicht. Nimm doch lieber das Handy runter und erleb den Moment, dann hast du es gespeichert in dir! So ist man gar nicht wirklich dabei.

Das größte Kompliment, das man dir bisher gemacht hat?

Ein Fan kam mal zu mir und hat gesagt, dass er von vielen Künstlern wichtige Sätze tätowiert hat und wollte auch einen von mir. Da musste ich erstmal schlucken, weil der es das ganze Leben auf der Haut hat! "Träume sind nur irdisch, wenn du sie verwirklichst" aus meinem Song "Ein Fuß nach dem anderen" ist mir dann eingefallen.

Hat sich dein Traum schon verwirklicht?

Ein bisschen. Ich lebe zwar noch nicht komplett davon, aber es geht in die Richtung. Ich bin total dankbar, dass ich Musik machen kann, andere Leute gehen tagtäglich schuften, um die Miete zu zahlen und ich hab die Möglichkeit mein Hobby zum Beruf machen.

Aber du bleibst trotzdem erstmal in Magdeburg?

Im Moment passiert viel, aber ich bleibe erstmal.

Vorsätze für 2015?

So weitermachen, verbessern, an der Stimme arbeiten. Viel live spielen, die Tour im Januar wird ja das erste Erlebnis. Da will ich richtig Gas geben und die Leute mitreißen.

(Info) Teesy, 4. Februar, 20 Uhr, FestungMark