Understatement

by

© Tristan Vostry

© Tristan Vostry

Der Name Alin Coen ist in Magdeburg gewiss kein unbekannter, wusste die junge Hamburgerin mit ihrer Band doch bereits mehrfach musikalisch zu überzeugen. Ob im Volksbad oder im Moritzhof, eines hatten ihre Konzerte immer gemeinsam, sie waren schnell ausverkauft. Nur logisch daher der Umzug am 15. Februar ins Alte Theater. Doch steht dieser Umzug auch als Sinnbild ihrer Karriere, der Weg vom handverlesenen Publikum zur großen Bühne? Dazu befragte das DATEs Sängerin Alin Coen.


Ihr seid auf Tour mit eurem aktuellen Album „We're Not the Ones We Thought We Were“, was gibt es für Neuigkeiten? 

Aktuell konzentrieren wir uns vollkommen auf die Tour, auf der wir erstmals einen eigenen Lichtmann und sogar einen Nightlinerbus haben, in dem wir momentan leben. Der Bus ist dabei ein Luxus, den wir nicht immer hatten, beispielsweise haben wir in Österreich Couchsurfing praktiziert, was ziemlich lustig war und ich jederzeit wiederholen würde. Eventuell surfen wir in diesem Jahr wieder, wenn wir auf einigen kleinen Festivals spielen oder auf unserer kleinen Tour durch Dänemark und die Niederlande sind.

Das Album ist sehr instrumental geworden, was dafür spricht, dass die Band stärker in die Songs einbezogen wurde. Die Songs klingen verspielter und vor allem elektronischer. Was bedeutet das für dich als Schreiberin?

Zum Einen konnte ich mich dadurch viel stärker austoben, ich hatte ja 2004 schon mal eine Band (Trompete), bei der ich gerne Synthi gespielt habe.

Und zum Anderen bestand die Herausforderung darin, dass ich die Texte zu dem Album in extrem kurzer Zeit geschrieben habe.

12 Texte in 13 Tagen zu schreiben ist in der Tat sehr sportlich, was inspiriert dich und was brauchst du zum Schreiben der Texte?

Meine Texte bestehen meist aus eigenen Begegnungen, zeitgemäßen Problemen, Erfahrungen, Geschichten und zum Teil auch aus Gedichten. Ich bin in den letzten Jahren sehr oft per Mitfahrgelegenheit unterwegs gewesen und wurde dadurch teilweise inspiriert. Schreiben im Auto geht allerdings gar nicht, da mir da immer übel wird.

Du hast häufig deutsche Songs geschrieben, auf dem aktuellen Album sind allerdings bloß zwei, was war die Ursache dafür?

Die Songs müssen sich einfach gut anhören, dazu gehört das die Melodie mit dem Text eine klangvolle Symbiose eingeht. Ich habe viel mehr deutsche Texte zu den Songs geschrieben, die ich dann leider verwerfen musste, weil es nicht zum Song gepasst hat. Teilweise ist es aber auch Zufall gewesen.

Neben dem Album ist im Dezember dein erstes selbst gedrehtes Video online gegangen. Was war der Grund dafür?

Ich mag diesen Do-it-yourself-Gedanken sehr und finde es immer sehr wichtig sich eigene Aufgaben zu suchen. Bei der Ideenfindung zum Video schossen mir unzählige Einfälle durch den Kopf und man merkt in dem ganzen Prozess kaum, wie schnell doch zwei Monate vergehen.

Ihr seid nicht zum ersten Mal in Magdeburg. Was verbindet ihr mit Magdeburg?

Für Magdeburg steht aus unserer Sicht vor allem das Volksbad Buckau in Person von Jacqueline Brösicke, in dem wir immer sehr warm willkommen wurden und natürlich für sein buntes Publikum.

In Magdeburg finden seit dem letzten Jahr viele kleine Wohnzimmerkonzerte statt, ein Erlebnis, bei dem vor allem der Kontakt zwischen Publikum und Künstler im Vordergrund steht. Fehlen euch solche Konzerte?

Wir spielen auf unserer Tour in ganz unterschiedlichen Lokalitäten, die im Rahmen von 50 bis 800 Leuten liegen. Das Gefühl der Nähe zum Publikum ist dabei ganz abhängig von den Besuchern. Es gibt Konzerte, auf denen das Publikum sehr schüchtern ist, obwohl jede Menge Zuhörer da sind. Die kleinen Konzerte sind für mich aber unverzichtbar und gelegentlich spiele ich auch kleine Wohnzimmerkonzerte.

Ein ziemlich starker Kontrast zu Wohnzimmerkonzerten war euer Auftritt beim Bundesvision Song Contest vor einem Millionenpublikum. Was war das für eine Erfahrung für euch?

Für mich war es als hätte mich ein UFO abgeholt und in eine vollkommen andere Welt gebracht. Der Rahmen dieser Veranstaltung war riesig und es prasselten so viele Eindrücke auf uns ein, das wir leicht überfordert waren. Aber grundsätzlich bin ich kein Freund davon, Musik in einem Wettkampf zu verpacken. Musik ist so vielfältig, dass man die Arbeiten einzelner Künstler untereinander kaum vergleichen kann.

Interview: Christian Rathmann

Back to topbutton