Überstunden für Ampeln

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Wir planen, auf Höhe der Elbe-Schwimmhalle die Erzbergerstraße zu überqueren. Nach Betätigen der Farbwahltaste stellt sich auch bald das gewünschte Ampelgrün ein. Vorerst bis zur Mitte. Auf der Fußgängerinsel, die für drei, vier Leute bequem Platz bietet, um weitere Minuten zu verharren, haben sich heute aber zehn, zwölf Menschen eingefunden. Da wir unsere Kinder dabei haben, traut sich niemand, mal schnell zwischen zwei Autos rüberzuhuschen. Während ich den Kindern erkläre, dass es viel wichtiger ist, dass die Autos immer eine grüne Welle haben, sehen wir, wie diese am Theater alle bremsen müssen, um dort auf offenbar wichtigere Fußgänger zu warten ... Sonntagabend, 17:58 Uhr neben der Ausfahrt des Allee-Center-Parkhauses: Es ist dunkel, das Schleinufer gut befahren und wir wollen über die Straße. Ampeltaste gedrückt, „Signal kommt“ versprüht Hoffnung. Wir warten eine angemessene Zeit. „Signal kommt“ erlischt, Rot erlischt – wir zucken. Grün kommt aber nicht. Nein es ist 18 Uhr! Die Ampel hat sich gerade abgeschaltet. Auch für die Autos. Die können natürlich weiterfahren. Und wir stehen immernoch. Vor einer Minute hätten wir rübergehen können, da kamen auch mal 30 Sekunden lang keine Autos. Doch da hatten wir Rot. Und jetzt bekommen wir eine anonyme Ohrfeige von der Stadt, vom Projektleiter, der die Ampelsteuerung bestimmt oder einfach nur vom Programmierer dieser Ampelsteuerung. Sie lachen uns aus und führen uns vor Augen, dass Fußgängerampeln nicht dazu da sind, sicher auf die andere Seite zu gelangen, sondern vielmehr dazu, die Straßen zu Stoßzeiten fußgängerfrei zu halten. Wenn man bedenkt, wie einfach es wäre, zuerst die manuelle Anfrage auf Fußgängergrün zu bedienen und danach erst die Ampel abzuschalten, würde man alle drei genannten am liebsten täglich mehrmals Ohrfeigen. Stellen Sie sich vor, Sie betreten um 20:45 Uhr den Supermarkt, legen um 20:55 Uhr alles aufs Band und warten schön. Die Kassiererin beginnt, die Artikel zu scannen und steht mittendrin auf: „Wir machen jetzt Feierabend!“ Ja da würden Sie sich auf­regen – aber an der Ampel ist das normal. „Geht bestimmt nicht anders.“

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