Der Frühling kann mich mal!

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Fit in den Frühling, runter von der Couch und ran an den Winterspeck! Das sind die Botschaften, die mir gegenwärtig allerorts entgegen schlagen. Selbst dort, wo ich es nicht vermutet hätte: Fred fragte mich bei unserer letzten Bier-Freunde-Runde, ob ich am Frühlings-Fit-Programm des Studios seiner Tante teilnehmen möchte. Nein, das möchte ich ganz bestimmt nicht! Zumal auf dem Prospekt steht „Der schnellste Weg zur Bikini-Figur“. Fred warf mir Spitzfindigkeit vor und verließ beleidigt unser Stammlokal.

Ja, auch ich habe mich immer wieder dem Frühling hingegeben. Noch in meiner Gockelzeit zwischen Pubertät und letztem Jahr habe ich jedes Jahr den Frühling mit einer neuen Turnhose und einem engagierten Körper-in-Form-bringen-Programm eingeläutet. Auch wenn die letzten Jahre die Konkurrenz auf den Sportpfaden der Stadt knackiger geworden ist und ich mehr Wert auf hippe Turnhosen legen musste, um das Gefühl zu haben, kein komischer Vogel zu sein.

Und es stimmt. Dieses Erwachen der Natur und alles Sprießen steckt an. Nachbarn gucken freundlich und fangen an, Garten und Haus aufzuräumen. Auch meine Lieblingsliebste putzt die Fenster und lässt – wie sie sagt – den Frühling ins Haus. Es macht keinen Spaß mehr, auf dem Sofa zu liegen und über das Leben in Vorhaben nachzudenken. Wie Nadeln treffen die Sonnenstrahlen auf meine Plauze, die auch schon vor dem Winter zu mir gehörte. Und das Gebalze meiner gefiederten Freunde? Ansteckend? „Bist Du ein Vogel, kannst Du fliegen?“, fragte meine Lieblingsliebste mit vieldeutigem Blick. Soll ich sagen, „Fliegen kann ich zwar nicht, aber ja, ich bin ein Vogel. Und was für einer. Einer mit 20 hippen Turnhosen!“ Nein, sage ich nicht! Ich bin frühjahrsmüde und habe dieses überschätzte Erwachen im Frühling satt.

Gestern las ich eine schöne Meldung der Automobilindustrie: „Zweiter Frühling für den Verbrenner!“ Verbrennungs- statt Elektromotoren. „Wir müssen das Tempo beschleunigen“, wird Daimlerchef Zetsche zitiert. Na bitte. Das ist doch mal eine Frühlingsnachricht! Ich habe mich von meinem Fahrrad getrennt und erledige jeden – auch noch so kurzen – Weg mit meinem neuen Auto: ein rauchender Selbstzünder mit ordentlich Pferdestärken und Hubraum unter der Haube. (olesfrühling)

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