Der Minimarathon naht

by

Schon den ganzen Sommer reden Skarlett (fast 10) und Orlando (beinahe 6) davon, dass sie im Herbst den Mini-Marathon laufen wollen. Obwohl beide durchaus sportlich sind, wiesen wir sie darauf hin, dass 4,2 km ein ganz schöner Happen seien und so ganz ohne vorheriges Lauftraining schnell unschön werden können. Beide willigten ein. Meine Liebste nahm sich Orlando an, ich lief mit Kassiopeia. Wir teilten die Distanz in Abschnitte und gingen dann zwischendurch oder wechselten uns mit dem Rad ab, so dass immer ein Stückchen lief, der andere fuhr so lange mit dem Rad nebenher. Letzte Woche meinte Kassiopeia, die die ganze Zeit wegen eines Frosches im Halse husten musste und außerdem unter schwersten Seitenstichen und Schmerzen im Bein litt, dass ihr Laufen total Spaß mache und das Wetter total egal sei. Es regete in Strömen. Ich lobte sie und jubilierte innerlich. Der Knoten war offensichtlich geplatzt. Heute war ich nun dran, mit beiden Kindern zu laufen. Sie wechselten sich nach jedem Kilometer ab. Einer lief der andere ruhte sich auf dem Rad aus. „Wie viele Kilometer wollen wir machen?“ „Neun“, meinte Orlando. Skarlett wollte zehn.

Ich laufe, die Kinder wechseln sich ab: einer läuft, der andere hat Pause und fährt mit dem Rad nebenher. Trotz totaler Unlust geht Skarlett (10) zu schnell an, zetert dabei und bekommt Seitenstechen. Orlando (6), erst übermütig im Hopserlauf, dann so langsam, dass ich nebenher gehe, statt zu joggen. Er knurrt und läuft sein normales Tempo. Skarlett ist der Sattel zu tief, ihr Knie schmerzt „so dolle“. Darum muss ihr nächster Lauf abgebrochen werden. Orlando übernimmt nach nur wenigen Metern. Ich stell' ihr den Sattel höher. 200 m radeln mit passender Sattelhöhe und das Knie ist geheilt – sie übernimmt. Orlando bleibt derweil am Rad stehen und heult hysterisch. Wir laufen weiter – er wird sich wie immer beruhigen und dann nachkommen. 250 m weiter fällt mir der Grund ein: der Sattel! Schnell zurücklaufen, Sattel runter. Tschuldigung! Widerwillig folgt er. Trotz aller Unlust wollen sie heute einen Kilometerrekord aufstellen! Ich gebe zu bedenken, dass wir auch zurücklaufen müssen. Skarlett schmollt, Orlando heult. Entnervt befehle ich Umkehr. Schweigen – Rückweg. „Das ist UNFAIR, ich muss zum zweiten Mal die Brücke hochlaufen.“ Riesendiskussion – Wechsel auf Orlando. Ich gehe, was ihn erneut mächtig wurmt. Er läuft daraufhin ein durchaus respektables Stück. Wechsel. Skarlett bleibt schreiend stehen und fasst sich an die Brust. Ich kann nur ahnen, dass es Höllenseitenstiche sind – sofortiger Wechsel. Orlando läuft trotz viel zu kurzer Pause zügig an. Ein Jogger will überholen, doch Orlando hält dagegen. Vergessen sind nun alle Qualen. Noch 1,2 km bis zu Hause und obwohl er den Jogger ziehen lassen muss, will er komplett durchlaufen. „DAS IST UNFAIR!“ Skarlett will auch laufen. Jetzt sitze ich auf dem Kinderrad und beide Kinder laufen wie der Wind heimwärts. Ich hör‘ sie schon rufen: „Mama! Mama! Weißt du wie WIR heute ...

Back to topbutton