Grillen für vegane Ladies

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Was für ein Tag! Meine Lieblingsliebste fiel mir um den Hals! Ihr Wangenkuss wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Ob ich für sie grillen möchte, fragte sie mit geheimnisvoller Stimme. Ich ahnte, dass zum Grillwunsch noch nicht alles gesagt war. „Meine Ladies kommen.“ Aha, da lag der Hase im Pfeffer. Ich sollte für meine Lieblingsliebste und ihre Ausgehmädels der stumme Grilldiener sein: Nichts sagen, nur machen und das gut. Wenn ich normalerweise für jemanden grille, dann für Fred. „Bitte“, hauchte sie einfühlsam. Ok, wenn nicht ich, wer sonst. Und Lieblingsliebste gehören nun mal gehegt und gepflegt.

Fred schüttelte den Kopf. „Du willst tatsächlich für ein paar aufgedrehte Tanzhühner grillen?“ „Ja“, antwortete ich, trank einen Kümmerling und fügte hinzu, dass unser Angrilltermin verschoben werden muss. Dieser Termin steht seit vielen Jahren fest: der erste Sonnabend im Mai. „Du willst unser Angrillen absagen, auf Rostbratwurst, Schweinebauch und Nackenscheiben verzichten?“ Fred hielt inne und blickte mir fest in die Augen. „Du weißt, dass Ladies keinen Schweinebauch essen?“ Warum sollten Frauen meinen gegrillten Schweinebauch verschmähen? „Fred, wenn er richtig gemacht ist, dann werden mich die Ladies für meinen Schweinebauch lieben!“ Fred stand auf und beendete unsere wöchentliche Freundebierrunde wortlos. Er ging einfach.

Wir müssten jetzt mal über das Grillen sprechen, sagte meine Lieblingsliebste und blickte auf meinen Einkauf. Mein Stammfleischer hatte seine Freude an mir. Lustvoll hatte er das Fleischerbeil geschwungen und bei jedem Schlag in die blutige Schweinerippe so laut gestöhnt, dass seine Frau peinlich berührt den Verkaufsraum verließ. „Ja“, sagte ich, „Das sollten wir. Ich schlage vor, den Schweinbauch nicht rustikal wie sonst zu machen, sondern mediterran-leicht. Dazu gibt‘s Fleischsalat mit neuen Kartoffeln und Olivenöl statt Mayonnaise.“ Meine Lieblingsliebste unterbrach mich grob und eröffnete mir allen Ernstes, dass sie kein Fleisch auch nur in der Nähe des Grills sehen möchte. Sie und ihre Freundinnen lebten bereits seit vier Jahren vegan. Gott! War das noch meine Lieblingsliebste? Veganer! Alles was mir dazu einfiel, war eine Szene aus meiner Lieblingsserie „Die Simpsons“. Ein Naturschützer, der in Springfield Mammutbäume vor der Abholzung bewahren möchte und in den sich Lisa Simpson verliebt, sagt da, „Ich bin Veganer Stufe 5, ich esse nichts was einen Schatten wirft.“

Die Ladies kamen, trällerten ein aufgekratztes Hallo in hoher Stimmlage, verteilten Küsschen und turtelten belangloses Zeug. Und als sie genug Luft abgelassen hatten, fragten sie mich, was ich gedenke, feines zu grillen. „Maulwurf aus meinem Garten“, antworte ich. „Der warf zu Lebzeiten keinen Schatten.“

(ole-grillt-vegan)

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