Haubenmeise, Könisgspudel und mein Frühlingsverlangen

by

Frühlingserwachen und Frühlingsgefühle. Überall Schwung und Aktivität. Unerträglich. Ich gehe lieber in den Park. Hier kann ich mit mir den Frühling begrüßen und mich heimlich über Krokusse und Schneeglöckchen freuen. Ja, auch über das Gezwitscher und Gebalze unserer gefiederten Freunde. Aber beim ersten Frühlingsspaziergang bescherte mir ausgerechnet die Haubenmeise ein kribbeliges Frühlingsgefühl. Und nicht nur die.

Die Haubenmeise hat eine lustige kleine

Federhaube. Wie viele meiner Zeitgenossen auch. So ein drolliger gen Himmel zeigender Stietz in der vorderen Haarpartie verleiht seinem Besitzer etwas lausbubenhaftes

Keckes. So wie bei Moritz, jenem lustigen Gesellen, der gemeinsam mit Max nicht nur zu allerlei Schabernack bereit war, sondern auch Schabernack machte. Schade nur, dass beide über die Drögheit des Müllers zu Tode gekommen sind. Es gibt schöneres Abtreten als zu Korn gemahlen und von Hühnern aufgepickt zu werden. Der Stietz aber hat überlebt!

Nun finde ich den Stietz keine Frisur für mich. Ich mache zwar Schabernack, lasse mich deswegen aber nicht drankriegen. Der Anblick der Haubenmeise berührte mich und rief ganz tief in mir Wallungen hervor, die ich bisher erst zweimal im Leben hatte: Das erste Mal, als ich mit dem elterlichen Frisurdiktat brach – braver Jungenschnitt beim Herrenfrisör – und für die nächsten 15 Jahre den zeitlosen Igelschnitt bevorzugte, der erbarmungslos das Eckige am Kopf betonte. Das zweite Mal, als ich es satt hatte, osteuropäischer Ratzkopp gerufen zu werden und meine Haare einfach wachsen ließ.

Eine andere Frisur! Das ist mein Frühlingsverlangen! Aber keine Federhaubenfrisur. Auch nicht die Kiebitzfrisur, also die umgedrehte Version, mit Stietz am Hinterkopf. Und auch keine Felsenpinguinfrisur. Überhaupt keine Vogelfrisur!

Welche dann? Das wird die Frühlingsüberraschung für meine Lieblingsliebste. Soviel sei verraten: Frühling im Park ist auch die Zeit der Herrchen und Frauchen, die ihre Lieblinge ausführen. Langhaardackel mit Bodenschleiffrisuren und kurzhaarige Dobermänner mit entzückend abstehenden Ohren. Und dieser eine Hund an der Leine einer Frau, die den Charme eines Eisblocks versprühte, der hatte es mir angetan. Königspudel! Erhaben und intelligent. Locken, die noch Locken sind. Fest, widerspenstig, ungezähmt. Was für eine Feier der Natürlichkeit! Das wird die frisörmeisterliche Herausforderung sein. Etwas mehr Wildwuchs oder mehr Rasur im hinteren Bereich? Das lasse ich noch offen. Soll ja eine Überraschung werden. (olefrühling)

Back to topbutton