Ich hol‘ schnell Sushi!

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Sonntagabend, halb sieben. „Lass uns  Sushi bestellen.“ „Klar, ruf du an, du kennst dich besser aus.“ ... „Zwei Stunden sagen sie – Lieferprobleme! Nur zwanzig Minuten, wenn wir‘s abholen.“ „Das heißt, ich soll fahren.“ „Ja, fahr doch gleich los.“ Ich hab Hunger, also gut. Da sie es dort nie so genau nehmen mit ihren eigenen Vorhersagen, gebe ich 20 min drauf. Zehn nach Sieben stehe ich am Tresen. „Ist noch nicht fertig.“ „Wie, noch nicht? Sie sagten am Telefon ‚zwanzig Minuten‘. Jetzt sind vierzig um.“ „Sie können sich nicht vorstellen, wie viel wir heute zu tun haben.“ Ich drehe mich um, sehe etwa ein Viertel der Plätze belegt und gehe von wenigen Bestellungen aus, da von Lieferproblemen die Rede war. Etliche junge Leute sind hinter dem Tresen in Bewegung. Einige kochen, schnippeln, rollen. Einer erklärt seiner Kollegin die Kasse, einen verliere ich aus den Augen und ja, einer erklärt mir, dass es unmöglich ist, selbst wenn man aussieht wie ein BWL-Student, vorherzusagen, was in zwanzig Minuten sein wird. Ich entgegne: „Hätten Sie „eine Stunde“ gesagt, hätte ich mich sogar über eine gewonnene Stunde freuen können, so aber fühle ich mich verarscht.“ Er: „Tut mir leid, in zwanzig Minuten.“ Ich drehe mich um, verberge meinen Ärger nicht, brumme was, das ich selbst nicht verstehe und gehe raus. Zwanzig Minuten Radfahren bringen Ruhe. Pünktlich betrete ich den Laden – auf das Schlimmste vorbereitet – nehme mir aber vor, defensiv zu bleiben, denn ich habe Hunger und sollte nicht ohne Sushi nach Hause kommen. Doch Wunder: das Essen ist fertig! Ich sage frostig-freundlich danke und will gehen. Muss doch dieser Yuppiarsch tatsächlich nachtreten: „Na? haben Sie sich wieder beruhigt?“ Darauf gibt es keine Antwort, die nicht Verlierer oder Idiot aus dir macht. Ich wähle den Rückzug und draußen weicht der Ärger schon bald der Freude über meine Geschichte vom Sushi, Freunde.

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