Ihr freundlicher Vegetarier

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Irgendein Fest im Wissenschaftshafen. Meine Familie hatte Hunger und ich wurde auserkoren, Grillwürste und Pommes zu holen. Ich weiß, das ist nicht das, was man gesunde Ernährung nennt, aber wer schonmal für mehr als einen Tag Kinder hatte, wird wissen, dass man mitunter froh ist, etwas zu bekommen, von dem man weiß, dass es alle gern essen und dann satt sind. An Ollis Burgerstand und bei den Grillwürsten war jeweils eine Riesenschlange, während der Stand gegenüber schön leer war. Ich ging hin und gerade als es zu spät war wegzugehen, erkannte ich das Gesicht dieser stadtbekannten Köchin der vegetarischen Küche. „Ja, bitte?“ Etwas zögerlich fragte ich: „Hm, bei euch bekomme ich nichts mit Fleisch, oder?“ „Nein, aber probier doch mal unsere leckeren ...“ Kannte ich nicht – wollte ich nicht. Sie konnte nicht wissen, dass ich als Kind gezwungen wurde, vieles – vor allem Gemüse – zu essen, das ich nicht mochte und hinterher auch noch hämisch gefragt wurde: „Na war‘s denn so schlimm?“, wenn ich‘s denn aß. Seitdem gönne ich mir den Luxus, quasi überhaupt nichts mehr zu probieren. Ich kenne genug was mir schmeckt und so mache ich selten Ausnahmen.

Damit meine Kinder nicht einen ähnlichen Dachschaden wie ich bekommen, habe ich folgende Regel eingeführt: Was sie nicht kennen, kosten sie ein einziges Mal und können es mir sofort in die Hand spucken, wenn‘s nicht schmeckt. Danach wird kein Wort darüber verloren. Und so waren mir drei mid-preisige vegetarische Burger für in die Hand gespuckt einfach zu teuer.

„Ach nein, lass mal - ich soll Würstchen holen. Kinder sind manchmal recht eigen, wenn man was anderes mitbringt.“ Das wollte sie nicht verstehen. Sie raunte mir missgelaunt irgendetwas zu und ihr Koch rief mir hinterher, dass sie auch Katze hätten. Ich zögerte kurz, entschied mich dann aber doch für Schlange.

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